Schwelgen im Luxus

Gehackte E-Mails stellen Assad-Familie bloß

Ausland
15.03.2012 12:10
Just am Jahrestag des Beginns der Massenproteste gegen das Regime in Syrien stellen gehackte E-Mails die Familie von Präsident Bashar al-Assad bloß. Die britische Tageszeitung "The Guardian" veröffentliche Auszüge aus rund 3.000 E-Mails des Machthabers und seiner Gattin Asma (Bild). Der Mailverkehr zeichnet das Bild einer Familie, die weiterhin im Luxus schwelgt, während das Land zunehmend im Chaos versinkt.

Der E-Mail-Verkehr, der über Aktivisten in die Hände von Oppositionsanhängern gelangt sein soll, stammt laut "Guardian" aus der Zeit zwischen Juni 2011 und Anfang Februar 2012. Ein Großteil der E-Mails, deren Echtheit laut "Guardian" letztlich nicht zweifelsfrei überprüft werden kann, dokumentiert das Leben des Assad-Clans im goldenen Käfig.

First Lady im Shopping-Wahn
So soll Assads Frau Asma u.a. Designerwaren wie Kerzenhalter, Tische und Kronleuchter für mehr als 12.000 Euro über das Internet aus Paris bestellt haben. Neben Einrichtungsgegenständen dürften es der syrischen First Lady vor allem Schuhe angetan haben. In Dutzenden Mails schwärmt sie demnach von hochpreisigen Angeboten, die sie aktuell ins Auge gefasst habe. Um die Gaumenfreuden nicht zu vergessen: Auch ein Schoko-Fondue-Set stand auf ihrer Einkaufsliste.

Das Shopping-Programm der Präsidentengattin setzte sich aber nicht immer aus Luxusartikeln zusammen. Manchmal dürfte auch die eskalierende Gewalt im Land die Einkäufe der Familie beeinflusst haben. So soll Asma ihrem Ehemann Ende Dezember Angebote für kugelsichere Kleidung weitergeleitet haben. In einem Mail schickte sie ihm etwa den Link zur Website von "VIP Body Armor" - einem Spezialisten für diskrete kugelsichere Mode "Made in USA".

Assad als großer Harry-Potter-Fan
Assad selbst teilte hingegen gerne lustige Internet-Links mit seiner Gattin und lud fleißig Musik und Apps über Apples iTunes herunter, wie aus dem Mailverkehr weiter hervorgeht. Zudem zählt die Familie offenbar zu den Millionen Harry-Potter-Fans weltweit. Die Beschaffung einer Kopie des letzten Teils der Filmreihe, "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes", hatte demnach hohe Priorität für den Präsidenten. Dies sei zu einer Zeit geschehen, als die Welt mit Schrecken auf die blutige Niederschlagung der Proteste blickte und viele Syrer unter Kürzungen der Lebensmittelrationen litten, so der "Guardian".

"Kraftvolle und brachiale" Ausdrucksweise
Doch auch Hintergründe zum politischen Alltag Assads seien aus den E-Mails herauszulesen, berichtete die Zeitung weiter. So soll sich der Staatschef zu Beginn des Aufstands von der iranischen Führung den Rat geholt haben, in seinen öffentlichen Auftritten Härte und Stärke zu demonstrieren.

Demnach habe einer der Ratschläge gelautet: Er solle eine "kraftvolle und brachiale" Ausdrucksweise benutzen und die Militärstärke des Landes durchblicken lassen, um eine Intervention von außen zu verhindern. Die ersten Reden Assads hatten damals maßgeblich zu einer Radikalisierung der Protestbewegung beigetragen.

Ferner gehe aus den E-Mails laut "Guardian" hervor, dass der syrische Machthaber detailliert über die Anwesenheit ausländischer Journalisten im Stadtteil Baba Amr in der Rebellenhochburg Homs informiert gewesen sein soll. Im Februar waren zwei Journalisten aus den USA und Frankreich während der Angriffe der syrischen Armee auf Homs getötet worden.

Kundgebungen zum Jahrestag der Proteste
Indes sind zum Jahrestag der Massenproteste gegen das Assad-Regime u.a. in Paris und in Kairo Solidaritätsbekundungen für die syrische Bevölkerung geplant. Auf den Tag genau vor einem Jahr war eine kleine Demonstration in Damaskus mit Gewalt aufgelöst worden. Drei Tage später fielen in der Provinzstadt Daraa die ersten tödlichen Schüsse auf Demonstranten. Mehr als 9.000 Menschen sollen seither dem Konflikt zum Opfer gefallen sein.

Eine Koalition von 200 Nichtregierungsorganisationen aus 27 Ländern appellierte anlässlich des Jahrestags eindringlich an den UN-Sicherheitsrat, der Gewalt ein Ende zu bereiten. Zu den Unterstützern der internationalen Erklärung zählen auch Aktivisten und Prominente weltweit, darunter der britische Schauspieler Stephen Fry und die kanadische Sängerin Nelly Furtado.


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