Holocaust verharmlost?

Schellhorn gibt Anteile an Pilz-Medium wieder ab

Medien
25.04.2024 21:15

Für Aufsehen hat NEOS-Politiker Josef „Sepp“ Schellhorn gesorgt, als er verkündete, sich an dem von Ex-Politiker Peter Pilz gegründeten Online-Medium „Zackzack“ zu beteiligen. Jetzt tritt er seine Anteile wieder ab - wegen einer „Verharmlosung des Holocaust“, wie Schellhorn erklärte.

Auslöser war eine Karikatur von „Zackzack“-Zeichner Othmar Wicke, die Bundeskanzler Nehammer zeigt, der „Arbeit bringt Freiheit“ sagt. Die Form der Sprechblase und die Schriftart sind eine eindeutige Anspielung auf den berüchtigten Spruch „Arbeit macht frei“ über dem Lagertor des KZ Auschwitz, das die Nationalsozialisten im besetzten Polen errichteten, einem der Zentren der NS-Vernichtungspolitik.

Schellhorn: „Distanziere mich voll“
Ursprünglich wurde der Cartoon bereits im Oktober 2023 auf „Zackzack“ veröffentlicht. Wegen der erneut aufgeflammten Debatte um die Arbeitszeit wurde sie auf der Plattform X am Donnerstag erneut geteilt. Darauf reagierte Schellhorn. „Ich teile mit, dass ich die vorbehaltlose Abtretung meiner Gesellschaftsanteile an der Zack Media GmbH bereits eingeleitet habe und die Übertragung umgehend umgesetzt wird. Ich distanziere mich voll von der heutigen Verharmlosung vom Holocaust“, schrieb er auf X.

Karikaturist Wicke erklärte in einer Replik auf den Post von Schellhorn: „Und ich distanziere mich ausdrücklich von einer Verharmlosung des Holocaust.“ Kurz darauf schrieb er, dass er die betreffende Karikatur gelöscht habe, um „noch mehr Missverständnisse“ zu vermeiden.

Nehammer-Spruch schlug Wellen
Der direkte Link zum Cartoon führt jetzt zwar ins Leere, Stunden später war die Zeichnung am Donnerstagabend allerdings immer noch in der Karikaturen-Galerie auf „Zackzack“ (siehe Screenshot unten) sowie auf dem „Bluesky“-Profil von Wicke zu finden. Die Vorgeschichte zur Karikatur: „Arbeit bringt eben Freiheit“ sagte Nehammer am 13. Oktober 2023 bei einer Veranstaltung unter dem Motto „Frag den Kanzler“ in Wien. Dabei wurde mit Vertretern von NGOs über Armut diskutiert, Zweck war die Versöhnung mit den Hilfsorganisationen, nachdem der ÖVP-Chef durch das berüchtigte Burger-Video arg in die Kritik geraten.

Für den Ausspruch zur Arbeit, die Freiheit bringe, wurde Nehammer dann von manchen erneut kritisiert, weil er in Zusammenhang mit der Aufschrift über dem Lagertor des KZ Auschwitz gebracht wurde. Am selben Tag erschien dann auch die Karikatur von Zeichner Othmar Wicke unter dem Titel „Wiedergutmachung auf nehammerisch“.

Schon damals wurde der Karikaturist deutlich für die Verharmlosung von Symbolen von Auschwitz kritisiert. Andere Nutzer auf X verstanden am Donnerstagabend die Empörung von Schellhorn allerdings nicht. Sie verteidigten die Zeichnung damit, dass der Kanzler diese Aussage so getätigt habe – ohne die Art der Darstellung in der Karikatur in Betracht zu ziehen.

Ausspruch viel älter als die Nazis
Die Aussage, dass Arbeit frei mache, ist übrigens viel älter als das NS-Regime, das sie - wie vieles andere auch – missbrauchte und zynisch verdrehte. „Gerade durch die Arbeit macht der Mensch sich frei“, schrieb der dänische Philosoph Søren Kierkegaard 1843. Vom ursprünglich philosophisch-religiösen Kontext wurde der Spruch nach und nach losgelöst, bis er zur Parole wurde, die die Opfer von Zwangsarbeit, Folter und Ermordung verhöhnte.

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