Fakt oder Fake?

Foren-Mythen: Inszenierung des Hamas-Angriffs

(Bild: APA/AFP/Menahem Kahana)

Wir führen unsere Reihe „Fakt oder Fake“ fort, indem wir uns ein weiteres Mal mit dem Thema Israel-Gaza-Krieg befassen. Dieser dominiert nach wie vor die Nachrichten, dementsprechend kursieren dazu viele Verschwörungsmythen im Netz. In einem davon geht es darum, dass in Wahrheit Israel selbst hinter dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 steckt. Wir werden diese Behauptung im Folgenden genauer unter die Lupe nehmen.

Diesmal gehen wir folgender Aussage nach:

Behauptung: Israel hat den Angriff der Hamas nur inszeniert, um seine Besatzung voranzutreiben!

 

Grundsätzliches zum Terroranschlag der Hamas
Zunächst einmal müssen wir klarstellen, was am 7. Oktober 2023 überhaupt geschah. An diesem Tag verübte die radikal-islamistische Hamas vom Gazastreifen aus einen Angriff auf Israel. Dieser begann frühmorgens mit einem massiven Raketenbeschuss auf israelische Ziele, der das Abwehrsystem der Israelis überforderte. Zur gleichen Zeit überwanden Hunderte von Hamas-Terroristen und Verbündete die Sperranlagen zwischen Gaza und Israel. Sie drangen auf israelisches Staatsgebiet vor und verübten in Siedlungen und Kleinstädten im Süden Israels Massaker an der Zivilbevölkerung. Die Terroristen nutzten dabei verschiedene Methoden, um die Grenze zu überqueren: Tunnel, Boote, motorisierte Gleitschirme und Sprengstoffgürtel. Unter den Angriffen stach insbesondere jener auf das Supernova-Festival in der Negev-Wüste hervor. Die massiv mit Schusswaffen, Messern, Granaten und Sprengstoff bewaffneten Terroristen eröffneten dort das Feuer auf die Festivalbesuchenden. Es gab Plünderungen, Autos wurden in Brand gesetzt, Geiseln genommen und nach Gaza verschleppt. Zudem kam es zu brutalsten sexuellen Gewalttaten an Frauen und Mädchen.

In den betroffenen Regionen wurden wahllos Zivilistinnen und Zivilisten ermordet, gequält und missbraucht, darunter auch Kinder, Alte und Schwangere. Dabei wurden nach neuestem Kenntnisstand mehr als 1200 Menschen getötet und etwa 240 Geiseln genommen, von denen bisher weniger als die Hälfte freikommen konnten. Dieser Angriff gilt als der größte Massenmord am jüdischen Volk seit dem Holocaust.

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) reagierten mit Luftangriffen auf Hamas-Ziele im Gazastreifen, darunter Raketenabschussorte, Kommandozentralen, Waffenlager und Hochhäuser. Der Kriegszustand wurde ausgerufen. Die Kämpfe dauerten mehrere Tage an, wobei die IDF letztlich die Kontrolle über die betroffenen Gebiete zurückgewinnen konnte. Im Zuge dessen wurden Hunderte von Terroristen getötet oder verhaftet, deren Waffen und Munition beschlagnahmt und Tunnelsysteme und Boote zerstört. Die IDF sorgte auch für Evakuierungen aus den gefährdeten Gebieten, sowie für medizinische und psychologische Hilfe.

Der Angriff der Hamas löste eine internationale Krise aus. In der Folge kam es zu zahlreichen weiteren Gewaltakten der Hamas, zu Cyberangriffen und Desinformationskampagnen, und zu weltweiten Pro-Palästina-Demonstrationen. Er wurde von vielen Staaten und Organisationen als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt, es gab dementsprechend Sanktionen, aber auch diplomatische Bemühungen. Die Verhandlungen um die Freilassung der restlichen Geiseln und die Beendigung des Konflikts dauern noch an. Israel hat es sich nun zum Ziel gesetzt, die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen zu beenden.

