Kolumne

Polizei dankt und nimmt Christopher Spaulding fest

Christopher Spaulding wurde verhaftet. Das hat er vor allem seinem gekränkten Stolz zu verdanken.

(Bild: Police Department Rockdale County)

„Krone“-Kolumnist Robert Schneider ist in der vergangenen Woche auf eine besonders skurrile Geschichte gestoßen. Diese will er Ihnen nicht vorenthalten:

So hatte sich das Christopher Spaulding nicht vorgestellt. Der junge, arbeitslose Mann aus dem verschlafenen Rockdale County (Georgia) war gerade am Networken - mehr so aus Langeweile, denn aus Interesse -, als er auf Facebook ein Posting der hiesigen Polizei las, das ihn bestürzte. Der Sheriff veröffentlichte nämlich eine Liste der meistgesuchten Verbrecher in seinem Zuständigkeitsbereich. Nun muss man wissen, dass das Rockdale County mit seinen rund 80.000 Einwohnern zu den verschlafensten Flecken Amerikas zählt. Eine durch und durch friedliebende Gegend. Der letzte Mord geschah im Jahr 1901. Eine Eifersüchtelei unter zwei Brüdern wegen einer Frau. Seitdem gab es nur noch Fahrerflucht, Ladendiebstähle und eine Klage wegen des Bespuckens der amerikanischen Flagge.

„Krone“-Kolumnist Robert Schneider

(Bild: ORF)

Christopher Spaulding las also das Posting des Sheriffs, und es wurmte ihn, dass er es nicht unter die Top 10 der Fahndungsliste geschafft hatte. Der junge Mann lebte nämlich seit einem Jahr auf Bewährung und wurde wegen groben Verstoßens dagegen von der Polizei gesucht.

„Was ist mit mir?“, tippte er empört in das Display seines Smartphones, sandte die Nachricht ab, worauf der Sheriff zurückpostete: „Sie haben Recht. Wir haben zwei Haftbefehle gegen Sie und sind schon auf dem Weg zu Ihnen.“ Nach immerhin zwei Tagen - im Rockdale County ticken die Uhren noch anders - verkündeten die Beamten stolz, dass sie Spaulding festgenommen hatten. Wie dieser Coup gelingen konnte, musste nicht eigens aufgedeckt werden. Spaulding hatte nämlich auf seinem Facebook-Account Wohnort und Telefonnummer hinterlegt.

In einem abschließenden Posting bedankte sich die Polizei bei Christopher Spaulding für seine Mitarbeit und empfahl ganz generell, dass man sich durchaus gerne „an einen Polizisten wenden soll, wenn man wissen will, ob nach einem gefahndet wird“.