Chaotische Reise

Probleme mit der Selbstfindung in “Fable Heroes”

Spiele
09.05.2012 12:01
Mit der Rollenspiel-Trilogie "Fable" hat Peter Molyneux wahre Xbox-Klassiker geschaffen. Ehe sich die Entwicklerlegende mit dem im Spätsommer für Kinect erscheinenden Titel "Fable: The Journey" von seinem selbst gegründeten Studio Lionhead verabschiedet und bei der Indie-Spieleschmiede 22 Cans neuen Projekten zuwendet, können Fans mit dem Downloadtitel "Fable: Heroes" jetzt schon einmal in kompakter Form in die Dörfer und Wälder Albions zurückkehren. Die Reise erweist sich allerdings als leicht chaotisch.

"Fable Heros", seit Kurzem via Xbox Live für 800 Microsoft-Points erhältlich, hat mit den ursprünglichen "Fable"-Titeln nur mehr wenig gemein. Wussten diese noch mit einer umfangreichen Story und spielerischem Tiefgang aufzuwarten, entpuppt sich der Arcade-Titel als zwar spaßiger, aber leider auch durchwachsener Hack&Slash-Titel, der dem Spieler vor allem eines abverlangt: Daumenarbeit.

Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Bis zu vier Spieler, je nach Charakter auf Nah- oder Fernkampf spezialisiert, kehren in eine verniedlichte Form der Fantasywelt Albions zurück, um nicht minder herzigen Abbildern bekannter Kreaturen (Hobbs, Hohle Männer, etc.) das Fürchten zu lehren. Dafür braucht es nicht viel: Mit einem Knöpfchen schlägt man leichter zu, mit einem anderen etwas kräftiger und ein drittes erlaubt, sich im Eifer der Gefechts mittels einer Rolle schnell auf der Gefahrenzone zu befördern.

Für Abwechslung beim Durchqueren der größtenteils schlauchartigen Levels sorgen Truhen, die Upgrades oder Boni bereithalten. Sie lassen den Helden schrumpfen oder wachsen, kurzzeitig unsichtbar erscheinen, schneller laufen oder ermöglichen es ihm, die Zeit zu verlangsamen. Damit der Wettbewerb untereinander nicht zu kurz kommt, verbirgt sich in so mancher Truhe auch der eine oder andere Malus, der sich – unter großem Gelächter, versteht sich – andere Mitspielern anhängen lässt.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Denn letzten Endes dreht sich auch in "Fable Heroes" alles um das liebe Geld. Jeder Gegner – ob kleiner Käfer oder übermächtiger Boss – hinterlässt bei seinem Ableben Münzen, die, erst einmal eingesammelt, nicht nur darüber entscheiden, wer nach jedem Level auf dem Siegertreppchen ganz oben steht, sondern auch, wie sich der eigene Held entwickelt. Auf den Schwertkampf folgt in "Fable Heroes" nämlich das Glücksspiel, und zwar in Form eines virtuellen Spielbretts, bei dem der eigene Kontostand und die entsprechenden Würfelaugen über Fähigkeitenupgrades entscheiden.

Der Arcade-Titel bekommt dadurch – zumindest in der Theorie – zwar eine rollenspieltypische Komponente verliehen. Allerdings machen sich die auf dem Spielbrett erworbenen Upgrades wie ein größeres Schwert oder spezielle Boni gegen bestimmte Gegnertypen in der Praxis kaum bemerkbar. Der Held mag sein Aussehen verändern, spürbar anders spielen lässt er sich deswegen jedoch auch nach dem x-ten Aufstieg nicht.

"Wo war ich doch gleich?"
Das eigentliche Problem des Downloadtitels ist jedoch ein ganz anderes: Es mangelt an Übersichtlichkeit. Inmitten der gegnerischen Massen und hervorsprudelnden Goldmünzen ist die eigene Spielfigur kaum auszumachen. Ein Zustand, der sich bei den mitunter ungünstig gewählten Kameraperspektiven noch zusätzlich verschlechtert. Ganz abgesehen davon, dass die Steuerung an sich bereits reichlich schwammig ist.

Geschmackssache ist hingegen, dass viele Elemente im Spiel auf Zufall basieren - immerhin lässt sich der Wiederspielwert so steigern. Das gilt neben den bereits erwähnten und kaum spürbaren Fertigkeitenupgrades, über die das Würfelglück entscheidet, etwa auch für den Ausgang eines jeden Levels: Je nachdem, wie man sich an einer Weggabelung entscheidet, schlittert man entweder in die Arme eines im Gegensatz zu den üblichen Feinden viel zu starken Boss-Gegners oder landet in einem illustren Minispiel, bei dem es beispielsweise eine Schlittenpartie für sich zu entscheiden oder möglichst lange gegen die Feindesscharen durchzuhalten gilt.

Vier Freunde solltet ihr sein
Zugutehalten muss man "Fable Heroes", dass es trotz diverser spielerischer Unzulänglichkeiten, kleinerer Ruckler und der kurzen Spielzeit von lediglich zwei bis drei Stunden für den ersten Durchgang (danach wartet mit "Dark Albion" eine verschärfte und düstere Spielvariante) großartig aussieht und auch so klingt. Und spielt man mit Freunden, sei es offline oder online via Xbox Live, kann "Fable Heroes" durchaus vergnüglich sein - vorausgesetzt, die spielerischen Fähigkeiten der Mitstreiter überschreiten jene der KI-Kameraden, was allerdings nicht allzu schwerfallen dürfte.

Fazit: Zu behaupten, man könne mit "Fable Heroes" keinen Spaß haben, wäre falsch. Im Gegenteil: Im Spiel zu zweit und mehr sorgt der Downloadtitel durchaus für Kurzweil. Hätten die Entwickler in puncto Steuerung und vor allem Übersichtlichkeit mehr Sorgfalt walten lassen, wäre das Vergnügen allerdings ungleich größer. So bleibt "Fable Heroes" unterm Strich ein vergnügliches und optisch nett gemachtes, aber in spielerischer Hinsicht nur durchschnittliches Abenteuer.

Plattform: Xbox 360 (Download)
Publisher: Microsoft
krone.at-Wertung: 6/10

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