Lokalmatador

Schwede Tomas Tranströmer erhält Literatur-Nobelpreis

Ausland
06.10.2011 13:18
Der schwedische Poet Tomas Tranströmer erhält den Literatur-Nobelpreis 2011. Bereits seit Jahren galt der Lyriker als Favorit für die begehrte Auszeichnung - die Verkündung am Donnerstag durch die Königlich Schwedische Akademie sorgte im Saal in Stockholm für lauten Jubel. Der 80-Jährige wurde laut Jurybegründung gewürdigt, "weil er uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen weist". Die mit zehn Millionen Kronen (knapp 1,1 Mio. Euro) dotierte Auszeichnung wird am 10. Dezember überreicht.

Tranströmer selbst wurde von der glücklichen Nachricht "überrumpelt", als ihm telefonisch die Zuerkennung des Nobelpreises mitgeteilt wurde, so Peter Englund, ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie: "Er hörte gerade Musik, als ich ihn anrief." Weniger überraschend kam die Wahl offenbar für die Buchmacher, auch dieses Jahr sickerte der Name des Preisträgers offenbar vorzeitig durch: In den zwei Stunden vor der offiziellen Bekanntgabe überholte Tranströmer beim Onlinewettanbieter Ladbrokes den Sänger Bob Dylan sowie drei weitere Kandidaten. Die Quote sank binnen kurzer Zeit von 1:8 auf 1:1,66.

Tranströmer gehört zu den "größten skandinavischen Lyrikern seit dem Zweiten Weltkrieg", erklärte der Wiener Skandinavistikprofessor Sven Hakon Rossel. Tranströmer habe kein umfangreiches, aber ein zeitloses Werk geschaffen, das sich in Schweden auch großer Beliebtheit erfreue. Seine Gedichte befassen sich mit existenziellen Themen wie Natur, Liebe und Tod. "Ein sehr musikalischer Stil ist typisch für ihn." Seine Metaphorik sei "gleichzeitig sehr raffiniert und sehr schlicht". Seine Gedichtbände sind in rund 50 Sprachen übersetzt, auch auf Deutsch sind zahlreiche Werke des Lyrikers erschienen. Sein Gesamtwerk, das auch nach seinem Schlaganfall beständig weiter angewachsen ist, besteht insgesamt aus etwas weniger als 100 Texten.

Erste Gedichte 1954 erschienen
Tranströmer wurde am 15. April 1931 als Sohn einer Volksschullehrerin und eines Journalisten in Stockholm geboren. Er widmete sich dem Studium von Literaturgeschichte und Poetik, Religionsgeschichte und Psychologie an der Uni Stockholm. Zu dieser Zeit veröffentlichte er auch seine ersten Gedichte in verschiedenen Zeitschriften. 1954 erschien die erste Gedichtsammlung, eines der meistbeachteten Debüts des Jahrzehnts. Dennoch sollte es noch fast drei Jahrzehnte dauern, ehe die Kritik auch international auf Tranströmer aufmerksam wurde.

1958 heiratete Tranströmer Monica Bladh, mit der er bis heute in Stockholm lebt. Mit den folgenden Gedichtsammlungen Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre festigte er bei Kritik und Leserschaft den Ruf als einer der bedeutendsten Lyriker seiner Generation. Zu dieser Zeit arbeitete Tranströmer zunächst als Anstaltspsychologe für jugendliche Strafgefangene. Von 1966 bis zu seinem ersten Schlaganfall schrieb er Gedichte, halbtags war er als Berufsberater in verschiedenen Arbeitsämtern tätig. Robert Bly machte den Dichter schließlich in den USA bekannt.

Überschwänglicher Jubel in Schweden
1981 erhielt der Schwede den deutschen Petrarca-Preis, 1990 den Literaturpreis des Nordischen Rates und 1992 wiederum in Deutschland den Horst-Bienek-Preis. Die schwedische Regierung verlieh Tranströmer zu seinem 80. Geburtstag im April den Professorentitel. Überschwänglich waren in seiner Heimat die Reaktionen auf die Nobelpreis-Vergabe. Er sei "glücklich und stolz", viele Schweden hätten lange darauf gehofft, schrieb Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt in seinem Glückwunschkommentar. "Sehr erfreut" zeigte sich auch die österreichische Dichterin Friederike Mayröcker: "Wenn man ihn schon selber nicht bekommt, ist es schön, wenn er wenigstens an einen Lyriker geht", meinte sie schmunzelnd.

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