Drei gezielte Fragen

Neues System an der Klinik hilft Opfern von Gewalt

Tirol
20.05.2022 11:00

Angst macht stumm: Deshalb gehen Pflegekräfte der Klinik Innsbruck seit 2019 in die Offensive und stellen in Ambulanzen gezielt drei Fragen. Das zeigt Wirkung! Opfern von Gewalt wird es so einfacher gemacht, ihre Not anzusprechen und Hilfe anzunehmen. 

Weiß jemand, dass Sie hier sind? Darf jemand nicht wissen, dass Sie hier sind? Gibt es in Ihrer Umgebung jemanden, der Ihnen Unbehagen oder Angst bereitet?

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Zwei Drittel jener, die bei der dritten Frage mit Ja geantwortet haben, waren in den vergangenen beiden Jahren Opfer von häuslicher Gewalt.

Psychologe Thomas Beck

Das sind die drei Fragen, die seit April 2019 allen Patienten in zwei allgemeinen Ambulanzen der Klinik Innsbruck gestellt werden. Der eine oder andere mag sich darüber wundern. Für Menschen, die Opfer von Gewalt sind, sind diese Fragen wie ein Rettungsring, den ihnen jemand zuwirft. Das System wurde aus Schweden übernommen. Und es bewährt sich.

Effektives und wertvolles Werkzeug
„Zwei Drittel jener, die bei der dritten Frage mit Ja geantwortet haben, waren in den vergangenen beiden Jahren Opfer von häuslicher Gewalt“, zeigt Psychologe Thomas Beck auf. Beck leitet die Opferschutzgruppe an der Klinik Innsbruck und bezeichnet die drei Fragen als „wertvolles und effektives Werkzeug“. Damit würden jene erreicht, die von selbst nicht über ihre Nöte sprechen.

Ausweitung des Projekts auch auf die Kinderklinik
Die Erfahrungen seit 2019 waren laut Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Klinik, so gut, dass das Projekt ausgeweitet werden soll. Angedacht sei, die Fragen in allen Ambulanzen als Standard zu etablieren - auch an der Kinderklinik. „Das bedarf besonderer Sensibilität“, betont Kinderarzt Klaus Kapelari. Vom Nutzen ist er jedoch überzeugt.

Sprechen Betroffene ihre Situation erst einmal an, können Klinik-Mitarbeiter psychologische und auch rechtliche Hilfe vermitteln. Die drei Fragen sind oft der erste Schritt. Seit einem Jahr gibt es eine weitere Möglichkeit: „Ich muss zu Doktor Viola“ – wenn Patienten diesen Satz sagen, wissen Ärzte und Pflegekräfte sofort, dass hier ein Gewaltopfer um Hilfe bittet. 21 Mal war das bisher der Fall.

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