Blutige Serie

Bereits 20. Mord seit Jänner 2012 auf Korsika verübt

Ausland
08.12.2012 17:24
Die Mittelmeerinsel Korsika wird seit Jänner dieses Jahres von einer brutalen Mordserie erschüttert. Am Freitag wurde erneut ein Mann Opfer eines Mordanschlags - dem 20. seit Jänner 2012. Die Hintergründe der Morde liegen im Bandenmilieu sowie in der Wirtschafts- und Finanzkriminalität. Doch Polizei und Justiz stehen der blutigen Serie machtlos gegenüber.

Der Mord an dem 29-jährigen Nachtclub-Manager im Badeort Calvi glich einer Szene aus einem Gangsterfilm. Das Auto des Mannes wurde nach Angaben von Staatsanwalt Dominique Alzeari bei dem Angriff mit zahlreichen Schüssen aus mehreren Waffen durchsiebt. Der elfjährige Stiefsohn des Mannes, der zur Tatzeit bei dem Opfer war, wurde bei dem Angriff leicht verletzt. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Der 29-Jährige war bis vor Kurzem wegen mehrerer Raubdelikte im Gefängnis gesessen. Laut Alzeari ist aber noch nicht klar, ob es einen Zusammenhang mit den anderen Morden in diesem Jahr gibt. Fakt ist aber, dass seit Jahren ein unerbittlicher Bandenkrieg zwischen verschiedenen Familienclans die "Insel der Schönheit" erschüttert - es geht um Einflusszonen und Geschäfte.

20 Morde seit Jänner 2012
Alleine seit Jänner 2012 wurden auf der französischen Mittelmeerinsel bereits 20 Morde verübt. Unter den Opfern sind auch der örtliche Handelskammer-Präsident Jacques Nacer und der prominente korsische Strafverteidiger Antoine Sollacaro. Bisher wurde keine der brutalen Taten, die zumeist auf offener Straße passierten, aufgeklärt.

Nach Angaben der französischen Regierung haben die meisten Morde ihren Ursprung in der Wirtschafts- und Finanzkriminalität sowie im organisierten Verbrechen. Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault hatte bereits im Oktober ein Maßnahmenpaket gegen die Kriminalität auf Korsika angekündigt. Besonderes Augenmerk werde dabei auf Betrug und Geldwäsche gelegt, so Ayrault gegenüber französischen Medien. Dabei verwies er insbesondere auf den Immobilienbereich, den Sport, die Baubranche und auf den Bereich öffentlicher Aufträge.

Mauer des Schweigens schützt Täter
Ein massives Problem ist die Mauer des Schweigens, die sich den Ermittlern auf der 300.000-Einwohner-Insel entgegenstellt. Für die Morde gibt es so gut wie nie Zeugen, niemand will etwas gesehen haben. "Das Gesetz des Schweigens, die Omertà, führt zusammen mit der Inkompetenz der Polizei dazu, dass der Großteil der Verbrechen unbestraft bleibt. Der französische Staat ist nur machtloser Zuschauer", schrieb die französische Tageszeitung "Libération" nach der Ermordung von Antoine Sollacaro.

Er wisse, so Ayrault, dass die Mehrheit der korsischen Bevölkerung unter Situation der leide. "Zu viele Vorfälle wurden nicht aufgeklärt, weil die Zeugen eingeschüchtert, bedroht wurden, zu viele Auseinandersetzungen wurden gewaltsam geregelt, es gibt zu viele Waffen auf Korsika, jeder muss dieser Gewalt jetzt auf den Grund gehen."

Mit Bomben für die Unabhängigkeit
Zudem kämpfen seit gut 20 Jahren Separatisten mit Gewalt für eine Unabhängigkeit der Mittelmeerinsel von Frankreich. Bei ihren Anschlägen haben sie oft Villen von Festlandfranzosen und Ausländern im Visier, aber auch Verwaltungsgebäude, Politiker und Beamte.

Erst im vergangenen Juli bekannte sich ein Kommando der Untergrundorganisation Nationale Befreiungsfront Korsikas zu einem Anschlag auf das Anwesen eines Pariser Bankiers. Die FLNC hatte zuletzt die Verantwortung für eine Serie von rund 20 Attentaten auf der Insel übernommen. Ob die Separatisten auch hinter einigen Morden stecken, ist aber unklar.

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