Pommers Feierabend

Corona, damals, heute, Menschenfleisch

Pommer am Abend
16.03.2022 14:06

Einen schönen Mittwochabend.

Nun ist es also zwei Jahre her, dass uns das Coronavirus zum ersten Mal in den Lockdown zwang. Ich bin ein Mensch, für den ein Hamsterkauf schon bedeutet, dass der Kühlschrank für das Wochenende gefüllt ist. Plötzlich stand ich da und kaufte Essensdosen und Astronautennahrung wie in Vorbereitung auf den Atomkrieg. In Horrorfilmen verspeisen die Überlebenden nach Katastrophen oft Menschenfleisch, da werden noch Lebende auf Spießen über Lagerfeuern gegart. Wenn Sie einmal Weinbeuschel aus der Dose probiert haben, wissen Sie, warum das eine kulinarische Alternative ist. Irgendwo habe ich einmal gelesen, ich glaube in einem Interview mit einem Serienkillerkannibalen, dass Menschen wie Hühnchen schmecken. Vielleicht konnte ich Ihnen damit heute das Abendessen versüßen.

Beim ersten Lockdown herrschte Ausnahmezustand. Die Straßen menschenleer, kaum Autos unterwegs, jeder Einkauf wurde zum Abenteuer. Ich machte Homeoffice und schaute aus dem Fenster, für meinen Geschmack zu lange, ich war nur noch eine Lockdownverlängerung davon entfernt, verbittert Falschparker aufzuschreiben. Der Spaziergang durch die verlassene Innenstadt wie in diesen Romanen, in denen die Protagonisten plötzlich ganz alleine auf dem Planeten aufwachen. Ich hätte nackt über den Graben laufen und es auf die geschlossenen Geschäfte schieben können. Damals hatten wir so um die 200 bis 300 Neuinfektionen am Tag. Jetzt haben wir 40 - pro Minute.

Damals (250 Neuinfektionen pro Tag): Besuch bringt etwas vorbei. Meterweiter Abstand, Maske tragen, Hände desinfizieren, Türklinke putzen.
Heute (58.600 Neuinfektionen pro Tag): Darf es noch ein Weißwein sein? Wir sitzen in vollen Bars, in Discos wird getanzt, die Masken fallen. Niemand kontrolliert irgendetwas.

Damals: keine flächendeckenden und billigen Testmöglichkeiten.
Heute: flächendeckende und billige Testmöglichkeiten, die aber für die Bevölkerung radikal reduziert werden. Von mehrmals gurgeln in der Woche zu einmal gurgeln pro Woche.

Damals: keine Impfung.
Heute: Keiner geht impfen. Gestern gab es bundesweit 269 Erststiche.

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei“ - Gesundheitsminister Rudolf Anschober damals.
„Die Pandemie ist noch nicht vorbei“ - Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein damals.
„Die Pandemie ist noch nicht vorbei“ - Gesundheitsminister Johannes Rauch heute.
Alle wissen es. Und trotzdem: Maskenpflicht aufgehoben, Discos ohne jede Kontrolle offen, Quarantäneregelung außer Kraft, Impfplicht beendet, Gratistests reduziert.

Bei der Zubereitung eines Menschen sollten Sie auf den Verzehr der Innereien verzichten (wegen Drogen, Alkohol, Krankheiten). Nur so als Tipp. Vielleicht brauchen Sie den ja noch.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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