Rabbi als Betrüger

Handschellen für “jüdischen Indiana Jones” in New York

Ausland
25.08.2011 22:17
Ein selbst erklärter "jüdischer Indiana Jones" ist am Mittwoch in New York wegen Betrugs festgenommen worden. Der 50-jährige Rabbi Menachem Youlus habe mit seiner Organisation "Save a Torah" wahrscheinlich Hunderttausende Dollar veruntreut, die ihm für die Suche nach während des Holocausts verschollenen Rollen der jüdischen heiligen Schrift gespendet worden seien, erklärte die Staatsanwaltschaft in Manhattan. Ob der mutmaßliche Betrüger bei seinen "Abenteuern" Fedora und Peitsche dabei hatte, konnte der Staatsanwalt nicht bestätigen.

Mit abenteuerlichen Geschichten, in denen er Zentral- und Osteuropa auf seinen Expeditionen bereiste, verwöhnte Youlus jahrelang Medien, Synagogen und willige Spender. Er habe sich als "jüdischer Indiana Jones" präsentiert und vorgegeben, in den Konzentrationslagern Auschwitz und Bergen-Belsen verschwundene Torah-Rollen aufgespürt zu haben, teilweise an den ungewöhnlichsten Plätzen, so Staatsanwalt Preet Bharara gegenüber US-Medien.

Rabbi mit abenteuerlichem Lebenswandel
Bei seinen Schatzsuchen sei er geschlagen worden, von Haft bedroht gewesen und habe Schriftrollen in Koffern mit falschem Boden schmuggeln müssen, so die dramatischen Schilderungen des vermeintlichen Indiana Jones. Laut Staatsanwaltschaft warb Youlus mit den abenteuerlichen Angaben für Spenden an seine Organisation. Ein Teil der Mittel sei jedoch direkt auf sein eigenes Konto geflossen. Erst ein Artikel in der Tageszeitung "The Washington Post" brachte 2010 schließlich Ermittlungen gegen den Rabbi ins Rollen.

Die nun fertiggestellte 21 Seiten lange Anklageschrift offenbart die Details von Youlus' Betrügereien: Wie er sich die Notizen eines Historikers aneignete, um seinen angeblichen Auschwitz-Fund zu dokumentieren; warum der Rabbi keine Torah unter den Bodenbrettern des Konzentrationslagers Bergen-Belsen finden konnte, da britische Truppen die Barracken 1945 niedergebrannt hatten; wie Youlus alte Schriftrollen von Händlern kaufte und die Rechnungen dann fälschte und überhöhte - und nicht zuletzt wie er die Spendengelder seiner Organisation für seine persönlichen Zwecke nutzte.

Leistungen nicht realer als die der Filmfigur
Wie die Ermittlungen außerdem ergaben, hatte Youlus in dem Zeitraum, in dem er den Großteil seiner Abenteuer ansiedelte, die USA mit Ausnahme zweier Kurztrips nach Israel gar nicht verlassen. Mit dem Schatzsucher Indiana Jones (Bild) aus den beliebten Filmen habe der mutmaßliche Betrüger nur eines gemeinsam: "Seine angeblichen Leistungen waren nicht realer als die der Filmfigur, der er zu gleichen vorgab", brachte es Staatsanwalt Bharara nach Youlus' Festnahme auf den Punkt.

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