"Made in China"-Boom

China entert Top-Fünf-Liste der Waffenlieferanten

Ausland
12.03.2012 13:15
Jetzt auch Waffen "Made in China": Der Exportweltmeister mischt immer stärker im internationalen Rüstungsgeschäft mit und entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Waffenlieferanten. Der Anteil am internationalen Rüstungsgeschäft ist auf fünf bis sechs Prozent gestiegen. Damit liegt das Land gleichauf mit Großbritannien auf Platz fünf, Tendenz nach oben.

"Die chinesischen Rüstungsexporte steigen von Jahr zu Jahr stärker", sagt Michael Santo, Verteidigungsexperte und Vorstandsmitglied der deutschen Unternehmensberatung h&z, gegenüber der dpa in Peking. Die Rüstungsgeschäfte dienten China neben den finanziellen Einnahmen auch für andere Zwecke: Rohstoffversorgung, Sicherung von Handelsrouten und Ausweitung seines strategischen Einflusses, heiß es in einer h&z-Studie zu den Waffenlieferungen Chinas.

Von den Exporten profitiert in China neben der Rüstungsindustrie indirekt auch die Volksbefreiungsarmee, deren Haushalt meist mit kräftigen, zweistelligen Zuwachsraten steigt. Am Mittwoch wird der Volkskongress zum Abschluss seiner Jahrestagung in Peking wieder einen Anstieg um 11,2 Prozent beschließen.

Dunkel-Geschäft mit Waffen "Made in China"
Wie die Militärausgaben der Volksrepublik liegen aber auch die zunehmenden Geschäfte mit Waffen "Made in China" großteils im Dunkeln. Aus Mangel an Daten musste das Stockholmer Internationale Friedensforschungsinstitut (SIPRI) in seinem jüngsten Jahresbericht die Rüstungsgeschäfte Chinas ausklammern.

Laut dem h&z-Experten Santo machten lieferte China zwischen 2007 und 2010 Rüstungsexporte im Wert von insgesamt 8,7 Milliarden US-Dollar aus. In nur 15 Jahren sei China in der klassischen Wehrtechnik zu einem "wichtigen internationalen Wettbewerber aufgestiegen", schreibt er in seinem Bericht.

Chinas Kunden meist auf Kriegspfad mit den USA
Größte Kunden sind Entwicklungsländer, allen voran Pakistan. Die durch alte Freundschaft verbundenen beiden Länder bilden ein Gegengewicht zum Rivalen Indien. Danach folgen Venezuela und der Iran, wichtige Öllieferanten, die auf Konfrontationskurs zu den USA – dem Waffenexporteur Nummer eins - fahren.

"Bei der Kooperation mit dem Iran geht es vorrangig um Know-how und Training, bezüglich Nukleartechnik und Raketen", erklärt Santo. Von der Hilfe für Teheran verspreche sich China, "die US-amerikanische Macht im Nahen Osten zu schwächen". Auch sichere sich China damit den Iran als wichtigen Öllieferanten und Handelspartner. Größere Abnehmer chinesischer Waffen waren zwischen 2007 und 2010 aber auch Länder wie Ägypten, Nigeria, Bangladesch, Namibia, Saudi Arabien und Sri Lanka.

Lieferungen auch in Embargo-Länder
China liefere auch in Krisengebiete oder geächtete Länder und vermeide verbindliche Bekenntnisse zu internationalen Embargobeschlüssen, heißt es in dem Bericht. Ob die Regierung in Peking immer weiß, wohin ihre Rüstungsunternehmen liefern, erscheint Beobachtern nicht sicher.

So wurden in der Schlussphase des Bürgerkrieges in Libyen Dokumente entdeckt, nach denen dem Gaddafi-Regime über Umwege millionenschwere Waffenlieferungen aus China zumindest in Aussicht gestellt worden waren. Peking beteuerte danach, zunächst nicht über das Käufersuchen unterrichtet worden zu sein, das Embargo aber eingehalten zu haben.

"Billige Waffen und politisch flexibel"
Zwar seien die chinesischen Waffen technologisch noch rückständig, hält die Studie fest. Doch biete China "günstige Preise, attraktive Zahlungskonditionen und eine Basisqualität, die den Kundenansprüchen genügt". Wo Geschäfte politisch motiviert sind, wird Flexibilität gezeigt.

Auch holt China technologisch auf. Über die Weiterentwicklung sowjetischer Lizenzprodukte und die Einbindung in weltweite Wertschöpfungsketten gewinne China immer leichter Zugang zu westlicher Technologie. Der Rückstand werde je nach Segment "in zehn bis 20 Jahren aufgeholt sein", heißt es in dem h&z-Bericht.

Technik aus Europa und Russland
Die Technologiesprünge fallen besonders bei dem Prototypen des chinesischen Stealth-Kampffliegers J-20 auf, der für Radar unsichtbar sein soll. Auch stellt China in diesem Jahr seinen ersten Flugzeugträger in Dienst - ein restauriertes sowjetisches Modell. Santo geht davon aus, dass Technik auch über frühere Kooperationen der Europäer mit russischen Partnern nach China gelangt.

"Wissen über Technologie für U-Boote oder den Bau von Kriegsschiffen, Panzern und Helikoptern fließt über Umwege von Europa an militärische Unternehmen in China", sagt Santo. Eine Aufhebung des seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 geltenden EU-Waffenembargos würde aus seiner Sicht den Technologietransfer nach China "sprunghaft beschleunigen".

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