„Krone“-Kommentar

Gaspreis: Europa ist ohne Strategie

Wirtschaft
23.03.2022 06:00

Eilig sind die Minister(innen) der einzelnen Länder unterwegs, sie reisen besonders gern in den Nahen Osten, vielleicht können sie von dort eine Frohbotschaft mitbringen: Ja, wir bekommen zusätzliche Gasmengen von einem der Scheichtümer.

Diese „Reisediplomatie“ im Stil von Handelsreisenden ist demaskierend: Die Erkenntnis ist, dass nicht nur Österreich keine Notfall-Strategie entwickelt hat, dieses Versäumnis gilt für die ganze EU.

Schon beim vermeintlichen Ausstieg aus Kohle und Atomkraft sind z.B. in Deutschland viele Milliarden in den Sand gesetzt worden. Das Resultat? Österreich importiert nach wie vor Energie aus Deutschland, die von Kohle- und Atomkraftwerken stammt!

Auf das günstige Russengas haben nicht nur wir uns verlassen, auch anderen geht es kaum besser. Wer da jetzt naiv hofft, durch Hyperaktivitäten Ersatzmengen an Gas mobilisieren zu können, beweist nur seine Unkenntnis: Erstens dauert es Jahre, bis Alternativen à la LNG (Flüssiggas) und Wasserstoff zur Verfügung stehen, da braucht es die Errichtung neuer Häfen, Tankerkapazitäten, Pipelines und Entladeeinrichtungen. Auch das reicht nicht, denn dieses „neue“ Gas bekommen nur jene, die jahrzehntelang laufende Fixabnahmen garantieren. So wie wir das seinerzeit mit den Russen vereinbart haben. Österreich hat es versäumt, Alternativen aufzubauen. Die EU leider genauso, sie hat nicht einmal eine Strategie dafür!

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