Was steckt hinter der Behauptung
Die Aussage, dass Israel den Angriff der Hamas nur inszeniert hat, um die Besatzung im Gaza-Streifen voranzutreiben, ist ein Verschwörungsmythos, der von einigen anti-israelischen und antisemitischen Gruppen verbreitet wird. Laut dieser Ansicht geht man so vor, um seine Expansion und Aggression gegen Palästina rechtfertigen zu können. Dabei werden die Bemühungen Israels, den Angriff abzuwehren, seine Souveränität zu verteidigen und seine Geiseln zu befreien als reine Fassade abgetan. Sie zieht beispielsweise folgende, allesamt unwahre und verzerrte, Punkte als Annahmen heran:

1. Die Hamas hat keine Raketen abgefeuert

Laut dieser Aussage soll Israel selbst die Explosionen verursacht haben. Diese Behauptung ignoriert neben den Fakten auch all die Videos und Fotos, welche die Hamas selbst veröffentlicht hat, um sich ihrer Angriffe zu rühmen und die israelischen Opfer zu verhöhnen.

2. Die Hamas-Kämpfer waren in Wirklichkeit israelische Agenten

Diese sollen sich als Palästinenser verkleidet haben, um Chaos und Gewalt zu säen. Auch hier werden Fakten beiseite gewischt, die deutlich machen, dass es sich sehr wohl um Hamas-Terroristen handelte:

•  Videos und Fotos der Hamas:
  Die Hamas selbst hat, wie oben schon erwähnt, die Verantwortung für den Angriff übernommen und ihn als einen „heldenhaften Dschihad“ bezeichnet. Sie veröffentlichte zudem Videos und Fotos von ihren Kämpfern in ihren Uniformen, die stolz ihre Waffen und Flaggen zeigen.
• Schlachtpläne:
  Die israelischen Sicherheitskräfte fanden bei den toten Hamas-Kämpfern Schlachtpläne, die zeigen, dass der Angriff seit Monaten geplant war. Die Kämpfer hatten von ihren Anführern detaillierte Anweisungen für ihre Taten erhalten.
• Zeugenaussagen und Berichte:
  Es gibt zahlreiche Aussagen und Berichte von Überlebenden, Angehörigen, Rettungskräften und Journalistinnen und Journalisten, welche die Gräueltaten der Hamas beschreiben und sie als fanatische Kämpfer deklarieren, die kein Erbarmen mit ihren Opfern haben.

• Medizinische und forensische Daten:
  Sämtliche medizinische und forensische Untersuchungen bestätigen, dass es sich bei den Hamas-Kämpfern um Palästinenser aus dem Gazastreifen handelt.

3. Die Opfer waren in Wahrheit Schauspielerinnen und Schauspieler oder Puppen 

Auch hier haben wir wieder die Lüge einer inszenierten Show. Und auch hier werden forensische und medizinische Untersuchungen verkannt, durch die die Identität und die Todesursache der getöteten und verletzten Israelis belegt sind.  

Conclusio zur Behauptung
Israel ist ein Staat, der ständig unter internationaler Beobachtung steht und sich in einer existenziellen Krise befindet. Die Inszenierung eines solchen Angriffs wie den der Hamas im Oktober 2023 hätte keinerlei Vorteile für diesen Staat, jedoch zahlreiche Nachteile. Dazu zählen etwa die Belastung internationaler Beziehungen, schwerwiegende diplomatische Konsequenzen und negative Auswirkungen auf die innere Stabilität. Ganz abgesehen davon, dass durch den Angriff zahlreiche israelische Bürgerinnen und Bürger getötet, gefoltert und misshandelt wurden und es darüber hinaus auch noch viele Verletzte und Verschleppte gibt. Die Lage im Israel-Gaza-Konflikt ist so angespannt wie nie zuvor. Israel steht ob seiner Gegenmaßnahmen unter heftiger Kritik und der Antisemitismus ist vielerorts wieder zu einem größeren Problem geworden. Hingegen hat die Hamas eine ganz klare Mission, für deren Erreichung sie den Angriff mit all seinen Konsequenzen als zielführend betrachtet. Bezüglich ihrer Motive gibt es keine Zweifel. Bei der erwähnten Behauptung werden diese und andere Fakten nicht anerkannt und es wird eine klassische Täter-Opfer-Umkehr betrieben. 

Lesen Sie solche und ähnliche Aussagen von anderen Kommentierenden, haben Sie ab jetzt die nötigen Fakten bei der Hand, um dagegen zu argumentieren. Machen Sie gern davon Gebrauch!