"Nur Befehle befolgt"
Mutmaßlicher NS-Scherge Csatáry in Ungarn verhaftet
László Csatáry gab in der ersten Einvernahe an, bereits mit seiner Verhaftung gerechnet zu haben. Er leugnete aber vehement seine Schuld. Er habe zwar 1944 als Polizeioffizier gedient, dabei aber nur Befehle befolgt.
Nun soll die Untersuchung des Geisteszustandes Csatárys angeordnet werden. Derzeit gehe man davon aus, dass er sich guter physischer und psychischer Gesundheit erfreue. Laut Staatsanwaltschaft sollen dann auch Opfer angehört werden, die in Israel leben. Die Suche nach ihnen sei eingeleitet worden.
Einer der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher
Nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums gehört Csatáry zu den meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrechern des Zweiten Weltkriegs. Die britische Zeitung "The Sun" hatte Csatáry jüngst in Ungarn aufgespürt.
Als Polizeichef von Kosice im ungarisch besetzten Teil der Slowakei in den Jahren 1941 und 1944 soll er eine wichtige Rolle bei der Deportation von Juden gespielt haben. Laut dem Direktor des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, war Csatáry mitverantwortlich für den Abtransport von 15.700 Menschen in das Konzentrationslager Auschwitz.
Die Budapester Fahndungsbehörde hatte im September 2011 auf Ersuchen des Wiesenthal-Zentrums die Fahndung wegen des Verdachts von Kriegsverbrechen durch den heute 97-Jährigen erhoben.
Jahrzehntelang in Kanada untergetaucht
Csatáry war 1945 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Er lebte jahrzehntelang in Kanada. Dort habe er nach sechs Jahren Aufenthalt 1955 die kanadische Staatsbürgerschaft erhalten, hieß es.
Csatáry habe eine Zeit lang in Montreal als Antiquitätenhändler gearbeitet. 1997 sei der Verdacht entstanden, dass er bei seinem Einwanderungsantrag falsche Informationen über seine Vergangenheit angegeben hätte. Damals wurde ihm die kanadische Staatsbürgerschaft aberkannt. Laut kanadischen Behörden hätte Csatáry daraufhin freiwillig das Land verlassen, um eine Ausweisung zu umgehen. Danach tauchte er 15 Jahre lang unter.
Vor seiner Flucht hatte er laut der Nachrichtenagentur AFP vor kanadischen Ermittlern noch seine Beteiligung an der Deportation von Juden eingeräumt, seine Rolle aber als "begrenzt" bezeichnet.
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