Spionage-Schuldspruch

Twitter-Mann denunzierte Regimekritiker bei Saudis

Web
10.08.2022 09:37

Ein früherer Mitarbeiter des Kurzbotschaftendienstes Twitter ist in den USA schuldig gesprochen worden, persönliche Daten möglicher Regimegegner an Saudi-Arabien verkauft zu haben. Ein Geschworenengericht im kalifornischen San Francisco sprach Ahmad Abouammo unter anderem der Geldwäsche, des Betrugs und der illegalen Agententätigkeit für eine ausländische Regierung schuldig. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.

Abouammo war im November 2019 in Seattle festgenommen worden. Ihm und einem weiterer damaligen Twitter-Mitarbeiter wurde vorgeworfen, 2014 von saudi-arabischen Vertretern kontaktiert worden zu sein, um nur intern zugängliche Nutzerdaten wie E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten hinter anonymen Nutzerkonten weiterzugeben.

Saudis zahlten 100.000 Dollar in Bar
Die Daten hätten es Riad ermöglichen können, bisher anonyme Regierungskritiker in dem Kurzbotschaftendienst zu identifizieren. Abouammo, der Twitter 2015 verließ und dann beim Onlinehandels-Riesen Amazon anheuerte, erhielt 100.000 Dollar (rund 98.000 Euro) in bar und eine Uhr im Wert von 40.000 Dollar.

Daten gingen ans Umfeld des Kronprinzen
Der Angeklagte habe „seine Position an einen Insider“ aus dem Umfeld des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman verkauft, sagte Staatsanwalt Colin Sampson in seinem Schlussplädoyer.

Abouammos Anwältin Angela Chuang sagte dagegen, ihr Mandant habe nur Geschenke von großzügigen Saudis angenommen, nachdem er seinen Job als Kunden-Manager bei Twitter gemacht habe. Er habe zwar die 100.000 Dollar und die teure Uhr angenommen. Das sei im saudi-arabischen Kulturkreis aber lediglich „Wechselgeld“.

Biden und Macron besuchten bin Salman
Der internationale Umgang mit dem erzkonservativen Königreich Saudi-Arabien ist wegen der dortigen Menschenrechtslage umstritten. Nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes hatte Kronprinz Mohammed bin Salman den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul im Jahr 2018 persönlich gebilligt.

Im Juli trafen sowohl US-Präsident Joe Biden als auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Thronfolger. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um Saudi-Arabien als möglichen Öllieferanten, um die Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine abzumildern.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele