Jubiläumsinterview

Wie eine Gruppe das Wort „Tschusch“ entschärfte

Musik
03.03.2024 09:00

Vor mehr als 50 Jahren kam Slavko Ninić von Slawonien aus nach Wien - und blieb. 1989 gründete er die Wiener Tschuschenkapelle, die mit Ethno-, Balkan-, Weltmusik und einer kräftigen Portion Humor und Ironie nicht nur für Toleranz und Respekt stehen, sondern auch das einst verpönte Wort „Tschusch“ entschärften und humorisierten. Zum 70er von Ninić und dem 35er seiner Band trafen wir den Bandleader zum großen Jubiläumsgespräch.

(Bild: kmm)

„Krone“: Herr Ninić, dieses Jahr feiern Sie ein Doppeljubiläum. Sie wurden unlängst 70, die Wiener Tschuschenkapelle ist 35. Wie haben Sie bislang gefeiert?
Slavko Ninić:
Diese Zahl war mir erst ein bisschen unheimlich. Der 70er ist eine Schwelle, von wo man nicht mehr zurückkommt. Ich habe mich zurückgezogen und in meiner Wohnung am Meer Bücher gelesen und Gitarre gespielt. Ich habe nichts getrunken und niemanden getroffen. Aber jetzt ist wieder alles okay und wir feiern am 9. März im Konzerthaus nach.

Die Wiener Tschuschenkapelle prägt exakt Ihr halbes Leben. Hätten Sie sich zu Beginn gedacht, dass diese Gruppe so lange existieren würde?
Auf keinen Fall. Wir haben es anfangs ein Jahr lang probiert, so lange konnten wir mit dem Ersparten überleben. Sollte es halbwegs klappen, bleiben wir dabei, sonst suchen wir uns einen anderen Job. Wir kamen aber schnell ins Radio und Fernsehen und bauten uns ein Publikum auf. Wir brauchten keine Jahre, um bekannt zu werden. Heute spielen wir nach wie vor relativ viel live.

Was war denn die Grundidee hinter der Tschuschenkapelle?
Das ist schwer zu sagen. Vielleicht haben wir den Nerv der Zeit getroffen, aber das stimmt auch nicht wirklich. Es gibt Bands, die zwei Jahre lang aufflammen und dann wieder verschwinden. Vielleicht lag es an der Kontinuität und der Ehrlichkeit zu uns selbst. Wir haben uns nie kommerzialisieren lassen und sind nie mit irgendwelchen Trends gegangen. Wir blieben bei unserem Stil, der sich natürlich entwickelt hat, aber der Grundstamm blieb immer so, wie er anfangs war.

Es ging von vornherein darum, offen und vielseitig zu sein. Quasi eine Art Weltmusik zu erschaffen.
So ist es. Wir haben uns nicht von den Einflüssen abgehoben, sind aber immer bei der Grundidee geblieben, die Lieder so einfach und ursprünglich wie möglich zu gestalten. Wir haben uns etwa vom Wienerlied und viel von Balkan-Musik, aber auch von türkischem und griechischem Liedgut inspirieren lassen. Zudem hatten wir immer viele Gäste aus den jeweiligen Kulturen, die repräsentativ waren. Auf der letzten CD hatten wir etwa Roland Neuwirth von den Extremschrammeln, Rudi Pietsch oder Willi Resetarits drauf. Wir hatten immer viele Unterstützer, Helfer und Freunde und genauso waren wir gern gesehene Gäste bei ihnen.

Den Namen haben Sie damals gewählt, um das Schimpfwort „Tschusch“ zu entkräften und mit augenzwinkernder Ironie zu durchziehen.
Als der Name fiel, haben wir damals alle gelacht. Ich war anfangs skeptisch, weil „Tschusch“ ein Schimpfwort sei, aber die Kollegen haben mich davon überzeugt, dass wir damit in die Offensive gehen könnten. Zu einem guten Teil ist das auch gelungen. Meiner Meinung nach ist das Wort heute nicht mehr so giftig wie vor 35 Jahren. Damals war es relativ böse.

Der Begriff wurde auch von jüngeren Künstlern übernommen. Etwa von EsRAP, mit denen Sie bei den Wiener Festwochen aufgetreten sind und die ihr „Tschuschistan“ als ein Utopia betrachten, in dem alle Menschen friedlich miteinander leben können.
Wir haben sich gegenseitig Tschusch genannt, wenn einer aus dieser Gegend war. So hat man sich geneckt, aber es war kein Geschimpfe mehr. Irgendwann wurde Tschusch für mich ein Synonym für einen guten Musiker.

