Zweifacher Mörder

Ex-Anhänger von Charles Manson soll begnadigt werden

Ausland
05.10.2012 16:13
Eine Gnadenkommission in Kalifornien hat die Entlassung eines Mitglieds der Charles-Manson-Sekte aus der Haft empfohlen. Die Entscheidung vom Donnerstag ist bereits die zweite entsprechende Empfehlung für den inzwischen 70-jährigen Bruce Davis (Bild), der wegen zweier Morde vor rund 40 Jahren im Gefängnis sitzt. Eine erste Empfehlung, ihn aus der Haft zu entlassen, hatte der damalige Gouverneur Arnold Schwarzenegger 2010 wegen "unzumutbarer Gefahr" abgelehnt. Die Justiz will die neue Empfehlung nach eigenen Angaben genau prüfen.

Davis ist wegen der Morde an dem Musiker Gary Hinman und dem Stuntman Donald "Shorty" Shea verurteilt. Insgesamt ermordete die berüchtigte Manson-Sekte im Jahr 1969 sieben Menschen, darunter die hochschwangere Frau von Regisseur Roman Polanski, Sharon Tate. Die Mitglieder der Sekte wurden im Jahr 1971 zunächst zum Tod verurteilt. Nach der Aussetzung der Todesstrafe in Kalifornien wurden die Strafen in lebenslänglich umgewandelt.

Davis: "Habe bemerkenswerte Fortschritte gemacht"
"Während seine Taten grauenhaft waren, wurden die Verbrechen vor 43 Jahren begangen", begründete Jeff Ferguson, ein Vorstandsmitglied der Gnadenkommission, die nunmehr zweite Empfehlung, Davis aus der Haft zu entlassen. Der heute 70-Jährige hatte lange Zeit auf seiner Version der Ereignisse beharrt, nur Zuschauer der Morde an den beiden Männern gewesen zu sein. In den letzten Jahren übernahm er jedoch Verantwortung für die Bluttaten. Er habe "bemerkenswerte Fortschritte in der Auseinandersetzung mit dem, was ich getan habe" gemacht, sagte Davis am Donnerstag. "Ich will versuchen einen Teil des Schmerzes, den ich verursacht habe, wiedergutzumachen", so der 70-Jährige gegenüber der Tageszeitung "San Luis Obispo Tribune".

Tate-Schwester von Kommission enttäuscht
"Ich bin froh und erleichtert, und ich hoffe, Bruce's Leidensweg wird vorbei sein", erklärte sein Anwalt Michael Beckman, der seit Jahren für die Freilassung von Davis kämpft. Beckman zufolge sei sein Mandant vollständig rehabilitiert und erfülle sämtliche Auflagen für eine Bewährung. Gegen Davis' Freilassung sprachen sich hingegen neben der damaligen Anklagebehörde, deren Leiter Steve Cooley Gouverneur Arnold Schwarzenegger im Jänner 2010 von der Ablehnung der Empfehlung überzeugt hatte, auch ein ehemaliges Mitglied der Manson-Familie, Barbara Hoyt, sowie die Schwester der ermordeten Sharon Tate, Debra Tate, aus. Tate, die der Anhörung beigewohnt hatte, zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung der Kommission, "einen Serienmörder wieder auf die Öffentlichkeit loszulassen".

Gott gefunden, Familie gegründet und Studium absolviert
Sollte Davis aufgrund der Empfehlung tatsächlich freikommen, wird er in ein Übergangs-Wohnhaus ziehen, welches von religiösen Gruppen betreut wird. Der 70-Jährige will im Gefängnis zum christlichen Glauben zurückgefunden haben und betreut als Seelsorger andere Insassen. Er heiratete zudem eine Frau, die er durch den Gefängnis-Seelsorgedienst kennengelernt hatte und hat eine erwachsene Tochter. Das Paar wurde vor Kurzem geschieden. Zudem erwarb Davis in der Haft einen Master-Abschluss sowie einen Doktortitel in Philosophie und Religion, wie sein Anwalt ergänzte.

Der mittlerweile 77-jährige Charles Manson selbst war Mitte April mit seinem bereits zwölften Gnadengesuch gescheitert und bleibt wahrscheinlich für den Rest seines Lebens hinter Gittern. Eine von Mansons Anhängerinnen, Leslie Van Houten, scheiterte 2010 mit ihrem 19. Gnadengesuch. Ein weiteres Mitglied der Manson-Bande, Susan Atkins, starb im Jahr 2009 im Gefängnis an Krebs.

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