Unwetter im Stubaital

65 Wanderer von Hütte geflogen, Pfarrer vermisst

Tirol
23.07.2022 15:33

Nach dem heftigen Unwetter am Freitagabend im Tiroler Stubaital wurde in der Nacht ein Teil eines Autos im Ruetz-Fluss entdeckt. Mittlerweile wurde bestätigt, dass es sich bei dem Fahrzeug um jenes eines Pfarrers aus dem Tal handelt. Vom Geistlichen selbst fehlt jede Spur. Ein Sucheinsatz wurde am Samstag ergebnislos abgebrochen. Das Oberbergtal bei Neustift wurde komplett vermurt. Rund 120 Personen - überwiegend Wanderer - waren auf einer Schutzhütte eingeschlossen, die Hälfte davon konnte am Samstag evakuiert werden. Mehr als zehn Almen müssen mit Notstrom und Trinkwasser versorgt werden.

Offiziell wollte es am Samstagvormittag zunächst niemand sagen, hinter vorgehaltener Hand hieß es jedoch gegenüber der „Krone“, dass es sich bei dem Auto, von dem zumindest ein Teil in der Nacht im Ruetz-Fluss gefunden worden war, um jenes eines Pfarrers aus dem Tal handle. Insassen hätten sich keine darin befunden. Vonseiten der Polizei hieß es nur, dass ein 60-jähriger Österreicher derzeit als vermisst gilt. Die Diözese Innsbruck bestätigte gegenüber der „Krone“ mittlerweile die Abgängigkeit des Pfarrers, um den das ganze Tal nun bangt.

Die Suche wurde am Samstagnachmittag abgebrochen, weil sie laut Polizei wegen der Situation an Ort und Stelle nicht mehr sinnvoll war. Wenn es die Bedingungen zulassen, werde sie nächste Woche von der Wasserrettung fortgesetzt.

Aktuell keine weiteren Vermisstenmeldungen
Zwei Insassen eines Pkw, der von den Geröllmassen zwischen Fulpmes und Neustift mitgerissen worden war, konnten indes am Freitagabend aus dem Fahrzeug gerettet werden. Die Verletzten - ein Slowake (26) und eine Österreicherin (24) - wurden in die Innsbrucker Klinik eingeliefert.

„Ob weitere Fahrzeuge bzw. Personen von dieser Mure erfasst worden sind, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen und kann nicht ausgeschlossen werden. Konkrete Abgängigkeitsanzeigen gibt es derzeit nicht“, hieß es am Samstagvormittag vonseiten der Polizei.

„Tal vermurt wie noch nie“
Kurz vor einer erneuten Lagebesprechung fand am Samstagvormittag der Bürgermeister der Gemeinde Neustift, Andreas Gleirscher, ein paar Sekunden Zeit für ein Telefonat mit der „Krone“. „Das Oberbergtal wurde vermurt wie noch nie“, schilderte der Ortschef nach einem Hubschrauberflug.

Am Nachmittag wurde das Ausmaß bekannt. Der Weg wurde komplett weggerissen. Rund 120 Personen saßen auf einer Alpenvereinshütte fest. Bis Samstagnachmittag konnten 65 von ihnen mit zwei Polizeihubschraubern evakuiert werden. Die restlichen Personen werden laut Polizei am Sonntag ausgeflogen. Mehr als zehn Almen, auf denen Vieh gehalten wird, mussten mit Notstrom und Trinkwasser mittels Hubschrauberflügen versorgt werden.

Hunderttausende Euro Schaden
An der Wiederherstellung der Gemeindestraße ab der Fraktion Seduck werde „mit höchster Priorität gearbeitet“, teilte die Polizei am späten Samstagnachmittag mit. Im besten Fall würden die Arbeiten ein bis zwei Wochen dauern. Allein hier soll der Sachschaden hunderttausende Euro betragen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter sicherte den Betroffenen am Samstagabend die volle Unterstützung des Landes Tirol zu.

Von Freitag, 17 Uhr, bis Samstagfrüh um 5 Uhr gab es laut Leitstelle insgesamt 174 Unwetter-Einsätze in Tirol. Hotspot war ganz klar der Bezirk Innsbruck-Land mit 107.

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