Vom Vater erdrosselt

Entsetzen im Irak nach Tötung von YouTube-Star

Ausland
05.02.2023 18:00

Im Irak herrscht Entsetzen nach der Tötung eines jungen YouTube-Stars durch ihren Vater - mutmaßlich wegen des Verstoßes gegen familiäre Werte.

Am Sonntag demonstrierte eine kleine Gruppe junger Frauen vor dem Gebäude des Obersten Justizrats in Bagdad, wie Unterstützer auf Twitter mitteilten. Sie forderten eine Strafe für den Mörder von Tiba Ali. In Basra im Süden versammelte sich laut Berichten eine weitere Gruppe zu einer Mahnwache.

Vom Vater erdrosselt
Tiba Ali lebte Berichten zufolge in der Türkei, reiste trotz Drohungen ihrer Familie jedoch zurück in den Irak. Nach Angaben der irakischen Menschenrechtsorganisation IOHR hatte sie zuvor berichtet, von ihrem Bruder belästigt worden zu sein.

Am Dienstag habe ihr Vater sie in der Provinz Diwaniya im Süden dann getötet, teilte der Sprecher des Innenministeriums mit. Berichten zufolge wurde sie erdrosselt. Der Vater stellte sich später den Behörden. Tiba Ali hatte sich unter anderem auf YouTube einen Namen gemacht mit Videos, in denen sie aus ihrem Privatleben erzählt.

„Hört auf, Frauen zu töten“: Irakische Frauen protestieren vor dem Gericht in Bagdad. (Bild: APA/Photo by AHMAD AL-RUBAYE/AFP)
„Hört auf, Frauen zu töten“: Irakische Frauen protestieren vor dem Gericht in Bagdad.

Amnesty International verurteilt „schreckliches Verbrechen“
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte eine angemessene Strafe für das „schreckliche Verbrechen“. Häusliche Gewalt stehe im Irak trotz eines Anstiegs an gemeldeten Fällen nicht unter Strafe.

„Schockierenderweise behandelt das irakische Strafgesetz sogenannte Ehren-Verbrechen, die Körperverletzung und sogar Mord umfassen, noch immer nachsichtig. Ein effektives System, um häusliche Gewalt zu melden, oder angemessene Einrichtungen zum Schutz von Frauen und Mädchen gibt es nicht.“

Der EU-Botschafter im Irak, Ville Varjola, sprach von einem „brutalen Mord“. Die irakische Regierung müsse der Straffreiheit in Fällen von häuslicher und geschlechtsbezogener Gewalt ein Ende bereiten, schrieb er auf Twitter.

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