Hatten Sie von Anfang an einen klaren gesellschaftspolitischen Gedanken mit diesem Projekt?
Ja, wir haben einen gewissen kulturpolitischen Auftrag, unsere Kultur den Menschen hier näherzubringen. Die Menschen von dort integrieren sich in der österreichischen Gesellschaft, pflegen ihre Kultur aber weiter. Wir waren sicher Pioniere dafür, dass wir uns nicht in einem ausländischen Ghetto verschlossen haben, so wie viele Gruppen, die dauernd unter sich sind. Sie bleiben in ihrem Keller und spielen nicht für die Österreicher und das Land, in dem sie leben. Unser Publikum war in erster Linie österreichisch und mit der Zeit kamen dann auch die Tschuschen dazu. Wir haben einmal für die Belegschaft der Firma IBM gespielt. Ein kleiner Bub hat auf uns gezeigt und gemeint „Schau Papa, Tschuschenkapelle“ und der Papa entgegnete ihm sofort, dass man das nicht sagt. (lacht) Der österreichische Gewerkschaftsbund hat uns anfangs boykottiert, weil sie die Ironie nicht erkannten und dachten, wir beleidigen unsere ausländischen Kollegen. Manches hat ein bisschen gedauert.

Würden Sie sagen, dass sich die Gemeinschaft und das Leben unterschiedlicher Kulturen untereinander in den letzten 35 Jahren in Wien verbessert hat?
Ich glaube schon, das liegt aber auch daran, dass die Menschen sich in der Gesellschaft integrieren und nicht danebenstehen. Die Gesellschaft befindet sich immer in einem Umbruch. Jetzt kommen gerade die ukrainischen Flüchtlinge, vorher waren es die syrischen. Die Tschuschen sind als klassische Ausländer in den Hintergrund geraten und schon in der dritten Generation hier.

Zeiten ändern sich - würden Sie ihre Gruppe, wenn Sie sie heute starten würden, wieder Tschuschenkapelle nennen?
Vielleicht ist der Name gar nicht mehr so aktuell. Ich weiß es nicht. Wir sind mittlerweile auch ein historisches Produkt. (lacht)

Die Tschuschenkapelle hat sich musikalisch so gut wie nichts und niemandem verwehrt. Das ging hoch bis in die Klassik. Ist das mitunter ein relevantes Erfolgsgeheimnis?
Es gibt schon eine Grenze und ich habe eine große Ehrfurcht vor fremden Kulturen. Man soll nicht alles in einen Topf werfen und daraus eine eklektische Mischung produzieren. Es muss schon gut sein und musikalisch sitzen. Wenn ich griechisch singe, achte ich sehr darauf, dass die Aussprache korrekt ist und jeder Ton sitzt. Wenn mich ein Flüchtling aus Griechenland hört, soll er sich nicht denken, es singt ein deppater Ausländer. Mit den Wienerliedern ist das gleich. Ich mag den Schmäh, aber ich zeige damit, dass ich nicht aus Ottakring komme. Ich tue nicht so, als wäre ich von dort.

Schmäh und Humor sind immer wichtig, um prekäre Situationen zu entschärfen. Humor steht sinnbildlich für ein gutes Miteinander.
Wer nicht bei unseren Konzerten war, der soll auf jeden Fall einmal vorbeischauen. Ich quatsche immer zwischen den Liedern, erkläre sie und erzähle übertriebene Geschichten, die ich dazugedichtet habe. Es kommt immer darauf an, wie gut ich gerade drauf bin.

Was die Tschuschenkapelle auch auszeichnet: Sie kann im Konzerthaus oder der Staatsoper auftreten, genauso aber auch beim Bezirksheurigen oder auf Firmenevents.
Das gefällt mir wirklich sehr. Wir haben in der Staatsoper gespielt und gleichzeitig am Traktoranhänger neben einem ehemaligen Kuhstall. Wir haben schon in ganz Europa, in New York und in Brasilien gespielt. Musik gehört ins Leben. Wo das Leben stattfindet, dort ist die Musik. Es ist aber natürlich eine große Ehre, im Konzerthaus oder in der Staatsoper zu spielen. Das ist für jeden Musiker eine hohe Auszeichnung. Ich spiele aber auch bei Geburtstagsfesten. Ich habe mal von Richard Lugner eine Werbung übernommen. Er schrieb einmal auf seinen LKW „Wir bauen nicht nur Moscheen“. Das fand ich gut. Ich machte dann ein Prospekt, in dem stand „Wir spielen nicht nur in der Staatsoper“. (lacht)

