Nach acht Verhandlungsrunden steht ein „vorläufiges“ Plus von 8,6 Prozent! Ursprünglich forderten die Gewerkschaften einen Zuwachs von 11,6 Prozent. Die nun erzielte Erhöhung soll sozial gestaffelt werden - und hat auch Auswirkungen auf das nächste Jahr.
Erstmalig gilt der Abschluss über zwei Jahre. Das schaffe „Planungssicherheit für die Unternehmen“, bekräftigt Arbeitgeber-Obmann Christian Knill in einer Aussendung. Wobei im zweiten Jahr ein Prozent auf die rollierende Inflation draufgeschlagen werde, heißt es.
Knill rief nach der Einigung die Regierung auf, nun die Lohnnebenkosten zu senken und darauf zu achten, dass die Inflation nach unten geht. Der KV-Abschluss sei fair, schwäche aber die Wettbewerbsfähigkeit, so Knill.
Soziale Staffelung
Die Gehälter sollen rückwirkend für November um 10 Prozent steigen, jedoch um maximal 400 Euro pro Monat. Das ergebe für alle Betroffenen ein durchschnittliches Plus von 8,6 Prozent. Bei etwa 8000 Euro liegt das Plus bei 5,5 Prozent brutto. Im ersten Lehrjahr steigt das Einkommen auf 1000 Euro.
Die Gehaltstabelle für die Metalltechnische Industrie rückwirkend mit 1. November in groben Zügen:
Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Einigung noch. Offiziell ist der Abschluss noch nicht wirksam, er gilt vorbehaltlich der konkreten Ausgestaltung der neuen, sogenannten Wettbewerbssicherungsklausel. Sie soll für Betriebe mit hoher Personalkostenbelastung gelten und ermögliche die Reduktion der IST-Erhöhung. Darüber wird nun weiter verhandelt, beide Seiten zeigten sich aber zuversichtlich, dass sie sich hier finden werden.
Zu der Wettbewerbssicherungs-Klausel hieß es von den Arbeitgebern, diese sei für „Härtefälle“ vorgesehen. „Abhängig von der Personalkostenbelastung des jeweiligen Unternehmens kann für einen Teil der nachhaltigen Erhöhung auf betrieblicher Ebene im Rahmen eines Interessenausgleiches eine Kompensation in Form von Einmalzahlungen, Freizeit oder Aus- und Fortbildungsmaßnahmen vereinbart werden. Details dazu sind in den nächsten Tagen noch zu vereinbaren.“
Gewerkschaften zufrieden
Reinhold Binder, Verhandlungsleiter der PRO-GE, sprach nach dem Feilschen vom härtesten Arbeitskampf seit 60 Jahren. Die Teuerung sei abgegolten und nicht nachhaltige Einmalzahlungen verhindert worden. Sein Kollege Karl Dürtscher (GPA) ergänzte, dass bei dem Abschluss Besserverdiener solidarisch mit den unteren Einkommensklassen seien. 2025 gebe es dann eine lineare Erhöhung für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die Metalltechnische Industrie standen bereits am Donnerstagnachmittag die Zeichen auf Einigung. Gelobt wurde das gute Verhandlungsklima - nach Streiks in den vergangenen Tagen. Ursprünglich hatten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA ein Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent gefordert.
Gefeilscht wurde traditionell in der Wirtschaftskammer in Wien-Wieden, inzwischen schon in der achten Verhandlungsrunde. Nach den erfolgreichen Gesprächen mit der Metalltechnischen Industrie kamen am Donnerstag noch die Metallindustrie-Verbände Bergbau/Stahlindustrie und die Nichteisen-Metallindustrie zusammen.
Wie erwartet liegt der Abschluss auf dem Niveau der Einigung in der Metalltechnischen Industrie. Auch hier wurde eine Härtefallklausel vereinbart und somit ein Kompromiss unter Vorbehalt besiegelt.
Erfolge und Unterbrechungen
Eine Einigung gab es am Donnerstag auch beim KV für die Bewachungsbranche, die Mindestlöhne und Zulagen steigen um 9,2 Prozent. Die Nachtzulage soll um 37 Prozent erhöht werden. In dem Gewerbe sind rund 15.000 Personen beschäftigt.
Alle bisherigen Branchen-Gehaltsabschlüsse im Überblick:
Keinen Kompromiss gab es bei den Verhandlungen für die Fahrradboten. „2,5 Prozent-Angebot der Arbeitgeber ist Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“, meinte dazu die Gewerkschaft vida. Die Kollektivvertragsverhandlungen wurden bis 11. Jänner 2024 unterbrochen.
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