Was für ein Wagnis im Schauspielhaus Linz: Susanne Lietzow beschert dem Publikum eine „Pension Schöller“, die sie in die Siebzigerjahre – die Zeit der freien Liebe – versetzt. Mit neuen Dialogen versucht sie die Balance zwischen einer Komödie mit sanftem Tiefgang und einer witzigen Show.
Die wilde Hilde, eine Trümmertranse, schenkt lauen Kaffee ein, Dauergast Joe nippt an seinem Bier. Nach und nach füllt sich die Berliner Kneipe, die so eng ist, dass alle umherwirbeln, als Unternehmer Klapproth abrupt die Tür öffnet.
Ein eigenartiger Auftrag
Klapproth stellt seinem abgebrannten Neffen, der an der Theke lümmelt, Geld in Aussicht, wenn ihm dieser eine Irrenanstalt zeigt. Im zweiten Akt bringt ihn der Neffe in die Pension Schöller, in der sich bis zum Finale eine Show rund um Love & Peace und freie Liebe entfaltet.
Hippies und Cowboys
Regisseurin Susanne Lietzow hat das uralte Stück völlig neu aufgesetzt. Sie gibt den Figuren turbulente Dialoge, achtet aber auf Leichtigkeit. Sie skizziert dennoch messerscharf den Biederen, das Hippiepärchen, den Schauspieler mit Sprachfehler, die verhinderte Feministin, den Ewiggestrigen, den sexistischen Cowboy, Verklemmte und Enthemmte – ein wahrhaft schillerndes Biotop an skurrilen Figuren.
Epochentreue im Bild
Weil das Ensemble mit enormer Spielfreude zunehmend eine Welle des Glücks versprüht, schenkt es dem dankbaren Publikum einen unbeschwerten Abend! Die Siebzigerjahre werden von einem zeittreuen Bild von Aurel Lenfert und Kostümen von Jasna Bosnjak illustriert. Christian Taubenheim als Klapproth wandelt sich vom gewieften Unternehmer zum Angsthasen in der Midlife-Crisis.
Ende des Kartenhauses
Im Finale ist er selbst reif für die Klapse. Das Kartenhaus des biederen Bürgertums, in dem noch Nazi-Humus gedeihen konnte, fällt (sichtbar) endgültig zusammen. Alles endet in einer romantischen Liebessorgie.
So „nustig“! Langer Applaus im Schauspielhaus für das gesamte Ensemble.
„Pension Schöller - Der bunte Abend“ nach Wilhelm Jacoby und Carl Laufs, Regie: Susanne Lietzow, Dramaturgie: Andreas Erdmann, Bühnenbild: Aurel Lenfert, Kostüme: Jasna Bosnjak, Mit: Christian Taubenheim (Philipp Klapproth), Markus Ransmayr (Eugen Klapproth),Theresa Palfi (Josephine Zillertal), Helmut Häusler (Gröber), Klaus Müller-Beck (Leopold Schöller), Katharina Hofmann (Amalie Schöller). Horst Heiss (Die Wilde Hilde), Landestheater Linz, Schauspielhaus, 6., 14., 23., 31. Dezember, 7., 12., 17. und 19. Jänner, jeweils 19.30 Uhr.
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