Album & Konzerte

Ina Regen überrascht mit Orchester-Kooperation

Musik
26.02.2024 09:00

Aus einem Charity-Projekt wurde eine Kooperation samt Album und Auftritt an zwei edlen heimischen Locations. Ina Regen ummantelte mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ihre Songs opulent und schrieb für das gemeinsame Projekt sogar drei neue. Im „Krone“-Interview verrät sie, dass diese Verbindung noch länger halten könnte.

(Bild: kmm)

Die beste Regie führt im Leben oft der Zufall. Niemand weiß das besser als Ina Regen, die den Zufall aber auch aktiv forciert. Wie das möglich ist? Sich zu öffnen, auf Projekte einzulassen und in erster Linie einmal „ja“ zu sagen, bevor man sich zu sehr vom Sprung ins kalte Wasser verunsichern lässt. Ja gesagt hat Regen etwa, als sie 2020, mitten in der Pandemie, gefragt wurde, ob sie das Charityprojekt „CAPE10“ unterstützen möchte. Das Projekt richtet sich an benachteiligte Menschen und versucht, sie besser in die Gesellschaft zu integrieren. Etwa mittels Nachhilfeunterrichts für Migrantenkinder oder einer Gesundheitsvorsorge für Menschen, die mit dem Sozialstaat Österreich nicht bis ins letzte Detail vertraut sind. Im Zuge dieser Arbeit kam sie mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich in Berührung, das nonchalant fragte, ob man nicht die Kräfte bündeln wolle. Mitte Juni 2023 trat man schließlich gemeinsam im niederösterreichischen Grafenegg auf und als der Schlussapplaus verklang, wurde prompt die Idee für ein gemeinsames Album geboren.

Zwischen Disney und James Bond
Dass Regen- und Orchester-Fans das Werk „Was ma heut net träumen“ nur ein gutes halbes Jahr später in den Händen halten können, ist einer guten Strukturierung und der akribischen Arbeit aller Beteiligten zu verdanken. „Ich habe etwa eine Woche mit meiner Band im Studio verbracht, dann eine Woche mit dem Orchester“, verrät uns Regen im „Krone“-Gespräch, „Lieder wie ,Walzer‘ oder ,Wie du‘ entstanden gleichzeitig. Andere haben wir nacheinander aufgenommen und ich sang dann über das fertige Werk drüber.“ Durch ihre Musical-Vergangenheit war Regen mit opulenten Tönen vertraut, die Zusammenarbeit mit einem 85-köpfigen Orchester war dann aber doch eine ganz neue Nummer für die 39-Jährige. „Ich hatte sofort Fantasien von den schönsten ,Disney‘- und ,James Bond‘-Klängen“, lacht sie, „mit einem Orchester kann man in ganze neue Sphären vordringen.“

Neben den größten Hits ihrer bisherigen Studioalben hat Regen in einer eigens einberufenen Songwriting-Session auch drei neue Songs für das Orchesterwerk geschrieben. „Mut im Bauch“, „Hinterm Horizont“ und „Wenn da Regen foit“. Letztere Nummer war ursprünglich für das nächste Studioalbum geplant und klang anfangs elektronischer. Der Synthie-Bass wurde durch orchestrale Opulenz ersetzt. Ob die Ursprungsversion dann noch einmal auf dem kommenden Album erscheinen wird, bleibt vorerst offen. Ein wichtiger Punkt war die große Besetzung. „Wohl wissend, dass mehr als 100 Menschen an dem Projekt arbeiten und es viele Mikroentscheidungen geben würde, ging ich völlig unbedarft an die Sache ran. Positiv überrascht hat mich, wie konstruktiv und wohlwollend die Zusammenarbeit mit den Tonkünstlern war. Es waren nur gutgelaunte und neugierige Instrumentalistinnen am Werk und das ist alles andere als selbstverständlich. Mir ist völlig klar, dass das Projekt für sie der größere Spagat war als für uns. Es war ganz viel Herz auf jeder Ebene dabei und das spürt man auch.“

Tragik in der Freude
Als perfektes Bindeglied zwischen Pop-Band und Orchester erwies sich David Bronner, der vergangenen November im Alter von nur 58 Jahren viel zu früh von uns ging und „Was ma heut net träumen“ als sein letztes Projekt mit großer Liebe bis zum Schluss betreute. „Er hatte die Erfahrung und auch die Expertise, um diesen Riesendampfer zu lenken. Er hatte das Projekt lange genug in seinen Händen, damit alle Richtungen klar vorgegeben waren. Der Verlust von Bronner wog für Regen nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich immens schwer. „Ein paar Tage vor seinem Tod meinte er noch, er mache sich Sorgen, weil alles viel zu gut laufen würde“, lacht die Künstlerin, „er ist auch deshalb so schwer vermisst, weil sein Einfluss auf Menschen gewaltig war. Ich hätte mir gerne noch mehr von ihm abgeholt, aber insgesamt komme ich immer mehr zur Überzeugung, dass das Licht überwiegt. Dieser große, tiefe, schmerzliche Verlust ist nun die andere Seite der Medaille, aber alles andere war schön, erfüllend und großartig.“