Als Opernfan war es für Sie wahrscheinlich ein Highlight, in der Staatsoper mit der Tschuschenkapelle „Die lustige Witwe“ von Lehar zu spielen?
Selbstverständlich und lustig, wie es dazu kam. Dirigent John Eliot Gardener hat in Lehars ursprünglichem Libretto gefunden, dass dort eine Tamburica-Kapelle hingehört. Einen Tag vor der CD-Aufnahme mit den Philharmonikern haben sie verzweifelt nach Musikern gesucht und so kamen sie zu uns. Ich bekam einen Anruf, ob wir morgen in der Staatsoper spielen wollen. Seid ihr verrückt? Mir wurde dann der Fall erläutert. Die Dame sagte am Telefon eine Summe, wo mir sofort klar war, dass wir dabei sein würden. (lacht) Wir bekamen die Noten per Fax, ich trommelte die Band bei mir in der Wohnung zusammen und wir haben alles über Nacht einstudiert. Am nächsten Tag war die Probe mit den Philharmonikern im Musikverein. Der Dirigent fragte die Musiker, ob die Tschuschenkapelle in Ordnung wäre und sie waren begeistert. So waren wir dann im Spiel. Dann wurde eine CD aufgenommen und nachträglich wurde die Oper 20 oder 30 Mal gespielt. Wir sind da auch zu meinem Geburtstag aufgetreten.

Wie hat sich die Tschuschenkapelle für Sie als Bandleader über die letzten 35 Jahre verändert bzw. entwickelt?
Die Band war lange zusammen, aber dann wurden ein paar Musiker sehr schnell sehr bekannt. Wohl auch, weil es eben die Kapelle gab. Sie starteten dann einzelne Solokarrieren und so gab es immer mal wieder Fluktuation. Das ging etwa 15 Jahre so, aber seit ca. 22 Jahren ist die Band konstant. Es sind immer dieselben fünf Leute dabei. Die Kollegen spielen auch woanders, aber die Priorität liegt bei der Tschuschenkapelle.

Ihr spielt auch vor völlig unterschiedlichem Publikum. Fühlt sich jeder Auftritt, wo auch immer er stattfinden mag, für Sie ähnlich an?
Wir passen das Programm natürlich an, aber wir kamen immer gut an und hatten nie ein Problem. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand jemals aus dem Konzert gegangen wäre.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die Sie als Bandleader brauchen, um diesen Dampfer so lange auf Kurs zu halten?
Man muss die Arbeit selbst schön finden und die Überzeugung haben, dass man etwas Gutes macht. Wenn man eine Mogelpackung verkauft, wird kein Erfolg gelingen. Es gibt einen Grund, warum uns Leute hören und das merke ich an ihren Gesichtern nach dem Konzert. Es tut ihnen nicht leid, wenn sie Geld für uns bezahlt haben, denn sie nehmen ein gutes Gefühl mit nach Hause.

Sie haben die Gäste und Freunde angesprochen - inwiefern haben Personen wie Willi Resetarits Wesen und Erfolg der Tschuschenkapelle geprägt?
So bekannte Persönlichkeiten wie Willi oder Roland Neuwirth haben uns natürlich vorangebracht. Das tut gut für das Image. Andererseits wären sie nicht dabei, wenn sie nicht selbst der Meinung wären, dass das was Gutes ist. Sie sind ja nicht überall dabei. Wir waren auch oft bei ihnen als Gäste eingeladen.

Wie sehr fehlt eine Person wie Willi Resetarits der heutigen Gesellschaft?
Der Verlust von Willi ist rundum spürbar. Er war wirklich eine integrative Person und konnte mit allen reden und auskommen. Einen Tag nach seinem Tod habe ich mit einem Taxifahrer geredet, der mir sagte: „So einen wie Willi wird es nie mehr geben“. Willi for President - das wäre durchaus eine Möglichkeit gewesen. Ich hätte ihn als Bundespräsident gewählt.

Sie sind 1972 nach Wien gekommen. Warum nicht Berlin, Amsterdam oder sonst wohin?
Das war reiner Zufall. Ich habe in meiner kroatischen Heimatstadt die Matura gemacht und war vorher drei, vier Jahre in Deutschland. Ich musste viel lernen und wollte keine Bücher mehr sehen. Dann kamen die Ferien und ich reiste einfach drauflos. Wien hat sich ergeben, weil es hier Arbeit gab. Ein Freund schrieb mir, dass es dafür eine Unterkunft geben würde. Es hätte damals genauso Frankfurt sein können, aber bekanntlich ist es so, dass wenn man mal in Wien landet, dann bleibt man ewig. Einmal Wien, immer Wien. (lacht)

Wie haben Sie das Wien der 70er-Jahre als damals junger Mensch in Erinnerung?
Wien war eine graue Stadt. Ich erinnere mich daran, dass es keine Schanigärten gab und es verboten war, im Stadtpark über die Wiese zu gehen. Es war sehr streng und ziemlich Ostblock-mäßig, was die Regeln des Lebens anging. Es war so gut wie alles verboten - so hat es sich auch angefühlt. Man schimpft heute über die permanente gesellschaftliche Kontrolle durch die öffentlichen Kameras, aber damals war alles viel schlimmer.

