Gernot Trauner im Talk

„Wir sind auch nur Menschen und keine Maschinen!“

Oberösterreich
24.03.2023 11:20

Gernot Trauner über seine Rückkehr mit dem ÖFB-Team nach Linz, das Aserbaidschan-Spiel, sein Glück und Leid als Fußballprofi.

Ehe das Runde heute in Linz möglichst oft ins Eckige von Aserbaidschan soll, schließt sich für Gernot Trauner der Kreis. Der 30-Jährige bestritt für den LASK 2010 seine ersten Spiele als Fußball-Profi auf der inzwischen in neuem Glanz erstrahlenden Gugl, wohin er heute zum Auftakt der EURO-Quali mit dem ÖFB-Team zurückkehrt.

„OÖ Krone“: Herr Trauner, ist es für Sie eigentlich selbst überraschend, schon wieder im ÖFB-Team zu sein? Schließlich wurden sie erst am 5. Jänner am Meniskus operiert.

Gernot Trauner: Ich wusste, dass es knapp wird, umso mehr freut mich, dass es geklappt hat.

Zumal Sie ja ganz viel sowohl mit dem Spielort Linz als auch mit dem ÖFB-Standort Windischgarsten verbindet.

Stimmt! Auf der Gugl habe ich meine ersten Spiele als Profi bestritten, und in Windischgarsten war ich mit LASK und Ried mehrmals auf Trainingslager. Wobei sich vieles geändert hat. Plätze und Hotel sind spitze.

Apropos: Oliver Kahn sagte einmal, dass man als Fußballprofi neben Stadien und Flughäfen nur noch Hotels sieht. Wie viele Wochen im Jahr schlafen Sie eigentlich auswärts?

Es gibt Phasen, in denen man tatsächlich weniger daheim ist als in einem Hotel.

Wie schwierig ist das als dreifacher Vater?

Es ist vor allem für meine Frau schwierig! Für mich ist es eher hart, wenn ich schon wieder weg muss. Aber meine Frau Judith ist dann alleine in Rotterdam – und das ist schwer. Vor allem ist es natürlich anders als früher in Österreich. Aber es ist ein Teil des Berufs, wir haben uns darauf eingelassen, und es bringt ja auch viele Vorteile mit sich.

Um beim Thema „schwierig“ zu bleiben: Wie sehr zehrt das dichte Spielprogramm an Köper und Geist, zumal Profisportler ja auch immer Spannung für Wettkämpfe aufbauen müssen?

Bei mir war’s zuletzt ein bissl anders, da ich ja verletzt war. Da war dann Zeit, neben der Reha auch anderes in den Vordergrund zu rücken. Aber grundsätzlich ist es so, dass die Urlaube inkonstanter werden, zerrissen sind oder immer nur kurz. Es ist dann schon eine gewisse Herausforderung, überhaupt noch runterfahren zu können.

Ihr Ex-Trainer Oliver Glasner hat vor der WM kritisiert, dass der internationale Spielplan viel zu wenig Rücksicht auf die Profis nehmen würde.

Auch ich habe das Gefühl, dass auf uns Spieler immer weniger oder gar nicht mehr Rücksicht genommen wird. Es wird versucht, alle Bewerbe durchzupressen, noch mehr Spiele herauszuholen – und das auf Kosten der Gesundheit der Spieler. Man muss aufpassen, irgendwann geht das nimmer, auch weil wir ja immer am Limit sein sollen. Aber wir sind Menschen und keine Maschinen.

Wissen Sie, wie viele Pflichtspiele Sie in der letzten Saison bestritten haben?

Ich denke 50 bis 60! Es waren extrem viele, weil wir mit Feyenoord ins Conference-League-Finale gekommen sind und ich auch im Nationalteam gespielt habe. Das war wirklich heftig. Aber

Was aber?

Wenn man etwa nach England blickt, haben die ja noch viel mehr Spiele! Teilweise versteh’ ich gar nicht, wie das noch funktionieren kann.

Weil Sie das Team erwähnten: Sind Länderspiele ob des dichten Programms überhaupt noch etwas Besonderes – oder muss man das einfach zur Vermeidung eines Shitstorms sagen?

Es ist schon eine Riesenehre und auch etwas Spezielles, da dabei zu sein. Aber es macht auch nicht mehr Spaß als im Klub, weil es ja der Fußball ist, der Spaß macht. Trotzdem ist es schon auch ein Tapetenwechsel – gerade für mich – alleine, weil ja alle Deutsch sprechen.

Was geht in Ihnen vor, wenn vor dem Anpfiff „Land der Berge“ erklingt?

Ich bin da eigentlich immer schon so sehr aufs Spiel fokussiert, dass ich eigentlich keine besonderen Gedanken hab’. Trotzdem ist es schön, wenn man die Hymne singt. Vor allem, wenn das Stadion voll ist.

Singen Sie „großer Söhne“ oder „Töchter und Söhne“?

Uns wurde gesagt, dass wir „Töchter und Söhne“ singen sollen. Aber ich habe in der Schule anderes gelernt. Da kann es schon passieren, dass die alte Version im Kopf herumschwirrt.

Weil wir von Österreich sprechen: Welche Sicht haben denn eigentlich die Holländer auf uns ?

Eine sehr, sehr positive! Gefühlt fährt im Winter fast jeder Holländer zu uns, für die gibt es nichts anderes. Sie sind von unserer Natur und unseren Bergen begeistert, regelrecht Österreich-fanatisch. Fast jeder kann mir über Österreich etwas erzählen.

Was vermissen Sie von Österreich in Rotterdam?

Die Berge! Dazu in erster Linie den Freundeskreis und unsere Küche. Sobald ich zum Nationalteam komme, genieße ich dann schon einmal ein Wiener Schnitzel.

Dazu fehlt Ihnen in Holland auch noch der Meistertitel!

Ja, doch nun sieht’s damit gut aus. Wir liegen acht Spiele vor Schluss sechs Punkte vor Ajax, haben es selbst in der Hand.

Und dazu ist Ihr großes Ziel wohl auch die EURO 2024?

Es wird schwierig – aber unser Anspruch muss sein, uns zu qualifizieren. Haben wir alle Spieler an Bord, ist auch gegen Belgien und Schweden alles möglich.

Zuvor geht’s aber ins neue Linzer Stadion!

Ich bin sehr neugierig darauf, habe den Bau via Social Media verfolgt. Das Stadion sieht schön aus. Es ist für mich wirklich etwas Besonderes, nun dorthin zurückzukehren, wo ich als Profi mein erstes Spiel gemacht hatte.

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