Registrierung

Bürokratie-Flaschenhals bei Flüchtlings-Erfassung

Oberösterreich
19.03.2022 07:02
164.000 Ukrainer sind seit Kriegsbeginn nach Österreich geflohen, 80 Prozent bereits weitergereist, aber etwa 30.000 bleiben, von denen bisher erst 9000 registriert worden sind. Kein Wunder: In Oberösterreich gibt es nur drei Registrierungsstellen, und das Prozedere für die Anmeldung ist höchst umständlich.

Ukrainer, die sich in Oberösterreich registrieren lassen wollen, brauchen meist einen langen Atem und ein großes Maß an Gelassenheit. Davon kann auch der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer Friedrich Kern aus Altmünster ein Lied singen. Denn ob der Enns gibt es derzeit nur drei Info- und Registrierungspoints, an denen Ukrainer einen Aufenthaltstitel als Vertriebene bekommen: Zwei sind in Linz (am Hintereingang der Polizeiinspektion Linz-Hauptbahnhof sowie im Postverteilerzentrum in der Waldeggstraße 41), das dritte befindet sich am Messegelände Wels (Messehalle 9). Die Erfassungsstellen sind täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

„Ich bin mit einer aus Kiew geflüchteten Frau und ihren zwei Kindern am Donnerstag um 15 Uhr in Wels gewesen“, erzählt Kern. Vor Ort hätten ihn zwei Polizisten gefragt, ob die drei auch ein Ticket für die Registrierung haben. „Natürlich hatten wir das nicht, denn das ist zuvor nirgends kommuniziert worden“, sagt der Flüchtlingshelfer. Die Beamten hätten aber betont, dass man vor 8 Uhr früh kommen müsse, um sich ein Ticket zu holen – da täglich nur 60 Personen registriert werden können. Persönliche Abholung der Tickets ist erforderlich„Ich hab’ dann gefragt, ob wir nicht einfach telefonisch oder per Internet einen Termin ausmachen können, doch das wurde verneint“, so Kern. Auch seine Frage, ob eine Person eventuell für mehrere Angehörige – beispielsweise Eltern für Kinder – Tickets abholen dürfen, wurde abschlägig beantwort: Die persönliche Anwesenheit sei unabdingbar.

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Ich frage mich, wer macht so unsinnige Regelungen? Es sollte doch möglich sein, hier umgehend eine praktikable Lösung zu finden.

Friedrich Kern, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer aus Altmünster

„Wir haben in Altmünster auch eine 85-jährige, leicht demente Frau. Ich kann doch nicht in der Früh mit ihr zum Ticketlösen nach Wels fahren und dann sofort wieder zurück, weil vielleicht schon 60 Leute vor uns sind“, schüttelt Kern den Kopf. Genauso wenig sei zumutbar, dass Senioren oder Kinder stundenlang auf den Termin warten müssen.

Der oö. Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer sprach diese Problematik bereits im Laufe der Woche bei einem Treffen mit dem dafür zuständigen Innenminister Gerhard Karner an. „Am Freitag ist dann zugesichert worden, dass es auch mobile Registrierungsteams für gebrechliche Menschen geben wird“, so Hattmannsdorfer. An weiteren Verbesserungen werde gearbeitet.

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