Wie war das Wien der 70er-Jahre für Sie, der aus dem Balkan kam?
Wir waren damals Exoten, als wären wir von einem fremden Planeten. Wir waren gut zum Arbeiten, aber dass wir Bedürfnisse nach Kino oder Musik oder Familien hatten, das war allen fremd. Die Südländer waren nur zum Arbeiten da, aber zum Teil haben sich die Leute selbst so gesehen. Manche wollten zwei Jahre lang Geld verdienen und dann zurück, aber meist kam es anders. Die Familien kamen nach, Kinder gingen in die Schule und man gab irgendwann die Hoffnung auf, zurückzukehren und blieb.

Mittlerweile ist Wien ein Epizentrum für Kultur und Sie haben den Wandel Wiens selbst miterlebt. Wie wichtig ist Kultur für das Glück und die Zufriedenheit einer Gesellschaft?
Das Leben wird fröhlicher und die Welt ein bisschen heller. Kultur hebt die Lebensqualität, weil man lieber in einer Gesellschaft lebt, in der man sich frei bewegen kann und wo man viele Angebote hat. Wien war nicht autokratisch, aber es gab früher so viele Reglements und Verbote. Alles war zu konservativ. Wenn man lange Haare hatte, war man schon verdächtig. Ich war sehr froh, dass mir meine Mama das erlaubt hat. Ihre Freundinnen haben immer geschimpft, aber sie hat mich verteidigt und gesagt „Schön ist er, der Bub!“ (lacht)

Wo fühlen Sie sich zu Hause? Was benötigen Sie für dieses Gefühl?
Zu Hause kann man dort sein, woran man sich gewöhnt hat. Ich lebe seit mehr als 50 Jahren in Wien und kann mir nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. Ich habe eine Wohnung am Meer und das Haus an meinem Geburtsort ist noch da, aber mein Zuhause ist Wien. Man würde auch kaum mehr als 50 Jahre wo leben, wo man sich nicht wohlfühlt. Ich weiß, in welchem Wirtshaus ich willkommen bin, wie man mit Menschen umgeht, wann man grüßt und wann man sich zu entschuldigen hat. Das lernt man mit der Zeit und in der Umgebung, in der man lebt.

Und was ist Ihr wichtigstes Wirtshaus?
Es war das legendäre Makedonija. Das war damals unsere Kirche. Da haben sich alle möglichen Nationalitäten aus der Kunstszene getroffen. Maler, Bildhauer, Musiker, Filmemacher und Fotografen. Man konnte sich an jedem Tisch dazusetzen und es war immer jemand da, egal wann man kam. Es gab noch keine Handys, aber man hat immer jemanden getroffen. Als das Wirtshaus sperrte, hatten wir unsere Kirche verloren, das war wirklich schmerzhaft. Natürlich findet man dann auch andere Plätze, aber das Makedonija war zentral.

Wie wichtig ist es denn für die Wiener Tschuschenkapelle, mit der Zeit zu gehen? Stichworte: Streaming, YouTube, TikTok…
Mit dem Streaming haben wir uns nicht so sehr auseinandergesetzt, aber selbstverständlich kann man unsere Lieder auch dort kaufen. Weil es wieder modern wurde, bringen wir auch wieder eine Doppelplatte raus, aber ich fand es immer falsch, jede Mode sofort mitzumachen. Gerade was die Inhalte der Musik betrifft, muss man da aufpassen. Das rächt sich irgendwann. Man muss seinem Stil treu bleiben, das goutiert das Publikum am Ende. Wenn man bei sich bleibt, geht das Publikum mit einem mit.

Was wäre aus Ihnen geworden, wenn die Tschuschenkapelle nicht so aufgegangen wäre?
Ich bin gerichtlich beeideter Dolmetscher und das mache ich nach wie vor. Ich habe Soziologie und Germanistik studiert und abgeschlossen. Die Musik war ein zufälliges Nebenprodukt, das sich gut entwickelte. Ich hatte früher immer Angst vor der musikalischen Professionalisierung. Vor allem davor, dass ich den Spaß daran verlieren könnte. Gott sei Dank ist dieser Fall aber nie eingetreten. Deshalb war ich auch schon recht alt, als wir damit wirklich begonnen haben.

