Ach, übrigens...

Das Bonner Provisorium und das EM-Finale

Vorarlberg
15.05.2022 16:55

Während die Aufstiegsregeln für die Gruppendritten bei der EURO 2024 in Deutschland „Krone Vorarlberg“-Kolumnisten Harald Petermichl bereits jetzt vor Spannung zittern lassen, wurde ein großes Geheimnis bereits vorzeitig gelüftet. Jenes, wo das Endspiel stattfinden wird...

Erfahrungsgemäß lässt sich schlechter Laune leicht vorbeugen, indem man nicht über die am Horizont dräuende Winter-Wüsten-Weltmeisterschaft (WWWM) in Qatar schreibt, sondern gleich zwei Jahre nach 2024 weiterspringt. Dann wird nämlich in Deutschland die Europameisterschaft der Buben stattfinden, die allein schon wegen der Frage, welche Gruppendritten sich aufgrund der höheren Punktzahl, der besseren Tordifferenz, der größeren Anzahl erzielter Tore, der größeren Anzahl Siege, der Fair-Play-Wertung und so weiter für das Achtelfinale qualifizieren werden, ein Höchstmaß an Spannung verspricht. Nicht mehr spannend ist dagegen die Frage, wo das Finale stattfinden wird; da ist kürzlich die Wahl auf das Berliner Olympiastadion gefallen. Soso.

Schon bei der WM 2006 durfte man sich darüber wundern, dass das Finale mit dem legendären Geplänkel zwischen Zinédine Zidane und Marco Materazzi auf dem ehemaligen Reichssportgelände in einer Art Kuchenform stattfand, die mit fränkischem Muschelkalk und Gauinger Travertin verkleidet ist, einer Kampfbahn, die wegen ihres blauen 400 Meter-Plastikovals nun mal kein Fußballstadion ist und nie eines sein wird, wovon man sich bei den Spielen der Alten Dame Hertha überzeugen kann, während zur selben Zeit einige bestens geeignete Fußballarenen, sei es in der Fröttmaninger Heide, sei es im Ruhrgebiet, sinnlos in der Gegend herumstanden. Bei der erneuten Entscheidung für Berlin fällt es einem dann doch schwer, dahinter keinen Hauptstadtbonus oder -wahn zu vermuten.

Waren das noch Zeiten, als Bonn Bundeshauptstadt war. Ein höchst sympathisches Provisorium, weil das verschlafene Städtchen am Rhein nicht über ein Arsenal an Monumentalbauten und riesigen Aufmarschplätzen verfügte, aber 1981 im Hofgarten dennoch 300.000 Menschen Platz bot, um gegen den NATO-Doppelbeschluss zu protestieren. Niemand wäre auf die Schnapsidee gekommen, das WM-Finale 1974 im dortigen Sportpark Nord, wo der Bonner SC seine Heimspiele gegen den FC Wegberg-Beeck oder den SC Wiedenbrück austrägt, stattfinden zu lassen. Da hat man damals das andere Olympiastadion, das in München, vorgezogen, zwar auch mit Laufbahn, aber dafür mit Zelt. Immerhin haben die Jungs von der Japan Football Association bei der WM 2006 die Anlage in Bonn als beschauliches Trainingsgelände genutzt. Tja, manchmal sind Provisorien gar nicht so schlecht; auch das Grundgesetz der BRD war mal als „provisorische Regelung der staatlichen Grundordnung“ gedacht und hält sich bis heute eigentlich ganz gut.

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