Das Album mit dem Orchester stellt Regen gleich zweimal live vor. Am 27. Februar im St. Pöltner Festspielhaus und am 28. Februar im Wiener Musikverein. Das ist für die passionierte Künstlerin alles andere als selbstverständlich. „Als ich Musikverein Wien gelesen habe, hat es mir mal das ,Heu runterghaut‘“, lacht sie laut auf, „so viel Verständnis für Hochkultur habe ich schon, dass ich weiß, dass der Musikverein in Wien zu den absoluten Top-Adressen der Klassikwelt gehört. Da reden wir in einem Atemzug von der Scala in Madrid, von der Royal Albert Hall oder der Carnegie Hall. Dass ich einen kleinen Zeh in diese Liga setzen darf, übertrifft alle Erwartungen. Das auch noch mit der eigenen Musik, als Komponistin und Spitze dieses Riesen-Eisbergs machen zu dürfen, ist ein großer Ritterschlag für mich. Ich spiele innerhalb von einem Monat in der Stadthalle, im Musikverein und im Konzerthaus - das ist unglaublich. Mehr Spagat geht in Wien gar nicht mehr.“

Klassisches Laienverständnis
Mit Klassik an sich hat Regen per se nicht sonderlich viel auf der Hut und will das auch gar nicht vermitteln. „Mein klassisches Vorwissen beschränkt sich auf den Musikunterricht im Gymnasium, in dem wir irgendwann ,Die Moldau‘ analysierten. Natürlich habe ich auch mal Tschaikowskys ,Schwanensee‘ gesehen und dadurch, dass ich im Linzer Posthof die Konzertreihe ,Next Bruckner‘ kuratiere, habe ich mich ein bisschen mit seinem Werk auseinandergesetzt, aber ich kann schon offen zugeben, dass ich von klassischer Musik ein komplettes Laienverständnis habe. Ich bin mittlerweile alt genug, um zuzugeben, dass ich in diesem hochkulturellen Habitus nicht mitspielen muss. Manches ist spannend, manches aber auch überhöht. Gleichzeitig ist die Klassik die Essenz, die über Jahrhunderte übriggeblieben ist.“

Eine Fortführung kann sich die Sängerin durchaus vorstellen. „Es ist von beiden Seiten gewünscht und wir hoffen, dass es vom Publikum auch gewünscht wird. Wir reden aber von rund 100 Beteiligten und ein Orchesterapparat hat einen ganz anderen Planungszyklus. Ich plane jetzt schon für 2025 und das Orchester muss noch weiter vorausschauen. Jetzt schauen wir mal, dass wir diesen Riesendampfer gut in den Hafen bringen, wo er sich kurz erholen darf. In uns tragen wir aber alle den Herzenswunsch, mit diesem Schiff eine Weltreise zu machen.“ Auch eine zweite gemeinsame Platte schließt Regen nicht aus. „Mein Papa war Maurer und hat immer gesagt, dass man nach dem ersten Haus schnell das zweite bauen will, weil man dann weiß, wie es geht. So geht es mir gerade mit dem Orchesterprojekt. Es hat so viel Spaß gemacht und wir haben uns so gut verstanden, dass ich mir aus der heutigen Perspektive alles vorstellen kann.“

Staffelübergabe geplant
Am 8. März führt Regen am internationalen Weltfrauentag mit vielen weiblichen Gästen auch wieder durch das Wiener Konzerthaus. Zumindest dort kommt auch der umtriebige „Ferrari-Motor“ der Oberösterreicherin langsam ins Stocken. „Es fließen viele Stunden und Wochenenden in das Projekt. Ich liebe die Arbeit, aber ich merke auch, dass ich langsam an meine Grenzen stoße. Es ist ja kein Ina-Regen-Event, sondern heißt ,Sie - ungewöhnlich selbstverständlich‘ und ich bin die Gastgeberin. Es macht mir großen Spaß, aber ich merke, dass ich sehr viele Kessel gleichzeitig am Ofen habe und mir das Feuer einteilen muss.“ Eine Weitergabe der Verantwortung an eine andere Person ist realistisch. „Ich habe die ganze Arbeit an dem Projekt ein bisschen unterschätzt. Ich habe ein eigenes Label, bin die Unternehmerin in meiner Band und wenn ich keine Lieder schreibe, gibt es sie nicht. All diese Tätigkeitsfelder machen mir gleich viel Spaß und irgendwann muss man einen der Fäden auslassen.“

Regen im Live-Dreierpack
Mit dem Orchester tritt Ina Regen am 27. Februar im Festspielhaus St. Pölten und am 28. Februar im Wiener Musikverein auf. Am 8. März leitet sie im Zuge der Reihe „Sie - ungewöhnlich selbstverständlich“ mit vielen Gästen und Künstlerinnen am internationalen Weltfrauentag den Abend im Wiener Konzerthaus. Unter www.oeticket.com finden Sie Tickets und alle Informationen für die unterschiedlichen Veranstaltungen.

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