Manche Delikte boomen

Kriminalität: Als hätte es Corona nie gegeben

Österreich
06.03.2023 12:02

Es ist beinahe eine Punktlandung: Klammert man die beiden Jahre der Corona-Pandemie mitsamt ihren Einschränkungen für die Bevölkerung aus, schließt die Zahl der Strafanzeigen in Österreich nahezu nahtlos an das Niveau vor der Pandemie an. Unterschied: nur exakt 37 Strafanzeigen. Ebenso nahezu gleich blieb die Aufklärungsquote der Delikte.

Vermeldete man für die Jahre 2020 und 2021 jeweils noch eklatante Rückgange bei der Zahl der Strafanzeigen (2020 wurden 433.811 Straftaten angezeigt, 2021 waren es gar „nur“ 410.957), hat sich das Blatt nun gewendet. 2022 waren es 488.949 Strafanzeigen, vor der Pandemie, also im Jahr 2019, lag man bei 488.912. Wie in den Vorjahren wurden mehr als 50 Prozent der Taten aufgeklärt.

„Corona-Loch wieder geschlossen“
„Es ist das eingetreten, was erfahrene Kriminalisten erwartet haben“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei der Pressekonferenz. Die polizeiliche Anzeigenstatistik ist wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. „Somit ist das Corona-Loch wieder geschlossen“, sagte Karner.

Grund für das „Corona-Loch“: Laut Bundeskriminalamt, kurz BK, erlebte die sogenannte klassische Kriminalität einen Einbruch, vor allem durch die geschlossene Nachtgastronomie und durch die Lockdowns, womit das öffentliche Leben stark eingeschränkt war. So gab es etwa im Bereich der Nachtgastronomie deutlich weniger Diebstähle und Körperverletzungen, so das BK.

Durch Pandemie besondere Dynamik bei manchen Delikten
Doch nun hat das Niveau wieder Vor-Pandemie-Zeiten erreicht, als hätte es Corona nie gegeben. Karner benannte außerdem die „drei größten Herausforderungen“ und zählte hier Extremismus, den Kampf gegen die Schleppermafia sowie Cybercrime auf. „Manche Deliktsfelder haben durch die Pandemie eine besondere Dynamik bekommen und sind deutlich gestiegen“, sagte der Innenminister unter Bezug auf Extremismus und Cybercrime.

Extremismus-Anzeigen sind in der Pandemie angestiegen, strafbare Handlungen waren 2022 laut Karner auf demselben Niveau wie 2021, aber deutlich höher als vor Corona. Staatsverweigerer und die Verschwörerszene haben bei Kundgebungen ihre kruden Theorien verbreitet und auch immer wieder Werbung für Rechtsradikale und Identitäre gemacht, sagte Karner. 2022 wurden vom Verfassungsschutz mehr als 660 Personen angezeigt, mehr als 100 Hausdurchsuchungen durchgeführt und 37 Personen festgenommen.

Als zweite Herausforderung nannte der Innenminister den Kampf gegen die Schleppermafia, hier werde „schmutziges Geld gemacht, Tote spielen in diesem Bereich der organisierten Kriminalität keine Rolle“, sagte Karner. 2022 wurden 687 Schlepper festgenommen - das mache eine Steigerung von 56 Prozent aus, unter den Verdächtigen seien auch „einige große Fische“ gewesen.

Der dritte herausfordernde Bereich ist die Cyberkriminalität. Auch diese habe durch die Digitalisierung in der Pandemie einen Zuwachs bekommen. 2022 gab es um 30,4 Prozent mehr Anzeigen. Der Innenminister betonte, dass es in diesem Bereich „eine zunehmende Bereitschaft der Opfer gibt, das zur Anzeige zu bringen“. Die Zahl der Anzeigen stieg von 46.179 im Jahr 2021 auf 60.195 Fälle im vergangenen Jahr. Die am häufigsten registrierten Delikte sind Betrügereien unter Verwendung des Internets, aber auch Gewaltdelikte im Netz nehmen zu, was laut Innenministerium den Anstieg von Gewaltdelikten insgesamt erklären kann.

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