Wirbel in Ägypten

Nazipartei für Weltherrschaft der “arabischen Rasse”

Ausland
30.09.2011 15:36
"Dies ist eine neue Partei. Ihre Ideologie wird Ägyptens Probleme lösen", erklärte Dr. Mamdouh Mansour, Mitglied der kürzlich gegründeten Nazipartei, als diese am 22. September im ägyptischen Sender "Dream1 TV" vorgestellt wurde. Die ominöse Gruppierung hofft, innerhalb von zehn Jahren den Präsidenten zu stellen - und strebt nebenbei die Weltherrschaft der "arabischen Rasse" an.

Fernsehmoderator Wael el-Ebrashi begrüßte die Teilnehmer der Gesprächsrunde mit "Heil Hitler!" - und erklärte den Zuschauern, dass der Nazismus eine tyrannische, faschistische und politische Ideologie sei, die der Welt Ruin und Zerstörung gebracht habe.

Mansour erklärte, dass die neue ägyptische Partei "offen und nicht im Geheimen, wie die Freimaurer" agiere. Sie habe schon über 300 Mitglieder. Ein weiteres Mitglied der Partei, Sayyed Gamal, sagte: "Wir haben nur die positiven Aspekte der Nazi-Partei übergenommen, nicht die negativen."

Weltherrschaft der "arabischen Rasse" als Ziel
Parteichef Muhi al-Din Gamal vertritt die Vision, innerhalb von zehn Jahren im Parlament vertreten zu sein und dann auch den Präsidenten zu stellen. "Unser politisches Ziel ist es, die arabische Rasse, die Sprecher der arabischen Sprache, zur besten Rasse zu machen." Am Ende solle in aller Welt Arabisch gesprochen werden. Neben sich hatte Gamal eine arabische Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" aufgestellt.

Moderator Ebrashi fragte seine Studiogäste: "Warum sollten wir hier in Ägypten diese tyrannisch-faschistische politische Bewegung importieren, sie aus der Mottenkiste der Geschichte hervorholen, nachdem sie von der ganzen Welt ausgespuckt worden ist?" Parteimitglied Amr Fouad antwortete: "Erst einmal wurde der ägyptische Bürger sehr erniedrigt - da wollen wir eine Linie ziehen. Unser erstes Ziel ist die Vorherrschaft der ägyptischen Rasse." Woraufhin der Moderator meinte: "So wie Hitler von der Überlegenheit der arischen Rasse über den Rest der Menschheit gesprochen hat? Das ist extremer Rassismus!"

Muhammad Abd al-Rahman, ein "enger Vertrauter" von Parteichef Gamal, erklärte, dass die Idee der Parteigründung in einer Facebook-Gruppe aufgekommen sei. "Viele von uns hatten aber schon zuvor an die Vorherrschaft der ägyptischen Rasse geglaubt." Gleichwohl werde die ägyptische Nazi-Partei nicht wie jene Hitlers sein, "weil wir von den Konzepten des Islam überzeugt sind".

"Zionisten stellen eine Gefahr für die Araber dar"
Als Beispiel nennt er Hitlers Feindseligkeit gegenüber allen Juden. Als Muslim glaube er, dass das Judentum als monotheistische Religion respektiert werden müsse. "Ich bin nicht gegenüber allen Juden feindselig, sondern nur gegenüber der zionistischen Entität. Die Zionisten stellen eine Gefahr für die Araber dar. Deshalb bin ich ihr Feind." Auch Dr. Mansour betonte, dass die ägyptischen Nazis keinen Holocaust an den Juden ausführen und die Juden auch nicht bekämpfen wollten. Aber: "Das ist die Aufgabe des Staates. Da mischen wir uns nicht ein."

Verehrung für Adolf Hitler und die Nazis ist in der arabischen Welt weit verbreitet. Deutsche Touristen erstaunt es immer wieder, etwa in Jerusalems Altstadt von Palästinensern mit einem freundlichen "Heil Hitler!" begrüßt zu werden - oft mit dem Zusatz: "Schade, dass Ihr Deutschen Hitlers Werk nicht vollendet habt. Dann hätten wir heute weniger Probleme."

Militärrat warnt vor "Bedrohung der Demokratie"
Unterdessen hat der in Ägypten regierende oberste Militärrat unter Vorsitz von Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi auf die Wahlboykott-Ankündigung von mehr als zwei Dutzend Parteien mit einer scharfen Warnung vor einer "Bedrohung der Demokratie" reagiert. Die Kräfte, die versuchen würden, den demokratischen Wandel zu erschweren, müssten die ganze Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, hieß es am Freitag in einem Kommuniqué des Militärrates. Vor den für das Wochenende geplanten Demonstrationen in Kairo zur Verteidigung der Errungenschaften der Revolution gegen das Regime des im Februar zum Rücktritt gezwungenen Langzeit-Machthabers Hosni Mubarak erklärte die Militärführung, dass jeglicher Angriff auf wichtige staatliche Einrichtungen als "Gefährdung der nationalen Sicherheit" eingestuft und strengstens unterbunden würde.

Ein von den einflussreichen Muslimbrüdern angeführtes Bündnis hatte gedroht, nicht an den für Ende November angesetzten Parlamentswahlen teilzunehmen. Die Muslimbrüder könnten laut Umfragen als stärkste organisierte politische Kraft mit einem Stimmenanteil von 35 Prozent rechnen. Ende Juli hatten in Kairo Hunderttausende Protestierende auf Initiative der Muslimbrüder gegen den Militärrat und Tantawi, der 20 Jahre Verteidigungsminister unter Mubarak war, demonstriert. Es war die bisher massivste Demonstration der Stärke des islamischen Lagers seit der Entmachtung Mubaraks.

Allgemeine Unzufriedenheit mit aktueller Entwicklung
Große Teile der ägyptischen Öffentlichkeit sind unzufrieden mit der Entwicklung seit Mubaraks Sturz und dem Einbruch der Wirtschaft seit Beginn der Volkserhebung. Jugendgruppen werfen den Streitkräften vor, den Übergang zu einer Zivilregierung zu verschleppen und Mubaraks alte Seilschaften an der Macht zu halten. Dem Militär werden auch Menschenrechtsverletzungen und Folter vorgeworfen.

Die vom Militärrat beschlossene Wahlordnung sieht eine vielfach als kompliziert empfundene Mischung aus Mehrheits- und Listenwahlrecht vor. Die demokratischen Kräfte sind gegen die Wahl von Personen in Einzelwahlkreisen nach dem Mehrheitswahlrecht. Dies würde, machen sie geltend, korrupten und reich gewordenen Politikern der aufgelösten Mubarak-Staatspartei die Rückkehr in die Politik ermöglichen.

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