Wegen Handy bestraft

Taiwan: Proteste nach Hitzetod eines Soldaten

Ausland
05.08.2013 17:50
Der Hitzetod eines taiwanesischen Rekruten Anfang Juli sorgt für einen immer stärker werdenden Sturm der Entrüstung innerhalb der Bevölkerung. Der 24-jährige Hung Chung Chiu (Porträt im Bild neben seiner Mutter) war infolge einer extremen körperlichen Anstrengung - eine Strafe wegen unerlaubten Handybesitzes - gestorben. Seitdem reißt der Protest Hunderttausender wütender Bürger nicht ab.

"Wir wollen die Wahrheit", riefen Hunderte Trauernde am Sonntag bei der Beerdigung des Soldaten dem Präsidenten Ma Ying Jeou zu, der zu der Zeremonie gekommen war. Am Samstag hatten nach Angaben der Organisatoren nahe des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt Taipeh rund 200.000 Menschen für Hung demonstriert, die Regierung schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 100.000. Die meisten waren in weiß gekleidet, der Farbe, die in Taiwans Kultur die Wahrheit symbolisiert.

Mutter des Rekruten hofft auf "Wahrheit und Gerechtigkeit"
Viele Demonstranten sangen eine taiwanische Version des Revolutionslieds "Do you hear the people sing?" aus dem Musical "Les Miserables". Hungs Mutter dankte den Demonstranten für deren Anteilnahme und sagte, sie hoffe auf "Wahrheit und Gerechtigkeit" für ihren Sohn.

Vorwurf: Rekrut kurz vor seinem Kollaps Wasser verwehrt
Hung war am 4. Juli an einem Hitzschlag gestorben. Nach Ärzteangaben versagten mehrere Organe, als er zu extremen körperlichen Übungen als Strafe für den unerlaubten Besitz eines Mobiltelefons an seinem Standort gezwungen wurde. Zudem war für Hung offenbar widerrechtlich Isolationshaft angeordnet worden. Nach Angaben seiner Familie wurde Hung mehrfach Wasser verwehrt, obwohl er kurz vor einem Kollaps gestanden sein soll. Er starb nur wenige Tage vor dem Ende seines einjährigen Militärdienstes.

Anklage gegen 18 Verdächtige erhoben
Am Mittwoch hatte die Militärstaatsanwaltschaft Anklage gegen 18 Verdächtige in dem Fall erhoben. Ihnen werden fahrlässige Tötung, Freiheitsberaubung und die ungesetzliche Bestrafung eines Untergebenen vorgeworfen. Verteidigungsminister Kao Hua Chu trat im Zusammenhang mit dem Fall zurück.

Experten befürchten Rückschlag bei Reform der Armee
Experten gehen davon aus, dass der Fall die Bemühungen der Regierung um eine Professionalisierung der Armee wieder zurückwirft. Das Verteidigungsministerium will die Dienstzeit von einem Jahr auf vier Monate verkürzen - in der Hoffnung, dass sich die Soldaten danach freiwillig länger verpflichten. Derzeit hat die taiwanesische Armee massive Rekrutierungsprobleme.

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