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EZB erhöht Leitzins erneut: Folgen für Bankkunden

Ausland
16.03.2023 14:35

Trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins am Donnerstag erneut angehoben - um 0,5 Prozentpunkte auf nun 3,5 Prozent. Es ist die sechste Zinserhöhung in Folge. Damit wollen die Währungshüter der anhaltend hohen Inflation im Euroraum entgegenwirken. Steigende Zinsen haben auf Bankkunden unterschiedliche Folgen.

Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt künftig bei 3,00 Prozent.

„Erhöhte Unsicherheit“
Die Währungshüter bekräftigten ihre Entschlossenheit, eine zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das mittelfristige Zwei-Prozent-Ziel sicherzustellen. „Die erhöhte Unsicherheit verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig ein datengestützter Ansatz bei den Leitzinsbeschlüssen des EZB-Rats ist“, hieß es weiter.

Während die Anhebung für viele Bankkunden grundsätzlich eine gute Nachricht ist, haben Kreditnehmer das Nachsehen. 

Die gute Nachricht: Es gibt höhere Zinsen auf Sparbücher, Tagesgeld- und Festgeldkonten. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge. Gibt es bei Ihrer Bank weiterhin 0 Prozent aufs Tagesgeldkonto, sollten Sie deshalb unbedingt den Anbieter wechseln.

Die ernüchternde Nachricht: Angesichts der hohen Inflation bleiben die Zeiten für Sparer schwierig. Wer einen Immobilien-, Dispo-, Auto- oder Ratenkredit benötigt, muss mit höheren Zinsen rechnen. In den nächsten Wochen und Monaten könnten die Zinsen für Kredite jeglicher Art steigen.

Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, sie können sich für einen Euro weniger leisten. Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Stark steigende Zinsen können allerdings Banken unter Druck setzen, wie sich jüngst am Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA zeigte.

Angst vor neuer Bankenkrise
Die Furcht vor einer neuen Bankenkrise hatte in den vergangenen Tagen an den Börsen heftige Turbulenzen ausgelöst. Erst hatte der Zusammenbruch der SVB den Bankensenktor an den Börsenplätzen in den Vereinigten Staaten und Europa nach unten gezogen. Dann fachte die Vertrauenskrise bei der Credit Suisse, der zweitgrößten Bank der Schweiz, die Unruhe an den Finanzmärkten erneut an. Die Credit Suisse erhält nun maßgeschneiderte Hilfe von der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Das Institut will bei der SNB Kredite über bis zu 50 Milliarden Franken aufnehmen.

EZB: Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel
Für die Europäische Zentralbank war dies daher keine einfache Zinsentscheidung, denn die Euro-Wächter müssen auch die Stabilität des Finanzsystems im Blick halten. Auf der anderen Seite hatten Notenbankchefin Christine Lagarde und andere Währungshüter zuletzt wiederholt die Absicht bekräftigt, im Kampf gegen die hohe Inflation einen erneuten großen Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte zu gehen. Damit stand auch ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel.

Denn die Inflation im Euroraum ließ zwar zuletzt leicht nach - sie sank im Februar auf 8,5 Prozent von 8,6 Prozent im Jänner. Doch das Notenbank-Ziel einer Teuerung von 2,0 Prozent liegt damit noch immer weit entfernt. Zudem nahm die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert bleiben, im Februar auf 5,6 Prozent zu - nach 5,3 Prozent im Jänner. Das bereitet den Währungshütern Sorgen: Denn dies könnte Hinweise darauf geben, dass der starke Preisschub womöglich noch länger anhält als bisher gedacht.

Branche begrüßt Zinserhöhung
Trotz der Sorgen vor einer neuen Finanzkrise begrüßt die Branche die erneut kräftige Zinserhöhung durch die Zentralbank. „Die EZB hat heute richtig entschieden, trotz der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten an ihrer zuvor angekündigten Zinserhöhung festzuhalten“, sagte der Chefvolkswirt des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Andreas Bley. „Eine Pause der Zinserhöhungen hätte die Unruhe an den Finanzmärkten womöglich noch verstärkt.“

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