Streitbarer Reicher

Buffett: “Hohe Steuern für Firmen sind ein Mythos”

Ausland
28.02.2012 14:56
Mit klaren Aussagen zu Unternehmenssteuern heizt der streitbare US-Milliardär Warren Buffett in den USA die Debatte um die Sanierung des US-Haushalts an. "Es ist ein Mythos, dass amerikanische Konzerne 35 Prozent oder auch nur einen ähnlich hohen Prozentsatz an Steuern zahlen", erzählte der 81-Jährige im Interview mit dem US-Sender CNBC. Für Buffett ist es zudem unverständlich, dass alle Amerikaner angehalten werden, den Gürtel enger zu schnallen, nur nicht die Superreichen.

Die Aussage von Buffett bezieht sich vor allem auch auf einen Vorstoß von US-Präsident Barack Obama, der kürzlich eine Reform der Unternehmenssteuern angekündigt hatte. Laut diesem Plan sollten Schlupflöcher geschlossen werden, andererseits aber auch die Spitzensteuerrate für Konzerne von 35 Prozent auf 28 Prozent gesenkt werden. Zudem sollten alle Amerikaner, die mehr als eine Million Dollar pro Jahr verdienen, zumindest 30 Prozent Steuern zahlen.

Buffett wandte sich im Interview jedenfalls auch gegen das häufig vorgebrachte Argument, zu hohe Steuern würden den Standortvorteil von amerikanischen Firmen bedrohen. "Die derzeitigen Unternehmenssteuern bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit der USA in keinster Weise", meinte der Milliardär dazu trocken.

US-Konzerne zahlten durchschnittlich 18,5 Prozent Steuern
Laut "Huffington Post" gibt Buffett dabei auch einer, allerdings sehr umstrittenen, Studie aus dem Jahr 2011 recht, welche die Steuerleistungen der 280 größten und profitabelsten amerikanischen Unternehmen in den Jahren 2008 bis 2010 untersucht hat. Demnach zahlten diese Konzerne in den drei Jahren durchschnittlich 18,5 Prozent Steuern, liegen also weit entfernt vom Spitzensteuersatz von 35 Prozent.

78 Firmen zahlten in zumindest einem Jahr gar keine oder negative Steuern, erhielten also mehr Subventionen, als an Steuern fällig wurden. 30 Unternehmen schafften es, zwischen 2008 und 2010 ständig ein negatives Steuerergebnis zu erzielen, obwohl sie zusammengenommen in diesem Zeitraum einen Gewinn von 160 Milliarden Dollar vor Steuern erzielten.

Buffett: "Keine Rosinen rauspicken"
Buffett erklärte, dass seine Firma Berkshire Hathaway im Jahr 2011 rund 15 bis 16 Prozent ihres Umsatzes an Steuern abführen werde und damit höher als der nationale Durchschnitt liege. Auf die Nachfrage, dass ein höherer Durchschnittssteuersatz natürlich auch sein Unternehmen treffen würde, meinte der Milliardär, dass man bei dieser Debatte Eigeninteressen zurückstellen müsse. "Wenn man beginnt, sich hier die Rosinen herauszupicken, dann zerfällt das ganze System."

Gleichzeitig widersprach er auch seinen Kritikern, die ihm rieten, er solle doch sein Scheckbuch zücken und freiwillig den Finanzbehörden einen größeren Betrag spenden, wenn er schon für höhere Steuern plädiere. Für Buffett würde dies allerdings keines der bestehenden Probleme lösen, es gehe daher um eine Systemänderung. "Es ist doch reine Travestie, dass alle Amerikaner dazu aufgerufen werden, den Gürtel enger zu schnallen, nur nicht die Superreichen."

Drittreichster Mensch der Welt
Warren Buffett ist mit einem geschätzen Privatvermögen von 50 Milliarden US-Dollar der drittreichste Mensch der Welt. Im Jahr 2010 fiel er durch das Projekt "The Giving Pledge" auf, als er Superreiche in den USA überredete, die Hälfte ihres Vermögens zu spenden (siehe Infobox).

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