Sieg vor Gericht:

Briten-Prinz Harry sieht sich als „Drachentöter“

Royals
15.12.2023 12:26

Er selbst sieht sich als Reformer der Medienlandschaft und „Drachentöter“: Prinz Harry hat im Prozess um Telefon-Hacking und andere illegale Recherchemethoden einen wichtigen Sieg gegen den britischen „Mirror“-Verlag errungen. 

Journalisten der Blätter „Daily Mirror“, „Sunday Mirror“ und „People“ hatten durch Abhören von Telefonnachrichten Informationen über Harrys Privatleben erlangt und als Schlagzeilen vermarktet.

„Preis, den es zu bezahlen lohnt“
Zu diesem Schluss gelangte Richter Timothy Fancourt vom Londoner High Court in seinem Urteil zur Schadenersatzklage Harrys und weiterer Prominenter gegen den Verlag MGN am Freitag. Zwar setzte sich der jüngere Sohn von König Charles III. mit seinen Forderungen nur teilweise durch. Doch er zeigte sich mit dem Ausgang des Aufsehen erregenden Prozesses, in dem er selbst als Zeuge aufgetreten war, mehr als zufrieden. „Mir wurde gesagt, dass man sich beim Drachentöten verbrennt. Im Lichte des heutigen Siegs und der Bedeutung dessen, was man für eine freie und ehrliche Presse tun muss, ist es der Preis, den es sich zu zahlen lohnt“, schrieb Harry in einer von seinem Anwalt David Sherborne verlesenen Reaktion auf das Urteil.

Über 140.000 Pfund Schadenersatz
15 von 33 beanstandeten Artikeln über Harry seien das Ergebnis illegaler Informationsbeschaffung gewesen, hieß es in dem Urteil. Dem Herzog von Sussex steht demnach Schadenersatz in Höhe von 140.600 Pfund (163.573,96 Euro) zu. Die Summe sei moderat ausgefallen, weil die Zeitungen der „Mirror“-Gruppe nicht die einzigen gewesen seien, die zu dem Unrecht beigetragen hätten, das Harry durch Medien erleiden musste, begründete Fancourt das Urteil.

Trotzdem ist die Entscheidung ein Meilenstein für den Prinzen, der einen regelrechten Kreuzzug gegen die Boulevardpresse führt und Klagen gegen weitere Verlage eingereicht hat. Immer wieder hatte er deutlich gemacht, dass er den Unfalltod seiner Mutter Prinzessin Diana 1997 in Paris den Paparazzi anlastet, die ihr und ihren Begleitern damals auf den Fersen waren. Auch den Austritt aus dem engeren Kreis der Königsfamilie, den er und seine Frau Meghan (42) vor knapp vier Jahren vollzogen hatten, und das Zerwürfnis mit Familien auf beiden Seiten lastet er teilweise den Boulevardmedien an. Diese folgen ihm seit seiner Kindheit auf Schritt und Tritt.

Der MGN-Verlag begrüßte das Urteil als Schlussstrich unter Fehler der Vergangenheit. „Wo historisches Unrecht geschehen ist, entschuldigen wir uns uneingeschränkt, übernehmen die volle Verantwortung und leisten angemessene Entschädigungszahlungen“, sagte ein Sprecher.

Harry war bei der Verhandlung im Juni - als erster britischer Royal seit 130 Jahren - selbst in den Zeugenstand getreten und hatte sich zwei Tage einem Kreuzverhör gestellt. Die mutmaßliche Bespitzelung habe ihm schweres seelisches Leid zugefügt, Freundschaften und Beziehungen belastet, klagte er damals.

Sprachnachrichten abgefangen
In den Berichten ging es teilweise um pikante Details wie den Besuch eines Stripclubs, das Ende seiner Beziehung mit Ex-Freundin Chelsy Davy oder Sportverletzungen. Die Informationen seien so intim gewesen, argumentierte er, dass sie nur aus dem Abfangen von Handy-Sprachnachrichten und anderer illegaler Informationsbeschaffung stammen konnten. Der Richter sah das nicht in allen Fällen als erwiesen an.

Dass in dem betroffenen Zeitraum illegale Methoden bei vielen britischen Zeitungen verbreitet waren - auch bei Blättern von MGN - war aber schon lange unumstritten. MGN hatte sich bereits in zahlreichen Fällen außergerichtlich auf Millionenzahlungen geeinigt, um Prozessen wie dem von Harry und seinen Mitklägern zu entgehen.

Freunde des Prinzen, wie der nigerianische Fotograf Misan Harriman, der von Herzogin Meghan und Harry für Familienfotos herangezogen wird, posteten schon vor der Urteilsverkündigung ihre Unterstützung. „Was immer passiert, viele sind stolz auf dich“, schrieb Harriman.

„Großer Tag für die Wahrheit“
Harry geht es um nicht weniger als eine Reform der Medienkultur in seinem Heimatland: In seiner Stellungnahme schrieb er, es handle sich um „einen großen Tag für die Wahrheit und die Rechenschaftspflicht“. Dabei gehe es nicht nur um das Hacken von Telefonen. „Es handelt sich um eine systemische Praxis rechtswidrigen und schockierenden Verhaltens, gefolgt von Vertuschungen und der Vernichtung von Beweisen.“

Der Richter befand, dass die Praxis des Telefon-Hackings bei den „Mirror“-Blättern zeitweise sogar gewohnheitsmäßig stattfand. Selbst als bereits eine öffentliche Untersuchung dazu lief, seien die Abhöraktionen weitergeführt worden, hieß es in dem Urteil. Im Fall Harrys sei die Praxis in moderatem Ausmaß betrieben worden, so der Richter. Für den Prinzen ist der Kampf noch nicht zu Ende, wie er nach dem Urteil klarmachte: Harry fordert nun auch strafrechtliche Konsequenzen für die Verantwortlichen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele