Nazi-Makel

Horten-Juwelen: Rufe nach Versteigerungsstopp

Heidi Goëss-Horten im Jahr 2019

(Bild: ViennaPress / Andreas TISCHLER)

Seit einer Woche versteigert das Auktionshaus Christie‘s die einzigartige Schmucksammlung der österreichischen Milliardenerbin Heidi Horten. Nach einer Online-Auktion sollten einige die spektakulärsten Stücke am Mittwoch und Freitag bei Christie‘s vor Ort in Genf angeboten werden. Doch über den Juwelen liegt der Schatten der NS-Vergangenheit des deutschen Unternehmers Helmut Horten - und die Rufe jüdischer Organisationen mehren sich, die Auktion auszusetzen.

Insgesamt 700 Schmuckstücke umfasst die Sammlung der im vergangenen Jahr im Alter von 81 Jahren verstorbenen Horten-Erbin, ihr Wert wird auf 150 bis 200 Millionen Dollar (137 bis 183 Millionen Euro) geschätzt.

Online-Auktion läuft noch bis 15. Mai
Seit dem 3. und noch bis zum 15. Mai läuft die Online-Auktion von 300 Losen. Am Mittwoch wurden weniger als 100 Stücke angeboten, für Freitag stehen 150 weitere Lose in Genf auf dem Programm, bevor im November die Online-Auktion mit den restlichen Schmuckstücken fortgesetzt wird.

Ein Armreifen von Bulgari ist eines der Objekte, die bei der Versteigerung „The World of Heidi Horten“ von Christie‘s Aktionen zu haben sind. Die Auktion findet im Mai 2023 statt.

(Bild: APA/CHRISTIE’S)

Und auch diese Halskette von Bulgari wird angeboten.

(Bild: APA/CHRISTIE’S)

Cartier-Ring wird auf bis zu 20 Millionen Dollar geschätzt
Zu den Glanzstücken gehört ein Cartier-Ring mit einem 25,59-karätigen „Taubenblut“-Rubin, dessen Wert auf 15 bis 20 Millionen Dollar geschätzt wird, wie Christie‘s Schmuck-Experte Rahul Kadakia erklärte.

Die Auktion ist unanständig, zumal der Erlös in eine Stiftung fließt, deren Aufgabe es ist, den Namen eines ehemaligen Nazis für die Nachwelt zu bewahren.

Der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich

Laut „Forbes“ hinterließ Heidi Horten ein Vermögen von 2,9 Milliarden Dollar. Die Herkunft des Vermögens ihres 1987 verstorbenen Mannes, der eine der größten Kaufhausketten in Deutschland besaß, stößt jedoch auf Kritik.

Heidi Horten mit dem legendären Briolette.

(Bild: The Heidi Horten Foundation)

Helmut Horten war NSDAP-Mitglied
Laut einem im Jänner 2022 veröffentlichten Historikerbericht, der von der Horten Stiftung in Auftrag gegeben worden war, war Helmut Horten längere Zeit Mitglied der NSDAP. 1936, drei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis, übernahm er als 27-Jähriger das Textilkaufhaus Alsberg in Duisburg, nachdem dessen jüdische Besitzer geflohen waren. Später übernahm er weitere Geschäfte, die sich zuvor im Besitz jüdischer Eigentümer befunden hatten. Ihm wurde deshalb vorgeworfen, Profiteur der „Arisierung“ jüdischer Unternehmen während der NS-Zeit gewesen zu sein.

Wir verlangen, die Auktion auf Eis zu legen, bis ernsthafte Anstrengungen unternommen werden, um festzustellen, welcher Teil dieses Reichtums von Nazi-Opfern stammt - und um ihn dann an die Überlebenden und für Bildungsprogramme zurückzugeben.

American Jewish Committee

Seit Tagen wächst der Druck auf das Auktionshaus, die Versteigerung für weitere Untersuchungen auszusetzen. „Belohnen Sie nicht diejenigen, deren Familien sich an verzweifelten Juden bereichert haben, die von den Nazis verfolgt und bedroht wurden“, forderte das Simon Wiesenthal Center.

Christie‘s versichert, es habe der Versteigerung zugestimmt, da „alle Erlöse aus der Auktion an wohltätige Organisationen gehen“. Darüberhinaus will das Auktionshaus nach eigenen Angaben eine „beträchtliche Summe“ für die Holocaust-Forschung und Vermittlung spenden.