Trotz KV-Erhöhung

32.000 Metaller erhalten weniger als vereinbart

Wirtschaft
17.01.2024 12:32

Die Metalltechnische Industrie leidet seit vergangenem Sommer unter der Rezession. Zahlreiche Mitarbeiter werden die schlechte Wirtschaftslage ebenfalls zu spüren bekommen: Rund 32.000 Betroffene werden eine geringere Entgelterhöhung bekommen, als es der Kollektivvertrags-Abschluss grundsätzlich vorsieht.

Die schlechte Lage dürfte heuer anhalten, zeigt ein vom Fachverband (FMTI) beauftragter Konjunkturtest des Wifo. Nun werden rund 120 Unternehmen mit etwa 32.000 Mitarbeitern die sogenannte Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel anwenden. Diese ermöglicht es Betrieben, die im internationalen Wettbewerb stehen und einen hohen Personalkostenanteil haben, die vereinbarten KV-Erhöhungen auf sieben bzw. 8,5 Prozent zu reduzieren.

Fachverbandsobmann ortet „strukturelle Nachfragekrise“
Alle Befürchtungen, die vor Start der KV-Verhandlungen seitens der Arbeitgeber genannt wurden, hätten sich bewahrheitet, monierte Fachverbandsobmann Christian Knill am Mittwoch „Wir befinden uns in einer strukturellen Nachfragekrise.“ Die 120 Firmen, die Klausel laut neuestem Stand anwenden wollen, sind laut FMTI „zum weitaus größten Teil KMU mit unter 500 Beschäftigten“. Bis Ende Februar werden die passenden Lösungen auf betrieblicher Ebene verhandelt.

Details werden bis Ende Februar festgelegt
Nun setze rund jedes zehnte der 1200 Unternehmen der Branche auf die Wettbewerbssicherungsklausel. Auf Betriebsebene werde nun bis Ende Februar für rund 32.000 der rund 137.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie die konkrete Ausgestaltung der Klausel im Detail vereinbart. „Das gibt den Unternehmen mehr Flexibilität, um besser auf die jeweilige Wettbewerbssituation zu reagieren. Für die Beschäftigten bedeutet dies mehr betriebliche Mitsprache, Arbeitsplatzsicherheit und Verständnis für die spezifische Lage ihres Betriebes“, argumentiert Knill.

Jedes dritte Unternehmen erwartet weitere Rückgänge
Zur aktuellen Lage zeigt der Wifo-Konjunkturtest laut FMTI, dass die Produktion der vergangenen drei Monate weiter sank. Das Tempo des Rückganges habe sich beschleunigt. 43 Prozent der Unternehmen hätten gemeldet, dass die Produktion im Schlussquartal 2023 gesunken ist, im Oktober 2023 meldeten dies rund 36 Prozent. In der Metallwarenindustrie sinke die Produktion noch stärker als im Maschinenbau. Auch die Produktionsaussichten seien weiterhin negativ. Fast ein Drittel der Unternehmen erwarte weitere Rückgänge in den nächsten drei Monaten, nicht einmal ein Zehntel rechnete mit einer Steigerung der Produktion.

Bei den Auftragseingängen herrsche in der Metalltechnischen Industrie schon seit Mitte 2022 ein stetiger Abwärtstrend. Fast die Hälfte der Unternehmen bezeichne ihre Auftragsbestände als „nicht ausreichend“. Daher sei „die Talsohle des Abschwungs noch nicht erreicht“.

Knill: Brache mit „giftigem Cocktail“ konfrontiert
Auch die internationalen Rahmenbedingungen seien schwierig. Die Branche verdient etwa 8 von 10 Euro über den Export - und auf dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland herrscht ebenfalls eine Rezession. Zudem werde die heimische Wettbewerbsfähigkeit durch die hierzulande höhere Inflation geschwächt. Erst am heutigen Mittwoch hatte die Statistik Austria rund um die Jahresinflation 2023 in Höhe von 7,8 Prozent zu bedenken gegeben, dass die Teuerung in so gut wie allen Ländern der Eurozone im Vorjahr stärker sank als hierzulande. Die Energiekosten belasten heimische Betriebe auch besonders. „Das ist ein giftiger Cocktail, den die Branche derzeit schlucken muss“, kommentierte Knill.

Um diese Wettbewerbsnachteile so gut es geht auszugleichen, gibt es erstmals eine solche Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel. Betriebe mit einem hohen Personalkostenanteil können damit die vereinbarte KV-Erhöhung konkret um bis zu 3 Prozent reduzieren. Die Klausel gilt abhängig von der Personalkostenbelastung und dem Betriebserfolg des jeweiligen Unternehmens.

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