Ansturm auf Uni

Ärztemangel? Am Willen zu studieren liegt’s nicht

Tirol
09.07.2022 07:15

Der Ärztemangel am Land und in bestimmten Fachrichtungen ist seit Jahren Dauerthema. Woran liegt’s? Am Willen zu studieren nicht! 2376 Bewerber ritterten am Freitag in der Messe Innsbruck um einen der 410 Studienplätze an der Tiroler Medizin-Uni. Die Politik will noch mehr Plätze. An der Uni ist man hingegen skeptisch.

Lange Schlangen vor den Eingängen, volle Messehallen, rauchende Köpfe. Es ist schon ein gewohntes Bild, das sich am Freitag in Innsbruck bot. Alle Jahre wieder findet Anfang Juli der Aufnahmetest für das Medizin-Studium statt. Alle Jahre wieder ist der Ansturm groß. 3350 Anmeldungen gab es heuer für die in Tirol angebotenen Studien für Human- und Zahnmedizin. 2376 Bewerber kamen schließlich zum Test.

Zehn Studienplätze mehr als im vergangenen Jahr
Wer dieses Bild sieht, fragt sich, warum in Tirol und ganz Österreich in vielen Bereichen Ärztemangel herrscht. Ein Mangel an Interesse ist es nicht! Ein Mangel an Studienplätzen auch nicht, meint Innsbrucks Vize-Rektor Wolfgang Prodinger. 410 sind es in Tirol, davon 370 für Humanmedizin – zehn mehr als im Vorjahr. Prodinger verweist auf Daten, wonach Österreich im Verhältnis zur Bevölkerung extrem viel ausbildet und deutlich mehr fertige Ärzte hat als andere Länder. „Noch mehr Studienplätze an den bestehenden Uni-Standorten wird zu Lasten der Qualität gehen“, warnt der Vize-Rektor. Die Politik möchte aber genau das: mehr Studienplätze.

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Es muss einfach attraktiver werden, sich etwa als Allgemeinmediziner am Land niederzulassen.

Innsbrucks Vize-Rektor Wolfgang Prodinger

Innsbrucker Hochschule steht bei Deutschen hoch im Kurs
Die Innsbrucker Med-Uni steht bei Deutschen hoch im Kurs. Die Hälfte der Bewerber stammt aus dem Nachbarland. Eine Österreicher-Quote von 75 Prozent verhindert, dass die heimischen Hochschulen von ausländischen Studierenden geflutet werden. Was ohne diese passiert, wird bei der Zahnmedizin deutlich. Dort wurde die Quote abgeschafft. Wie berichtet, nimmt seither der Anteil deutscher Studierender deutlich zu. Die meisten gehen danach zurück in die Heimat. Und in Österreich wird die Lücke an Zahnärzten immer größer.

Neu: Erweiterungsstudium für Allgemeinmedizin
In diesem Fall liegt die Wurzel des Problems tatsächlich im Studium. Bei Humanmedizin sieht Prodinger andere Ursachen vorrangiger: „Es muss einfach attraktiver werden, sich etwa als Allgemeinmediziner am Land niederzulassen.“ Dazu beitragen kann jedoch auch die Uni. Ab Herbst wird in Innsbruck das Erweiterungsstudium Allgemeinmedizin angeboten. Damit würden die Studierenden früh und umfassend mit diesem Fach vertraut werden, zählt der Vize-Rektor Vorteile auf.

Hohe Kosten und großer Aufwand für das Auswahlverfahren
Zurück in die Messehalle: Der Aufwand für die Abwicklung des Tests ist enorm. „600.000 Euro kosten alleine die benötigten Sachmittel“, nennt Organisatorin Martina Heidegger eine Kennzahl. 300 Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Zumindest die Kontrolle der 3-G-Regel fiel heuer weg. Einzig die Maskenpflicht abseits des Platzes erinnert daran, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist.

Das 2006 eingeführte Auswahlverfahren wird kaum noch infrage gestellt. Es habe sich bewährt, sagt Prodinger. Als einen Beweis führt er die Zahl der Absolventen an: „Fast 90 Prozent derer, die zugelassen werden, schließen das Studium auch ab.“ Eine Traumquote, von der andere Unis weit entfernt sind.

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