Abkehr unter Musk

Warum jetzt immer mehr Promis Twitter verlassen

Web
14.11.2022 11:45

Am 28. Oktober besiegelte Elon Musk die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Twitter. Seitdem läuft es alles andere als rund für den Kurznachrichtendienst. Massenentlassungen und das Hickhack um das blaue Verifizierungs-Häkchen prägten die Schlagzeilen der vergangenen Tage. Besonders schmerzhaft für Musk dürfte aber sein, dass neben zahlreichen großen Unternehmen bzw. Werbekunden auch immer mehr Prominente dem Dienst den Rücken kehren.

Volkswagen und der italienisch-französische Autobauer Stellantis, der Pharmakonzern Pfizer oder der Lebensmittelriese Mondelez - sie alle hatten nur wenige Tage nach der Twitter-Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk angekündigt, ihre Werbung bei dem Kurznachrichtendienst auszusetzen. Die Folge: ein „massiver Umsatzeinbruch“, wie Musk beklagte, der letztlich ein „Milliarden-Loch“ in der nächsten Jahresbilanz hinterlassen könnte. Sogar eine Insolvenz sei „nicht ausgeschlossen“, so der laut „Forbes“-Schätzungen mit einem Vermögen von rund 200 Milliarden Dollar reichste Mensch der Welt.

Die Werbekunden reagierten mit ihrer Abkehr von Twitter auf Sorgen, dass unter Musks Führung und nach dem von ihm durchführten Stellenabbau - fast alle Experten für Menschenrechte und Ethik sollen gefeuert worden sein - mehr Hassrede und Beschimpfungen auf der Plattform landen könnten. Durchaus berechtigt, wie eine Untersuchung des Network Contagion Research Institute ergab: Die auf die Analyse von Social-Media-Inhalten spezialisierte Forschungsgruppe stellte fest, dass die Verwendung des rassistischen „N-Wortes“ auf Twitter in den zwölf Stunden nach der Übernahme um fast 500 Prozent stieg.

„Elon kontrolliert jetzt Twitter. Entfesselt die rassistischen Beleidigungen“, twitterte etwa ein Nutzer, um abschließend Juden und Schwarze zu beschimpfen. Ein anderer bedanke sich laut „Washington Post“ via Twitter bei Musk, weil er nun endlich frei ausdrücken könne, wie sehr er Schwarze hasse. Tatsächlich dürfte der Umgangston auf Twitter unter Musk (noch) deutlich rauer werden, bezeichnet sich dieser doch als „Verfechter der Meinungsfreiheit“ und hat bereits angekündigt, einen neuen „Rat für die Moderation von Inhalten“ für Twitter einrichten zu wollen, der - positiv ausgedrückt - unterschiedliche Meinungen zusammenbringen soll.

„Hassreden unter dem Deckmantel der ‚freien Meinungsäußerung‘“
Zahlreiche Promis haben daraufhin ihre Drohung wahr gemacht und Twitter den Rücken gekehrt, wie der „Business Insider“ berichtet. Als eine der ersten zog die Drehbuchautorin Shonda Rhimes, aus deren Feder unter anderem die Erfolgsserien „Grey’s Anatomy“ und „Bridgerton“ stammen, den Stecker. „Ich warte nicht auf das, was Elon geplant hat. Auf Wiedersehen“, twitterte sie nur einen Tag nach Musks Twitter-Übernahme.

Grammy-Sängerin Sara Bareilles („Love Song“) folgte umgehend: „Tja. Es war lustig auf Twitter. Ich bin raus. Wir sehen uns auf anderen Plattformen, Leute. Sorry, das hier ist einfach nichts für mich“, schrieb sie. Auch R&B-Star Toni Braxton verabschiedete sich: „Ich bin schockiert und entsetzt über einige der ‚freien Meinungsäußerungen‘, die ich auf dieser Plattform seit ihrer Übernahme gesehen habe. Hassreden unter dem Deckmantel der ‚freien Meinungsäußerung‘ sind inakzeptabel; daher habe ich mich entschieden, Twitter zu meiden, da es für mich, meine Söhne und andere Schwarze kein sicherer Ort mehr ist.“

„Sündenpfuhl des Hasses“
US-Schauspielerin Whoopi Goldberg ließ über das Fernsehen wissen, dass sie mit Twitter „fertig“ sei. „Ich werde aussteigen, und wenn es sich beruhigt hat und ich mich wohler fühle, komme ich vielleicht zurück“, so Goldberg. Model Gigi Hadid ließ ihre Follower indes via Instagram wissen, dass sie ihren Twitter-Account deaktiviert habe. Der Kurznachrichtendienst sei unter der neuen Führung „zu einem Sündenpfuhl des Hasses und der Bigotterie“ geworden. „Das ist kein Ort, an dem ich sein möchte“, so Hadid.

Auch Wrestler Mick Foley beschloss, eine Pause von Twitter zu nehmen, „da der neue Eigentümer - und die Fehlinformationen und der Hass, die er zu fördern scheint - mir einen Knoten in den Magen machen“, wie er in einem Facebook-Posting vor zwei Wochen schrieb - damals offenbar noch im Glauben, dass er „in paar Wochen wieder dabei sein“ wird. Inzwischen existiert allerdings auch sein Twitter-Konto nicht mehr.

Zunehmend lebendig
Und Musk? Der twitterte - ungeachtet aller Kritik - in der Nacht auf Dienstag, dass sich Twitter „zunehmend lebendig“ anfühle. Er kündigte zudem an, dass es der Dienst in Kürze Organisationen ermöglichen werde, zu erkennen, welche anderen Twitter-Konten tatsächlich mit ihnen verbunden sind. Die Ankündigung folgte auf das Verizifierungs-Chaos um das blaue Häkchen, das zahlreiche Spaßvögel ausgenutzt hatten, um mit gefälschten Accounts im Namen großer Firmen und Prominenter Verwirrung zu stiften. 

Ob sich diese allerdings von einer bloßen Ankündigung zu einer Rückkehr zu Twitter bewegen lassen, bleibt abzuwarten.

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