Bis 2030 fehlen in Österreich 90.000 Pflegekräfte. Neben österreichischem Personal brauche es vor allem eines: Zeit, Geld, Ausbildungsplätze - und ausländische Fachkräfte. „So viele wie möglich“, sagt Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger. Österreichs Schengen-Veto verschlechtere die Pflege-Situation zunehmend. Die Lösung könnten Asylwerber sein, die für den Pflegebereich ausgebildet werden. Die Pflege-Reform sei zwar ein guter erster Schritt, „aber generell wird immer nur kleinkariert gedacht“. Was Fenninger damit meint, führt er im Live-Talk mit Moderatorin Conny Winiwarter aus.
„Es braucht eine Reform und kein Reförmchen“, fasst es Fenninger zusammen. Und eine gemeinsame Ausrichtung in Österreich. Der Rechnungshofbericht zeigt: Es fehlt an allen Ecken und Enden. Und damit ist neben Geld und Ressourcen auch die Zielsteuerung gemeint. Denn aktuell sind die Länder für den Pflegebereich und dessen Finanzierung verantwortlich. Das Ergebnis: „Große Unterschiede in der Pflegelandschaft.“
„Es wäre im österreichischen Interesse, wenn Asylwerber im Pflegebereich aushelfen“
Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich
Ausländische Fachkräfte und Asylwerber: „So viele wie möglich“
Fakt ist: Den Bedarf an 90.000 Pflegekräften bis 2030 können wir mit österreichischen Staatsbürgern nicht decken. Fachkräfte aus dem Ausland brauchen wir „so viel wie möglich“. Er plädiert für eine Vereinfachung der Rot-Weiß-Rot-Karte. Auch im Topf der Möglichkeiten liegt die Idee, Asylwerbern in Österreich eine Pflegeausbildung zu ermöglichen - auf die Gefahr hin, dass diese nach dem Asylverfahren abgeschoben werden und ihre Arbeitsleistung nicht in Österreich einbringen. „Wir können gut abschätzen, wer hier bleiben wird“, argumentiert Fenninger. Es wäre „im österreichischen Interesse“, dass Asylwerber im Bereich der Pflege aushelfen.
Mehr Einbindung gefordert: „Rechnung nicht ohne Wirt machen“
Die Volkshilfe unter Fenninger wolle Gesundheitsminister Rauch (Grüne) unterstützen, Verbesserungen möglich zu machen. Doch die Bereitschaft, sie in Entscheidungen einzubinden, ist enden wollend. Aktuellstes Beispiel: Der umstrittene Pflege-Bonus. „Es ist befremdlich, dass wir beim Operationalisieren mit Minister und Ländern nicht mit am Tisch sitzen“, sagt Fenninger. Man habe die Expertise, kenne Struktur und Rahmenbedingungen. Dass Rauch mangels Fortschritt bei den Finanzausgleichsverhandlungen einen Alleingang bei der Gesundheitsreform überlegt, kommentiert er so: „Minister Rauch will den konsequenten Weg gehen.“
„Es wird immer nur kleinkariert gedacht“
Aktuell mache man also „die Rechnung ohne den Wirten“. Positiv findet Fenninger „dass man erkannt hat, dass man vom Bund mehr Geld ins Spiel bringen muss“. Verbesserungspotenzial gebe es laut dem Volkshilfe-Direktor aber mehr als genug. „Es wird immer nur kleinkariert gedacht“, kritisiert er. Die Republik und der Finanzminister müssten sich hinreißen lassen, mehr Geld in die Hand zu nehmen statt immer nur „ein paar Millimeter Bewegung“ zu machen.
Appell an die Politik: „Brauchen mehr Zeit für die Menschen“
Aktuell funktioniere die Pflege „nach dem Stech- und Stopppuhr-Prinzip“. Fenninger wünscht sich von der Politik mehr Zeit für die Menschen. Dann könnte der Beruf auch wieder attraktiver werden.
Das ganze Interview mit Erich Fenninger sehen Sie im Video oben. KroneLIVE sehen Sie montags bis freitags ab 9 Uhr.
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