Konzertkritik

Schubertiade mal etwas anders

Vorarlberg
08.10.2023 18:27

Bei den Schubertiade-Konzerten am Wochenende im Hohenemser Markus-Sittikus-Saal gab es nicht nur Schubert zu hören. Am Freitagabend stand Jörg Widmann im Mittelpunkt, am Samstag sorgte Quatuor Modigliani für klangliches Glück.

Dass das Publikum es schätzt, wenn auch einmal andere Komponisten außer Schubert und seinen Zeitgenossen erklingen, merkt man am Beifall und an den zustimmenden Pausengesprächen. Am Freitagabend im Markus-Sittikus-Saal stand Jörg Widmann im Mittelpunkt des Konzertes, als Klarinettist mit Beethovens „Gassenhauertrio“ und bei Brahms’ Opus 114, aber auch als Komponist seiner Schubert-Reminiszenz „Idyll und Abgrund“. Anhand eines weiteren Werks von Schubert, der Kantate „Der Hirt auf dem Felsen“, das er in Auszügen am Klavier demonstrierte, erklärte der sympathische Münchner seine Vorgehensweise, bevor der am gesamten Abend brillante Pianist Dénes Várjon Widmanns sechsteiliges Soloklavierwerk darbot. Vieles klingt darin zwar nach Franz Schubert, ist aber Widmann pur, was nicht zuletzt die vielen dissonanten Akkorde manifestieren. Widmann an der Klarinette, Várjon am Flügel und Clemens Hagen mit seinem Stradivari-Cello boten bei den schon genannten Kammermusikwerken Wohllaut und klangliches Glück.

Jörg Widmann.
Jörg Widmann. (Bild: Marco Borggreve)

Auch am Samstagabend konnte man solches in Fülle genießen, als das Quatuor Modigliani unter dem Motto „Italien“ Werke von Mozart, Verdi und Tschaikowski spielte. Bei Letzterem wurden die vier Herren aus Frankreich ergänzt durch - erneut - Clemens Hagen und an der zweiten Bratsche seine Schwester Veronika Hagen. „Souvenir de Florence“ nannte Tschaikowski das Stück in Erinnerung an seinen überwiegend glücklichen Italienaufenthalt und schrieb in zweiten Satz mit Violinsolo (Amaury Coeytaux) samt Pizzikatobegleitung eine echte italienische Serenade, um in den Sätzen drei und vier russische Volkslieder zu verwenden.

Die Fuge des vierten Satzes erinnerte an das Werk vor der Pause, Giuseppe Verdis einzigen Streichquartett. Die Fuge in dessen letztem Satz ist atemberaubend und weist hinüber zur Schlussfuge von Verdis letzter Oper „Falstaff“: „Tutto nel mondo è burla“ („Alles auf Erden ist Narretei“). Das Quatuor Modigliani schwelgte auch bei Verdi in Klangschönheit bei stets größter musikalischer Präzision. Und bei Mozarts Quartett KV 156, das zu Beginn des Abends erklang - er schrieb es sechzehnjährig auf der Reise nach Mailand - erfreuten sie zudem mit bester Phrasierung in historisch informiertem Stil.

Nach zwei Konzerten am Sonntag geht die Schubertiade in die Winterpause und wird sich dann wieder im April 2024 zurückmelden.

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