Sterbehilfe-Vorwurf

Mordprozess gegen Arzt in Dubai – Todesstrafe droht

Österreich
18.07.2011 21:42
Jeden Tag behandelte ein 50-jähriger Arzt aus Österreich in Dubai seinen querschnittgelähmten Herz-Patienten, der nur noch über Geräte am Leben erhalten wurde. Jetzt steht der gebürtige Oberösterreicher Eugen A. plötzlich wegen Mordverdachts vor Gericht, im schlimmsten Fall droht ihm sogar die Todesstrafe. Der Arzt bestreitet den Vorwurf der Sterbehilfe gegenüber der "Krone" jedoch vehement. Die Anklage gegen ihn sei in Wahrheit durch ein Verleumdungskomplott entstanden.

Das Schicksal des österreichischen Mediziners sorgt in dem Wüstenstaat derzeit für Schlagzeilen. Jahrzehntelang galt der gebürtige Oberösterreicher als einer der besten Mediziner, die jemals in Dubai Fuß gefasst hatten. Er leitete im Rashid Hospital die Intensivstation und rettete Hunderten Arabern das Leben.

Doch das Leben eines Pensionisten, der bereits dem Tod geweiht war, soll er haben verkürzen wollen. Der Arzt bestreitet den Vorwurf der Sterbehilfe jedoch vehement. In Wahrheit habe er stets die Regeln des Spitals befolgt, der Prozess gegen ihn sei durch ein Verleumdungskomplott zweier Kollegen entstanden, denen sein Erfolg ein Dorn im Auge sei.

Im Außenministerium ist man über den Fall informiert. Die österreichische Botschaft Abu Dhabi in den Vereinigten Emiraten stehe ständig in Kontakt mit dem Arzt und seiner Rechtsanwältin. Laut einem Außenamtssprecher befindet er sich auf freiem Fuß, darf jedoch die Vereinigten Arabischen Emirate nicht verlassen.

Anklage wirft Mediziner Mord vor
Einem Bericht der Dubaier Zeitung "The National" zufolge beschuldigt die Anklage den 50-Jährigen und einen 49-jährigen indischen Kollegen, einen Patienten Ende Februar 2009 durch Unterlassung von Hilfeleistung ermordet zu haben. Von Nicht-Behandlung und aktiver Sterbehilfe mit Morphium ist die Rede. Das Medikament soll der Wiener verabreicht haben, indem er die Dosis am Tropf erhöhte. Der indische Kollege war demnach der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt, und soll sich laut Staatsanwaltschaft geweigert haben, den Mann zu reanimieren.

Bei der ersten Gerichtsanhörung am Samstag habe der Inder erklärt, er habe auf Anordnung seines Vorgesetzten gehandelt, heißt es. Die Staatsanwaltschaft rief mehrere Krankenschwestern der Intensivstation in den Zeugenstand, die die Ärzte offenbar belasteten. Eine Schwester behauptete, Eugen A. soll ihr befohlen haben, den Patienten von der Sauerstoffsättigungsüberwachung zu trennen, was laut Anklage im Sinne einer Sterbehilfe geschehen sein soll. Zwei Tage vor dem Herzinfarkt habe die Belegschaft von den Ärzten außerdem die Anweisung erhalten, am Patienten im Fall des Falles keine Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen.

"Der Patient hatte den Arzt ausdrücklich darum gebeten, dass er keine lebensverlängernden Maßnahmen will. In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht auf Sterbehilfe die Todesstrafe", meinte Awad Mustafa, Reporter von "The National", am Telefon zur "Krone".

Arzt bestreitet Vorwürfe: Spital hatte "Policy"
Die beiden Angeklagten plädierten vor Gericht auf "nicht schuldig". Gegenüber der "Krone" bestreitet Eugen A. die Anschuldigungen vehement. "Ich habe keine Order gegegeben noch sonstwie Sterbehilfe geleistet", erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme am Montagabend. Der Bericht der Dubaier Zeitung sei außerdem "tendenziös und vorverurteilend", vermutlich von einem einflussreichen Beamten in Dubai diktiert. Als der Patient starb, sei er seit Stunden nicht mehr an seinem Arbeitsplatz gewesen.

Im Rashid Hospital habe es zur Zeit des Vorfalls außerdem eine offizielle "Do Not Resusciate Policy" gegeben, also eine Verhaltensvorschrift für die Ärzte, bei Patienten, die keine Reanimation wünschen, eben keine wiederbelebenden Maßnahmen durchzuführen. "Wenngleich das jetzt abgestritten wird", fügt der Mediziner in seinem E-Mail an die "Krone" hinzu. Der Prozess soll am 7. August weitergehen.

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