Mathilda Hagspiel:

Ich bin eine große „Fäschterin“

Vorarlberg
19.05.2024 07:55

Was treibt junge Menschen an? Wie sehen sie die Welt? In seiner Reihe „Wir sind nicht so!“ sucht Robert Schneider das Gespräch mit Jugendlichen. Jüngst traf er Mathilda Hagspiel.

Mit lebendigen Augen hinter einer großen Brille blickt mich die junge Frau an. Das lange, blonde Haar ist glatt gescheitelt und zu einem Zopf gebunden, der vorne über die Schulter fällt. Goldenes, rundes Ohrgehänge. Der Mund ist mit dezentem Lippenstift nachgezogen. Die 17-jährige Mathilda Hagspiel, die gerade die 7. Klasse im BG Lustenau besucht, redet gern, leidenschaftlich gern. „Ich weiß, ich quatsche zu viel, aber so bin ich eben“, erklärt sie sich. Sie sei von Natur aus ein fröhlicher Mensch, der es liebt, auf andere Menschen zuzugehen. Das liege bei ihr in der Familie. Außerdem mache es das Leben bedeutend einfacher, wenn man kommunikativ sei, meint sie. „Und überhaupt bin ich eine große „Fäschterin““.

Robert Schneider: Sie sind in Lustenau aufgewachsen. Ich höre aber keinen „Luschnouer Dialekt.
Mathilda Hagspiel: Ich hab’s ein wenig verlernt, weil ich mit vielen Emsern und Höchstern in der Klasse bin, aber ich kann’s. Ich passe mich halt immer ein wenig an. Mit meinem Freund rede ich nur „Luschnoerisch“.

Haben Sie Geschwister? Was machen Ihre Eltern? 
Ich habe einen um zehn Jahre älteren Bruder, den meine Mama mit einem anderen Mann hatte. Ein kleiner Studienunfall. Dann habe ich noch eine um zwei Jahre jüngere Schwester. Die Mama leitet den Kindergarten „Alberried“ in Lustenau. Der Papa war eigentlich von Haus aus Elektriker, hatte dann aber einen Arbeitsunfall, wo er praktisch die ganze Sehkraft auf einem Auge verlor. Jetzt arbeitet er in der Kunststofftechnik.

Leben die Großeltern noch? 
Ja, mütterlicherseits. Das sind richtig „harte Hunde“, wie man sagt. Sie sind nie krank.

Wie läuft’s schulisch so? 
Also, die siebte Klasse ist richtig schwer. Außerdem bin ich eine faule Nuss. Ich lebe leider nach dem Motto: Was ich heute kann besorgen, verschiebe ich auf übermorgen. Früher war ich viel braver und auch fleißiger, aber seit ich so viel „fäschte“, haben die Leistungen nachgelassen. Ich komme da ganz nach meinem Papa, der auch ein totaler Gesellschaftsmensch ist. Dann spiele ich noch in der Gemeindemusik „Querflöte“, was mir wirklich viel Freude macht. Jetzt ist der Mai bekanntlich sehr feiertaglastig. Da wird es dann halt schon recht spät.

Wissen Sie schon, was Sie beruflich machen wollen? 
Früher wollte ich immer irgendwas mit Medizin machen. Momentan interessiert mich sehr die biomedizinische Analytik. Ich habe mir das hier in einem Spital angeschaut. Nun bin ich absolut kein Lernmensch, außerdem möchte ich jung Kinder bekommen ...

Also gar nicht Karrierefrau, die sich zuerst einmal selbst verwirklichen möchte? 
Ich liebe einfach Kinder! Und ich möchte jung Mutter werden. Jedenfalls vor dreißig. Unbedingt!

