Luxushotels mit goldenen Treppengeländern, modernste Architektur, Rolls-Royce und Ferraris auf sechsspurigen Stadtautobahnen, Geschäftsmänner in Designeranzügen – im Dubai des 21. Jahrhunderts scheint es unvorstellbar, dass am Mittwoch ein Mordprozess stattfinden soll, dessen Vorgeschichte ins tiefste Mittelalter passen könnte.
Verhandlung unter schlechten Vorzeichen
Die Vorzeichen jedoch sprechen eine andere Sprache: Da können kleinste Polizei-Lichter die Entscheidungen höchster Instanzen infrage stellen. Da befragt der Staatsanwalt kein einziges Mal einen medizinischen Experten - zu einem medizinischen Fall - und verlässt sich auf eigenes Halbwissen. Und da ist die Anwältin, die tagelang wie vom Erdboden verschluckt ist, sich bei ihrem Mandanten, dem Österreicher Dr. Eugen A., erst Stunden vor Prozessbeginn meldet. Für sie geht es nur um einen weiteren Fall – für ihn aber um Leben und Tod.
"Wer kann bei so viel Willkür noch weiter hoffen?"
Diese Zustände sind es, die dem 50-Jährigen den Optimismus austreiben. Das erste Treffen beim "Krone"-Lokalaugenschein in einem Café in der "Mall of the Emirates" macht sofort klar: Der vormals so lebensbejahende Mediziner Dr. Eugen A. ist ein gebrochener Mann. Der Händedruck schwach, die Wangen eingefallen. Und seine Stimme zittert, als er sagt: "Es gibt keine Fakten, die gegen mich sprechen. Die Zeugen sind unglaubwürdig. Trotzdem bin ich Angeklagter in einem Mordprozess. Wer kann bei so viel Willkür noch weiter hoffen?"
Nur Zeugen der Anklage am ersten Prozesstag
Um neun Uhr sollte die erste Anhörung stattfinden. Geladen sind nur die Zeugen der Anklage – zwei Ärzte, drei Schwestern. Der Richter wurde durch einen jungen Kollegen ersetzt – der kaum Zeit hatte, sich mit dem Fall zu befassen. Auch die Zeit der Verhandlung ist sehr begrenzt. Jene von Eugen A. ist eine von 30 an einem Vormittag.
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