Internes Gutachten
Ist Rettungsfonds der EU gar nicht funktionsfähig?
In dem der Nachrichtenagetur Reuters vorliegenden vertraulichen Text warnen die Experten: "Als auf dem Markt tätiges Unternehmen dürfen wir anmerken, dass die derzeit genehmigte Größe des Teams möglicherweise zu klein ist, um wirksam arbeiten zu können, wenn sich die gegenwärtige Krise noch über mehrere Jahre hinziehen sollte." Das Gutachten war im Auftrag des mit dem ESM-Aufbau betrauten Chef des provisorischen Euro-Rettungsschirms EFSF, Klaus Regling, erstellt worden.
Der ESM soll kriselnde Euro-Länder mit bis zu 500 Milliarden Euro unterstützen können, unter anderem durch direkte Kredite oder den Kauf von Staatsanleihen. Dazu wird der ESM von den Euro-Staaten schrittweise mit einem Eigenkapital von 80 Milliarden Euro ausgestattet. Die Kapitalbasis ermöglicht es dem ESM, selbst am Markt die Mittel aufzunehmen, die er braucht.
Vergleichbare Fonds mit erheblich höherem Personalbedarf
In dem Kerney-Gutachten heißt es: "Nach ihrer Größe und Komplexität sucht die hier einzurichtende Struktur ihresgleichen." Der ESM werde eine Bilanz verwalten, "die potenziell die der größten Staatsfonds (Norwegen und Abu Dhabi) der Welt um 50 Prozent übersteigen wird, aber von einer Belegschaft von 75 Mitarbeitern verwaltet wird, also einem Bruchteil der dort Beschäftigten". Der ESM sei doppelt so groß wie die APG-Gruppe, die größte Pensionskasse Europas, die in ihrer Abteilung Finanzen alleine 700 Leute beschäftige.
Weiter heißt es in dem Text, Staatsfonds und Pensionskassen könnten in der Regel ihre Finanzierung als gegeben voraussetzen, während der ESM und die EFSF dauerhaft damit beschäftigt seien, ihre Refinanzierung durch die Aufnahme von Fremdmitteln zu sichern. "Der ESM wird über ein Kapital verfügen, das dem der weltweit größten Banken entspricht", geben die Experten der renommierten Unternehmensberatung in dem Gutachten zu bedenken.
Struktur wurde in Windeseile aus dem Boden gestampft
Weil sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone am 9. Dezember 2011 darauf verständigt haben, den ESM um ein Jahr vorzuziehen, um die Finanzmärkte zu beruhigen, muss Regling in Windeseile eine funktionsfähige Arbeitsstruktur aufbauen und ein Team aus hoch qualifizierten Experten zusammenstellen. Würde die Darlehenskapazität des ESM ausgeschöpft, würde rechnerisch jeder der 75 Mitarbeiter Verantwortung für 6,6 Milliarden Euro tragen, heißt es in Reglings Personal-Konzept: "Dies ist ein im Bereich der Finanzdienstleistungen einmaliges Verhältnis." In Nicht-Krisen-Zeiten soll die Belegschaft sogar auf 45 reduziert werden.
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