Warum gerade Medizin?

Eine junge Tirolerin und ihr Traum in Weiß

Tirol
29.07.2023 13:00

Der Arztberuf wird weiblich! Hannah Hayn aus Vomp in Tirol gehört zu jenen jungen Frauen, die in Zukunft die medizinische Versorgung am Land sichern werden. Beim Aufnahmetest fürs Studium erreichte die Tirolerin Spitzenwerte. Der „Krone“ verriet sie, warum Allgemeinmedizin ihr Traum ist, aber nicht das Landarztstipendium, das die Politik vor kurzem eingeführt hat. 

Hannah Hayn möchte Allgemeinmedizinerin werden. Als Hausärztin arbeiten - das ist ihr Traum. Die 19-Jährige wird - wenn ihr Plan aufgeht - in einigen Jahren zu jenen dringend notwendigen Fachkräften gehören, die die Versorgung in Tirol sichern. Noch steht Hayn am Beginn ihres Studiums. Dass sie die fordernde Ausbildung schafft, daran besteht kaum ein Zweifel. Denn die junge Tirolerin gehörte im Vorjahr zu den sechs besten Teilnehmern des Aufnahmetests für das Medizin-Studium im Innsbruck. Insgesamt traten in Tirol 2300 Bewerber an. 

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Es ist eine faszinierende Vorstellung, ein so breites Fachgebiet abdecken zu können und Menschen oft ein Leben lang zu begleiten

Hannah Hayn, Medizin-Studientin aus Tirol

Bis zu 3000 Euro legen Bewerber für Kurse hin
Wie viel das bedeutet, lässt sich anhand einiger Zahlen am besten vermitteln. Jahr für Jahr rittern mehr als 2000 Anwärter beim Aufnahmetest um die (nur) 400 begehrten Plätze an der Medizin-Universität in Innsbruck. Rund hundert extrem fordernde Fragen gilt es zu beantworten. Kaum jemand schafft es, in der vorgegebenen Zeit alle abzuarbeiten, geschweige denn, alle richtig zu beantworten.

Bis zu 3000 Euro legen Bewerber für Vorbereitungskurse auf den Tisch. „Kurs habe ich im Vorfeld keinen absolviert. Von März bis Anfang Juli habe ich aber fast täglich für den Test gelernt“, beschreibt Hannah Hayn ihre Strategie. Der große Aufwand hat sich gelohnt: mit rund 89 Prozent richtigen Antworten gehörte die Tirolerin zu dem erlesenen Kreis der „Fast-Alles-Wisser“.

Auch ohne teuren Vorbereitungskurs hat die 19-Jährige beim Aufnahmetest Spitzenwerte erreicht. (Bild: Birbaumer Christof)
Auch ohne teuren Vorbereitungskurs hat die 19-Jährige beim Aufnahmetest Spitzenwerte erreicht.

Dass sich Frauen mit den vielen naturwissenschaftlichen Fragen des Tests schwerer tun als Männer, kann Hayn nicht bestätigten. Wovon sie hingegen überzeugt ist: „Es ist bereichernd, wenn auch Studierende aus anderen Ländern nach Innsbruck kommen.“

Lieber Bergdoktorin als Gray’s Anatomy-Star
Seit einem Jahr geht die Vomperin nun schon an der Medizin-Uni ein und aus. Ihr Berufswunsch reifte früh. „Vorbilder waren mir die Hausärzte unserer Familie. Es ist eine faszinierende Vorstellung, ein so breites Fachgebiet abdecken zu können und Menschen oft ein Leben lang zu begleiten“, erzählt Hayn über ihre Motivation.

Seit einem Jahr geht Hannah Hayn an der Medizin-Uni in Innsbruck ein und aus. (Bild: Birbaumer Christof)
Seit einem Jahr geht Hannah Hayn an der Medizin-Uni in Innsbruck ein und aus.

Bergdoktor oder Grey's Anatomy? Über diese Frage muss Hayn schmunzeln. Sie weiß um den Einfluss von Arztserien auf den Berufswunsch so manches Studienanwärters. Die Tirolerin hat ihren Traumberuf aber ganz ohne Hochglanz-Serie mit wöchentlichem Drama-Faktor gefunden. „Aber wenn schon, dann lieber Bergdoktorin“, meint die 19-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Tirols Landarztstipendium keine Option für Vomperin
Wenn sie an die Zeit nach dem Studium denkt, sieht sich Hannah Hayn in einer Gemeinschaftspraxis irgendwo in Tirol. „Medizin ist Teamarbeit“, ist die Studentin überzeugt. Sie wünscht sich, was viele junge Berufsanwärter möchten: nicht als Einzelkämpfer, sondern im Verbund Patienten versorgen. Ein Trend, den Politik und Sozialversicherungen erst spät erkannt haben. Dieses Versäumnis wird als ein Grund für den Ärztemangel am Land gesehen.

Die junge Medizin-Begeisterte im Gespräch mit „Krone“-Redakteurin Claudia Thurner (Bild: Birbaumer Christof)
Die junge Medizin-Begeisterte im Gespräch mit „Krone“-Redakteurin Claudia Thurner

Um dem entgegenzuwirken, hat das Land Tirol kürzlich Landarztstipendien ausgeschrieben. Ein Renner war die Förderung für Studierende nicht: Nur sechs haben sich im ersten Durchgang beworben. Für Hannah ist das Stipendium auch keine Option: „Ich bin mir in meinem Berufswunsch ziemlich sicher. Aber mich nach wenigen Semestern schon festzulegen, ist mir doch zu früh.“

Was die nächsten Jahre für die Vomperin auch bringen: Wenn sie das Medizin-Studium beendet, wird sie im Gesundheitssystem schon sehnlichst erwartet.

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