"Kommen Sie nicht!"

Apokalypse-Boom: Behörden sperren “magischen Berg”

Ausland
19.12.2012 18:09
Für Weltuntergangsjünger sind es schlechte Nachrichten: Wenn am Freitag die angebliche Apokalypse hereinbricht, dann werden sie auf dem Berg von Bugarach in den südfranzösischen Pyrenäen keine Zuflucht finden. Denn die Behörden haben den "magischen Berg" gesperrt. Auch die Zufahrt in die darunterliegende Ortschaft wird kontrolliert und gegebenenfalls dicht gemacht, um einen befürchteten Ansturm von Esoterikern und Neugierigen in das 200-Seelen-Dorf zu verhindern.

"Ich richte einen Appell an die ganze Welt: Kommen Sie nicht nach Bugarach!", rief Bürgermeister Jean-Pierre Delord am Dienstag in die Mikrofone von TV- und Radioteams. Der Platz in dem Dörfchen sei demnach begrenzt. Wenn zu viele Menschen kämen, dann "werden sie vor den Toren des Dorfes bleiben und sich auf den Füßen herumtrampeln", so Delord.

Doch auf einen Appell an die Vernunft alleine haben sich die Behörden nicht verlassen. Denn einschlägige Internetseiten versprechen, dass manche Orte wie eben auch der Berg von Bugarach vom Weltuntergang verschont bleiben. Das hat einen wahren Hype um das Dörfchen ausgelöst, auch wenn Wissenschaftler nicht müde werden zu wiederholen, dass der 21. Dezember als Datum für den Weltuntergang völliger Unsinn und der Verweis auf den Maya-Kalender eine Fehlinterpretation sei.

Sogar Überflugverbot erlassen
Beamte begannen am Mittwoch in Bugarach vorsorglich mit dem Errichten der Absperrungen, 150 Polizisten und Feuerwehrleute sollen in den Tagen rund um den 21. Dezember im Einsatz sein. Der Aufstieg auf den 1.231 Meter hohen Pic de Bugarach ist bis zum Sonntag verboten, außerdem sind Camping, Wanderungen, Jagd oder Partys in dem Gebiet untersagt. Sogar zu einem Überflugverbot sah sich die zuständige Präfektur des Département Aude gezwungen: "Wir wollen verhindern, dass Leute versuchen, mit Ultraleichtflugzeugen auf dem Gipfel zu landen", sagte Präfekt Eric Freysselinard.

Gästezimmer für satte 1.500 Euro
Der Präfekt will auch verhindern, dass die angebliche Apokalypse von skrupellosen Geschäftemachern ausgenutzt wird. Er verweist auf Internetseiten, auf denen Gästezimmer für 1.500 Euro oder Stellplätze für ein Zelt zu 450 Euro pro Nacht angeboten werden - Preise, die für den kleinen Ort in einem abgelegenen Tal völlig überzogen sind. Wer will, kann auch für 15 Euro pro Flasche "Quellwasser vom Berg Bugarach" erwerben, das "Grippe und Hämorrhoiden" heilen soll. Bürgermeister Delord hatte bereits vor einigen Monaten Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet, als im Internet Steine zum Verkauf angeboten wurden, die angeblich vom Pic de Bugarach stammten.

Eingenistet haben sich in dem Dorf aber schon zahlreiche Journalisten. Mit Notizblock, Fotoapparat oder Kameras tummeln sie sich in den engen Gassen, um im Vorfeld des angeblich bevorstehenden Weltuntergangs zu berichten. Im Rathaus der kleinen Gemeinde klingelt pausenlos das Telefon, wie der Bürgermeister berichtet - er bekomme Interview-Anfragen aus aller Welt.

Einwohner sehnen Winterruhe herbei
Ach wenn der Rummel um Bugarach für einige Einwohner lukrativ ist - wie Delord sind viele von ihnen zunehmend genervt. "Sie haben so langsam die Nase voll", meinte der Bürgermeister, was der Bewohner eines Nachbardorfes den Journalisten bestätigt. In dem beschaulichen Ort wollen viele Menschen die "Apokalypse" so schnell wie möglich hinter sich bringen - damit endlich die gewohnte Winterruhe einkehrt.

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