Fall Trayvon Martin
USA-weite Proteste gegen Freispruch des Todesschützen
"Wir denken, dass der Tod meines Sohnes zu einem Wandel in unserer Gesellschaft führen muss. Die Gesetze, die es erlauben, jemanden zu töten, nur weil er für verdächtig gehalten wird, müssen abgeschafft werden", sagte Tracy Martin vor etwa 500 überwiegend schwarzen Demonstranten in Miami. Dem Fernsehsender CNN sagte der Vater des getöteten 17-Jährigen, die Demonstrationen schickten "eine Botschaft über das ganze Land und zeigen, dass wir die Füße nicht stillhalten werden". Wegen eines kräftigen Regenschauers ging die Kundgebung in Miami schon bald zu Ende.
Erinnerungen an Emmett Till wurden wach
Unter den mehreren Hundert Demonstranten in Chicago war ein Mann mit einem Schild "Latinos for Trayvon" zu sehen, aber auch hier waren Hispanics und Weiße deutlich in der Minderheit. Ein Redner nach dem anderen verwies auf den Fall des aus Chicago stammenden Emmett Till.
Der rassistische Lynchmord des 14-jährigen Schwarzen 1955 in Mississippi war der Auslöser der US-Bürgerrechtsbewegung. Die beiden als Täter angeklagten Weißen wurden damals von einer rein weißen Jury freigesprochen. Auch Beyonce erinnerte auf ihrer Website an Tills brutale Ermordung. "Wir müssen für Trayvon genauso kämpfen wie die Generation vor uns für Emmett Till gekämpft hat", schrieb sie.
"Ich werde mich auch für eure Kinder engagieren"
Zu der Kundgebung in New York kamen mehrere Tausend Menschen. Zu ihnen sprachen bei brütender Hitze unter anderen der schwarze Prediger und Bürgerrechtler Al Sharpton und Trayvons Mutter Sybrina Fulton. Diese sprach sich für friedliche Proteste aus und versicherte, dass der Tod ihres Sohnes nicht vergebens sein werde. "Ich muss nicht nur das tun, was ich für Trayvon tun muss. Ich werde mich auch für eure Kinder engagieren."
Sharpton sagte, das berühmte Musikerpaar auf der Rednertribüne sei "nicht gekommen, um sich fotografieren zu lassen, sondern aus Solidarität für die Familie von Trayvon Martin". Außerdem seien Jay-Z und Beyonce Eltern. "Wir haben alle Kinder, und wir haben Angst. Die Gesetze müssen alle schützen", fuhr Sharpton fort.
Bewegende Worte des Präsidenten
Am Freitag hatte sich US-Präsident Barack Obama zu dem umstrittenen Freispruch geäußert. "Vor 35 Jahren hätte ich Trayvon Martin sein können", sagte der erste afroamerikanische US-Präsident. Er zeigte Verständnis für den Unmut vieler Schwarzer über das Urteil, zumal die "historische Ungleichbehandlung" im Justizsystem weiter fortbestehe. Zugleich mahnte er zur Friedfertigkeit. Gewalt würde Martins Tod "entehren".
Der Nachbarschaftswächter George Zimmerman hatte Martin im Februar 2012 in der Stadt Sanford in Florida erschossen. Ein Geschworenengericht glaubte seiner Version, dass der Jugendliche ihn zuerst attackiert und er selbst nur in Notwehr gehandelt habe.
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