Schon 4000 Kunden

Die „Tiroler Krone“ zu Besuch im Sozialmarkt

Tirol
15.10.2022 14:00

Die meisten Tiroler waren noch nie dort, doch Kunden hat der Sozialmarkt in Innsbruck genug. Die Teuerung dürfte bald für neues Klientel sorgen. Wir haben uns dort umgesehen.

Das Geschäft in der Innsbrucker Adamgasse ist klein: Es hat eigentlich nur zwei Gänge, einmal nach hinten und auf der anderen Seite wieder nach vorne zur Kassa. „Es ist hier nun mal alles sehr beengt, wir sind schon lange auf der Suche nach etwas Größerem“, sagt Geschäftsführerin Michaela Landauer. Hier ist alles extrem günstig, man bekommt die Lebensmittel mindestens um die Hälfte der üblichen Preise, Brot wird nie teurer als um 80 Cent verkauft. Wer im Tiroler Sozialmarkt, kurz TISO, einkaufen will, darf nicht mehr als 1100 Euro verdienen – als Paar 1400 Euro. Dann bekommt man eine Kundenkarte. Anfangs, vor mittlerweile 17 Jahren, waren es noch 300 Kunden, heute sind es allein aus Innsbruck 4000.

Zitat Icon

Es ist hier nun mal alles sehr beengt, wir sind schon lange auf der Suche nach etwas Größerem.

Geschäftsführerin Michaela Landauer

Lebensmittel einwandfrei, gut für Börserl und Umwelt
Am Freitagvormittag ist der Laden gut gefüllt: Da ist etwa eine Frau, die die Geduld auch dann nicht verliert, als ihr Kind bereits zum zweiten Mal sein Spielzeug-Auto aus dem Kinderwagen auf Reisen schickt und aus großen braunen Augen neugierig in die Welt schaut, eine ältere Dame vor dem Kühlregal sowie ein junger Papa, dessen Tochter mit ihrem kleinen Kinder-Einkaufswagen vor dem Süßigkeitenregal steht. Für Chefin Michaela, die einzige Vollzeitkraft, allesamt bekannte Gesichter. Die Beziehung zu ihren Kunden ist anders als in anderen Geschäften, sie erfährt zahlreiche Geschichten: „Gute und schlechte, manche auch sehr bedrückend.“

Was vom Tage übrig bleibt und Spenden
Der Kundenkreis sind sowohl Einheimische, vor allem Pensionisten, Flüchtlinge (vorher waren es rund ein Drittel, seit dem Ukraine-Krieg sind es etwa die Hälfte) und Studenten. Diese kommen vor allem auch wegen dem Nachhaltigkeitsgedanken: Hier werden Lebensmittel verkauft, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen und woanders weggeschmissen werden würden. Das bedeutet nicht, dass die Lebensmittel hier schlecht sind, ganz im Gegenteil. Bauern aus der Umgebung, aber auch Firmen, wie etwa Hörtnagl, spenden Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum noch lange nicht abgelaufen ist. „Das freut uns besonders, denn Fleisch vom Hörtnagl könnten sich unsere Kunden sonst nicht leisten.“ Oftmals aber kommt es sehr auf das Engagement einzelner Filialleiter oder Mitarbeiter an, wie viel ein Geschäft abgibt. Der Sozialmarkt ist also nicht nur für das Geldbörserl derjenigen, die im Leben nicht auf die Butterseite gefallen sind, sehr gut, sondern auch für die Umwelt.

Zitat Icon

Es rufen aber immer mehr an und fragen, wie das bei uns so läuft.

Geschäftsführerin Michaela Landauer

Teuerung bringt noch keine Kunden, aber Fragen
Die Teuerung ist beim TISO noch nicht angekommen. „Es rufen aber immer mehr an und fragen, wie das bei uns so läuft. Es wird also nicht mehr lange dauern“, erklärt Michaela. Und es läuft so: Mitbringen muss man einen Einkommensnachweis und einen Ausweis mit Foto. Dann füllt man, gerne auch gemeinsam mit den Mitarbeitern vor Ort, ein Formular aus. Das war’s.

Essen, Hygieneprodukte, aber keinen Alkohol
Neben den Grundnahrungsmitteln gibt es auch ein wenig Kleidung und Hygieneprodukte – Alkohol nicht, dafür aber Süßigkeiten. Und ob die Kleine vor eben jenem Regal ihren Papa bezirzen konnte, ist nicht dokumentiert, doch als sie gehen, verabschiedet sie sich – mit kleiner Hilfe vom Herrn Vater – sehr höflich von Michaela. Sie werden sich wahrscheinlich wiedersehen, denn, dass einer dann doch noch irgendwann so viel verdient, dass er keinen Anspruch mehr auf den Sozialmarkt hat, „das hat bisher nur eine Handvoll geschafft.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele