Türkei & Brasilien

Protestbewegungen setzen immer öfter auf soziale Netze

Web
21.06.2013 12:45
Die Gründe für ihren Protest sind unterschiedlich, doch eines haben die Bewegungen der letzten Jahre gemeinsam: Viele der oft jugendlichen Demonstranten nutzen soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter, um sich zu organisieren, ihre Botschaften zu schärfen und Bilder von Polizeigewalt zu verbreiten.

Die sozialen Netzwerke ermöglichen es den Demonstranten, in Echtzeit mit Hunderten oder Tausenden Gleichgesinnten zu kommunizieren. Auch andere Taktiken wie das Einnehmen öffentlicher Plätze finden sich weltweit, sei es in Istanbul, bei den "Occupy"-Demonstrationen oder auf dem Tahrir-Platz in Kairo.

Social Media ersetzt zensierte staatliche Medien
Der "Arabische Frühling" wurde unter anderem von Bürgerjournalisten vorangetrieben, die Bilder und Videos von Protesten verbreiteten, als staatliche Fernsehsender nicht darüber berichteten. So verbreiteten sich Aufnahmen von den Protesten in Sidi Bouzid in Tunesien, die den "Arabischen Frühling" auslösten, über das Web.

In Ägypten war einer der ersten Sammelpunkte der Demonstranten eine Facebook-Seite für den von Polizisten zu Tode geprügelten Khalid Said. "Wir sind alle Khalid Said" entwickelte sich zu einer der wichtigsten Protestseiten. Einer der Revolutionshelden in Ägypten war zudem der Google-Manager Wael Ghonim, der bei der Organisation der Proteste im Netz half. Später verbreitete sich bei den "Occupy"-Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit das Motto "Wir sind die 99 Prozent" über Bilder im Netz.

Erdogan bezeichnete Twitter kürzlich als "Plage"
Hinzu kommen Echtzeit-Netzwerke wie Twitter. In der Türkei berichteten Demonstranten dort praktisch live vom harten Vorgehen der Polizei. Unter Schlagworten, genannt Hashtags, wie "#gezipark" sammelten sie Informationen - und das bereits, als die Proteste in den Massenmedien noch kaum zur Sprache kamen.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete das Online-Netzwerk als "Plage". "Die größten Lügen sind hier zu finden", sagte er Anfang Juni. Doch auch die Polizei kann die öffentliche Kommunikation auf Twitter verfolgen: In Izmir wurden Twitter-Nutzer festgenommen. Ihnen wurde Anstachlung zu einem Aufstand und Propaganda vorgeworfen.

Brasilien: Anderes Motiv, ähnliche Mittel
In Brasilien geht es nicht wie damals in Ägypten oder Tunesien darum, eine Diktatur zu stürzen, sondern vor allem um den Protest gegen Korruption und soziale Missstände. Das kann man auch an den populärsten Themen bei Twitter in Brasilien wie #MenosCorrupçãoEMais (Weniger Korruption ist besser) ablesen.

Außerdem sammeln sich die aktuellen Proteste um viele Facebook-Seiten. Besonders populär ist eine Seite mit dem Namen "Passe Livre", die von São Paulo und anderen Städten aus die Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhung bei Bussen organisierte. Seit Anfang Juni haben sich mehr als 250.000 Menschen der Seite angeschlossen.

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