Die Tschuschenkapelle spielt heute noch immer etwa 30 Konzerte pro Jahr. Ist das das Maximum, das sich physisch noch ausgeht?
Früher waren es schon mal 60 oder 70 Gigs pro Jahr. Hochgerechnet ist es jetzt etwas weniger als eines pro Woche. Ich kann mir nicht vorstellen, das nicht mehr zu machen. Was dann? Nur Bücher lesen und in den Himmel starren? Das ist nicht meins, das ist mir zu langweilig. Es gibt den Spruch, dass ein Künstler nicht in Pension geht. Da ist schon was dran. Vielleicht ist es Leidenschaft, vielleicht kann man nichts anderes. (lacht) Wenn es einem ermöglicht wird, dann sollte man das nutzen. Als Beamter darfst du gar nicht über deine Zeit arbeiten, bei uns ist es egal. Schauen Sie sich die Rolling Stones an? Vielleicht trete ich mit 80 auch noch auf, wenn ich fit genug bin.

Haben Sie nach all dem Erreichten noch bestimmte Ziele oder Wünsche, die Sie sich erfüllen möchten?
Wir haben in Wien wirklich alles gespielt, was man spielen kann. Man kann nicht mehr erreichen. Wir haben mit unserer Musik tausende Menschen glücklich gemacht. Musikalisch kann man sich immer verbessern und das tun wir nach wie vor. Wir sind noch nicht am Ende. Wenn man glaubt, man könnte nichts mehr lernen, dann ist man bereits abgestürzt. Es ist doch schön, wenn man sich neue Techniken aneignet oder neue Ausrichtungen versucht. Es gibt immer was Interessantes zu entdecken.

Gibt es für Sie auch junge Künstler oder Bands, die in Ihrer Tradition musizieren und wo Sie sich denken, das sieht nach einer geglückten Staffelübergabe aus?
Es gibt eine ganze Reihe von jungen Leuten aus der Szene, die unseren Weg gehen und für die wir vielleicht eine willkommene Inspiration sind. Es ist schön zu sehen, dass sie ermutigt werden, selbst ihre Richtung einzuschlagen. Wir waren Pioniere, aber uns wurde auch auf die Finger geschaut. Es gibt viele sehr gute junge Leute, die in unsere Fußstapfen getreten sind. Wenn wir abtreten, wird kein Loch entstehen und das freut mich.

Woher stammen Sie eigentlich genau?
Ich komme aus Slawonien, das ist die östliche Provinz Kroatiens. Richtung Serbien, unterhalb von Ungarn. Nicht Slowenien, wie das mal von einer EU-Abgeordneten im Balkankrieg verwechselt wurde. Dort herrscht ein großes Völkergemisch. Es gab früher dort viele Deutsche, die auch geblieben sind und jetzt sind viele Leute aus Dalmatien oder Bosnien zugewandert. Das ist ein ordentliches Mischmasch. Xenophobie habe ich auch dort erlebt, sie ist allgegenwärtig.

Und dort steht noch immer Ihr Familienhaus.
Ja, meine Schwester lebt dort und ich besuche sie, so oft es geht. Ungefähr einmal in zwei Monaten, das nächste Mal zu Ostern. Da fahre ich dann ca. sechs, sieben Stunden mit meinem alten Citroën C6 runter. Mittlerweile zickt das Auto schon oft. Ich habe einen guten Vergleich gefunden: Das Auto ist wie eine Frau, die du liebst, die aber ständig fremdgeht. (lacht) Ich muss aber langsam ein neues kaufen, denn die Reparaturen zahlen sich nicht mehr aus. Ich will nicht wie ein Trottel auf der Autobahn stehenbleiben. Ich glaube, es wird jetzt Zeit für ein gutes deutsches Auto. (lacht)

Zweimal Jubiläum in Wien
Am 9. März feiert die Wiener Tschuschenkapelle Geburtstag. Im Wiener Konzerthaus feiert man den 35. und gleich auch den 70. von Bandleader Slavko Ninić. Ein besonderes da capo folgt am 13. September - da spielt die Tschuschenkapelle beim Theater im Park - und zwar mit allen Ex-Tschuschen! Ein einmaliges Erlebnis! Unter www.konzerthaus.at und www.oeticket.com gibt es weitere Informationen und Karten für die Top-Ereignisse der Kultband.

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