Ein zu hoher Blutdruck schädigt langfristig die Gefäße und ist neben Rauchen der größte Risikofaktor für lebensverkürzende Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie wird nun die Klassifikation „erhöhter Blutdruck“ für Werte von 120–139/70-89 mmHg eingeführt.
Um Ärzte zu unterstützen, ihre Patienten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach neuestem Stand der Wissenschaft bestmöglich zu behandeln, hat die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Leitlinien erstellt. Diese dienen als verlässliche Handlungsempfehlungen in spezifischen Situationen. Zum Beispiel bei Bestimmung der Messwerte sowie Behandlung von Bluthochdruck.
Während die Diagnose arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) nach wie vor ab einem Wert von >140/90 mmHg erfolgt, wurde in den neuen ESC-Leitlinien erstmals die Klassifikation „erhöhter Blutdruck“ für Werte von 120–139/70-89 mmHg eingeführt. Diese Kategorie liegt über dem Normalbereich, der als „nicht erhöhter Blutdruck“ bezeichnet wird (<120/70 mmHg), wie die Kardiologen Priv.-Doz. Dr. Sabine Perl, MedUni Graz (Stmk.) und Priv.-Doz. Dr. Thomas Weber, Klinikum Wels-Grieskirchen (OÖ) im Fachmagazin „Ärzte Krone“ berichten.
Entsprechend werden auch Empfehlungen zur Therapie definiert. Bei Hypertonie soll die medikamentöse Behandlung sofort erfolgen. Bei dem neu definierten Messbereich „erhöhter Blutdruck“ hingegen wird vorab eine Risiko-Abschätzung für die Entscheidung zur Therapie angeraten.
Eine Indikation dafür sind Erkrankungen, die durch Ablagerungen von Plaques an den Gefäßwänden verursacht werden und die Durchblutung von Herz, Gehirn sowie anderen Organen beeinträchtigen, Herzschwäche, chronischen Nierenerkrankungen, Organschäden durch Bluthochdruck, Diabetes mellitus bei über 60-Jährigen oder familiärer Hypercholesterinämie (vererbte Fettstoffwechselstörung).
Die Behandlung umfasst mehrere Säulen
Eine wichtige Rolle bei Vorsorge sowie Behandlung von erhöhtem Blutdruck und Hypertonie spielen Lebensstilmaßnahmen. Konkret wird hier die Reduktion von Kochsalz (maximal 1 Teelöffel pro Tag), körperliche Bewegung (mindestens 150 min/Woche moderates oder 75 min/ Woche intensives Ausdauertraining kombiniert mit Übungen zum Muskelaufbau), einem stabilen Body-Mass-Index von 20-25, gesunde Ernährung, möglichst wenig Alkohol, Beschränkung der Zufuhr von Zucker (vor allem in Getränken), Nichtrauchen, Erhöhung der Kaliumzufuhr (außer bei Niereninsuffizienz) genannt.
Gelingt es auf diese Weise nicht, den Blutdruck zu senken, kommen zusätzlich blutdrucksenkende Medikamente mit unterschiedlichen Wirkstoffen zum Einsatz (bei Werten >140/90 mmHg sollen diese sofort eingenommen werden).
Als Zieldruck gilt für den überwiegenden Teil der Patienten, unabhängig vom Alter, ein Wert von 120-129/70-79 mmHg. Zur Vorsicht wird allerdings bei moderater bis ausgeprägter Gebrechlichkeit, Störungen des autonomen Nerven- und Herz-Kreislauf-Systems (Symptome wie Schwindel, Blässe, Benommenheit etc. bei aufrechter Körperposition) und/oder einem Alter über 85 Jahren gemahnt.
Unter bestimmten Bedingungen – etwa bei medikamentös schwer oder nicht einstellbarem Bluthochdruck – ist mitunter ein minimal-invasives Verfahren (renale Denervierung) angedacht. Dabei werden überaktive Nervenstränge rund um die Nierenarterie deaktiviert und der Blutdruck dadurch langfristig gesenkt.
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