Sie wirken auf mich sehr kontaktfreudig. Sie würden bestimmt eine gute Fernseh- oder Radiomoderatorin abgeben. 
O ja! Das würde mir sehr gefallen. Aber es ist so schwer, da irgendwie Fuß zu fassen. Ich rede wirklich gern, das stimmt. Leider oft viel zu viel. Ich habe angeblich schon mit acht Monaten zum Reden angefangen und als kleines Kind auf unseren Urlauben im Ausland einfach alles und jeden angequatscht. So bin ich halt. Ich bin ein Wirbelwind und kann gut Sprüche reißen. Genau wie mein Papa. Man lebt nur ein Mal und soll auch Quatsch machen dürfen.

Da Sie ein so kommunikativer Mensch sind, erübrigt sich natürlich die Frage nach dem Gebrauch der digitalen Medien. 
Ich gebe es gleich zu: Ich bin so ziemlich von allen digitalen Medien abhängig. Die tägliche Bildschirmzeit ist bei mir ziemlich hoch. Ich habe auch kurz überlegt, ob ich als wichtigen Gegenstand in meinem Leben nicht gleich das Handy angeben soll. Aber das kommt wohl nicht so gut an ...

Im Gegenteil, ich finde es wunderbar, dass Sie so ehrlich sind! Auf welcher Plattform bewegen Sie sich am meisten? 
Snapchat ist mein heutiges WhatsApp. Eigentlich mache ich gar nichts mehr ohne Snapchat. Höchstens mit der Oma kommuniziere ich noch über WhatsApp oder mit meiner Klassengruppe.

Was ist der Vorteil von Snapchat? 
Ich kann sofort ein Video aufnehmen und es gleich an alle versenden. Ich finde, es ist wichtig, dass ein Gesicht hinter dem Gesagten steht. Beim bloßen Schreiben fehlt die Mimik und die Gestik, entstehen oft so viele Missverständnisse. Da komme ich oft zum Streiten. Aber wenn jemand mein Gesicht dazu sieht, das Lächeln oder den Ärger, weiß er einfach viel besser, wo er dran ist. Außerdem tue ich mir mit geschriebener Ironie oder Sarkasmus sehr schwer. Das verstehe ich nicht. Beim Video kann ich das sofort richtig einordnen.

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So bin ich halt. Ich bin ein Wirbelwind und kann gut Sprüche reißen. Genau wie mein Papa. Man lebt nur ein Mal und soll auch Quatsch machen dürfen.

Mathilda Hagspiel

Nehmen Sie das Handy auch zum Einschlafen mit ins Bett? 
Ja, weil da kann ich mit meinen Freunden den Tag nachbereiten. Daneben schaue ich dann TikTok, wenn ich auf eine Antwort warten muss.

Sind Sie ein religiöser Mensch? 
Schon. Ich gehe jetzt nicht jeden Sonntag in die Kirche, doch als ich im vergangenen Jahr einen unverschuldeten Mopedunfall hatte, habe ich allen meinen Schutzengeln gedankt. Wenn ich zum Beispiel Babysitte, bete ich mit den Kindern ein Vaterunser zum Einschlafen, damit sie auch so gute Schutzengel bekommen wie ich.

Lesen Sie noch Bücher? 
Ja, auf Englisch, weil ich mich da verbessern musste. Aber deutsche Bücher lese ich sehr selten. Ich weiß nicht, beim Lesen werde ich immer so schnell müde.

Jetzt müssen Sie mir noch etwas über den Gegenstand“ erzählen, der Ihnen sehr viel bedeutet. 
Das sind diese beiden Stoffhasen. Den schwarzen habe ich gleich zu meiner Geburt bekommen, den anderen später. Ich habe ja früh zu sprechen angefangen und nannte die Hasen „Darpia“. Meine Mama nannte sie „Lumpatierle“. Vermutlich ist daraus dieser seltsame Name entstanden, weil ich noch nicht alles verstehen konnte. Die beiden Stofftiere begleiten mich eigentlich schon mein ganzes Leben lang, und das ist ein sehr schönes und auch beruhigendes Gefühl.

Danke, Mathilda, für das so ehrliche Gespräch!

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