Bleivergiftung

Toter Bartgeier im Nationalpark Hohe Tauern entdeckt

Österreich
07.03.2012 13:08
Im Nationalpark Hohe Tauern hat das internationale Projekt zur Wiederansiedlung der Bartgeier einen herben Dämpfer erlitten: Ein im Jahr 1991 ausgewildertes Weibchen ist an Blei verendet, das es als Rückstand aus Jagdmunition im Aas aufgenommen hatte. Pilotprojekte mit bleifreier Munition laufen zwar bereits, zufrieden ist die Jägerschaft damit allerdings nicht, wie der Salzburger Landesjägermeister Josef Eder am Mittwoch sagte.

Bereits Ende Jänner wurde "Nicola" im Raum Kals in Osttirol tot aufgefunden, Anfang dieser Woche traf nun das Ergebnis der medizinischen Untersuchung ein. "Die erhobenen Befunde sprechen für eine Bleivergiftung. Die Aufnahme von Blei führt beim Greifvogel zu einer Beeinträchtigung der Blutbildung und einer Schädigung des Nervensystems", heißt es im Gutachten. In der Leber wurden demnach knapp 26 mg/kg und in der Niere 32 mg/kg nachgewiesen, wie bekannt gegeben wurde.

Tödlicher Unterschied zum Menschen
"Durch konventionelle Bleigeschoße verbleibt je nach Treffer am Wildkörper eine mehr oder weniger starke Kontaminierung mit Blei", ist für Nationalparkdirektor Wolfgang Urban klar, wie das Schwermetall in die Nahrungskette gelangte. Und selbst der Landesjägermeister räumt ein: "Im Unterschied zum Menschen wird im Magen der Greifvögel das Blei durch die Magensäure zersetzt und aufgenommen."

Laut Urban wurden schon 2006 bei einem Bartgeier und 2011 bei drei Gänsegeiern Bleivergiftungen diagnostiziert. Die Dunkelziffer sei extrem hoch. Und auch die Direktorin des Salzburger Zoos, Sabine Grebner, berichtet, dass immer wieder geschwächte große Greifvögel mit erhöhten Bleiwerten im Zoo abgegeben werden.

Im Nationalpark wird nur mehr bleifrei geschossen
Die Salzburger Nationalparkreferentin, Landesrätin Tina Widmann, hat daher für die nationalparkeigenen Forschungsreviere Habachtal und Anlauftal die Umstellung auf bleifreie Munition angeordnet. Seit Jahresanfang 2012 wird dort bleifrei geschossen.

"Unsere Berufsjäger werden nun genaue Aufzeichnungen hinsichtlich Ballistik, Schäden an den Gewehrläufen, Nachsuchen, Wildbret-Zerstörung, etc. führen. Ich sehe diese exakten Aufzeichnungen als eine große Hilfe für ein Umdenken beim Munitionsgebrauch", sagte die Landesrätin.

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