„Erhebliches Risiko“

Warnung: Nutzer sollen Kaspersky-Software ersetzen

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15.03.2022 11:59

Wie sicher ist Antiviren-Software von Kaspersky? Angesichts des Ukraine-Krieges ist die bereits seit Jahren schwelende Debatte um die Zuverlässigkeit des russischen Unternehmens neu entbrannt. Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnte am Dienstag eindringlich vor dem Einsatz von Kaspersky-Virenschutzprodukten und empfahl, diese durch „alternative Produkte“ zu ersetzen (siehe auch Video oben).

Antivirensoftware verfüge über weitreichende Systemberechtigungen und müsse systembedingt eine dauerhafte, verschlüsselte und nicht prüfbare Verbindung zu Servern des Herstellers unterhalten, erläuterte das BSI. Daher sei Vertrauen in die Zuverlässigkeit und den Eigenschutz eines Herstellers sowie seiner authentischen Handlungsfähigkeit entscheidend für den sicheren Einsatz solcher Systeme. „Wenn Zweifel an der Zuverlässigkeit des Herstellers bestehen, birgt Virenschutzsoftware ein besonderes Risiko für eine zu schützende IT-Infrastruktur“, so das Bundesamt.

Angesichts der im Zuge des aktuellen kriegerischen Konflikts von russischer Seite ausgesprochenen Drohungen gegen die EU und die NATO besteht laut BSI ein „erhebliches Risiko eines erfolgreichen IT-Angriffs“. „Ein russischer IT-Hersteller kann selbst offensive Operationen durchführen, gegen seinen Willen gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyber-Operation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden“, so das BSI.

Von solchen Operationen könnten alle Nutzer der Virenschutzsoftware betroffen sein, in besonderem Maße gefährdet seien jedoch Unternehmen und Behörden mit besonderen Sicherheitsinteressen und Betreiber kritischer Infrastruktur, warnte das Bundesamt und empfahl daher, „Anwendungen aus dem Portfolio von Virenschutzsoftware des Unternehmens Kaspersky durch alternative Produkte zu ersetzen.“ Dabei sollten Betroffene aber mit Bedacht vorgehen: „Würden IT-Sicherheitsprodukte und insbesondere Virenschutzsoftware ohne Vorbereitung abgeschaltet, wäre man Angriffen aus dem Internet möglicherweise schutzlos ausgeliefert.“

Kaspersky will Bedenken ausräumen
Kaspersky erklärte, die Entscheidung des BSI beruhe nicht auf einer technischen Bewertung seiner Produkte. Sie sei vielmehr aus politischen Gründen getroffen worden. „Kaspersky ist ein privat geführtes globales Cybersicherheitsunternehmen, und als privates Unternehmen hat Kaspersky keine Verbindungen zur russischen oder einer anderen Regierung.“ Die Infrastruktur zur Datenverarbeitung habe man in die Schweiz verlagert.

„Wir sichern unseren Partnern und Kunden die Qualität und Integrität unserer Produkte zu und werden mit dem BSI zusammenarbeiten, um die Entscheidung zu klären und die Bedenken des BSI oder anderer Regulierungsbehörden auszuräumen.“

Neuer Vorstoß aus Italien in alter Debatte
Erst am Montagabend hatte der für den Geheimdienst zuständige italienische Staatssekretär Franco Gabrielli appelliert, Kaspersky-Software aus der öffentlichen Verwaltung zu verbannen. Die Debatte um die Zuverlässigkeit von Kaspersky reicht allerdings bereits viel weiter zurück. Bereits 2017 hatten die USA unter Donald Trump das Unternehmen als „Gefahr für die nationale Sicherheit“ eingestuft. Die Befürchtung der US-Regierung: Kaspersky-Sicherheitssoftware könnte - mit oder ohne Wissen des Herstellers - Hintertüren für den russischen Geheimdienst enthalten, mit denen dieser Angriffe auf kritische Infrastruktur wie das Stromnetz durchführen könnte.

Firmengründer Jewgeni Kasperski (englische Schreibweise: Eugene Kaspersky) hatte die US-Vorwürfe strikt zurückgewiesen. Bei Kaspersky pflege man keinerlei „unpassende Kontakte“ zur russischen Regierung und werde keinesfalls Cyberwaffen für irgendeinen Staat der Erde entwickeln, hieß es damals. Dennoch hatten nach den USA auch Litauen und die Niederlande Kaspersky-Software vorsorglich von Behördenrechnern verbannt.

„Krieg ist für niemanden gut“
Jewgeni Kasperski selbst hatte sich am 1. März via Twitter zum Krieg in der Ukraine geäußert, ohne diesen allerdings als solchen zu bezeichen. „Wie der Rest der Welt stehen auch wir unter Schock angesichts der jüngsten Ereignisse. Das Wichtigste, was wir in dieser Situation tun können, ist, den ununterbrochenen Betrieb unserer Produkte und Dienstleistungen weltweit zu gewährleisten“, schrieb er.

In einem weiteren Tweet ergänzte er: „Wir begrüßen die Aufnahme von Verhandlungen zur Lösung der gegenwärtigen Situation in der Ukraine und hoffen, dass sie zu einer Einstellung der Feindseligkeiten und zu einem Kompromiss führen werden. Wir glauben, dass der friedliche Dialog das einzig mögliche Instrument zur Lösung von Konflikten ist. Krieg ist für niemanden gut.“

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