Hebamme zieht Bilanz

„Jedes Neugeborene ist wie ein kleines Wunder“

Steiermark
28.01.2022 07:00

3553 Babys hat Hebamme Hildegard Eitzinger aus Schladming schon auf die Welt geholt. Sie weiß, wie sich Geburten verändert haben und dass die Natur wichtiger ist als jede Statistik.

Hebamme zu werden, das hatte die heute 61-Jährige eigentlich nie auf ihrer Agenda, „ich hab eigentlich die Handelsschule besucht“, erzählt die fröhliche Schladmingerin. „Aber dann wurde meine beste Freundin schwanger und fand ewig keine Hebamme. Da hab ich beschlossen, die damals zweijährige Ausbildung in Salzburg zu machen.“

Ihr erstes Baby, das vergisst sie natürlich nie - „mein Gott, ich war so nervös, mehr als die werdenden Eltern“. Dennoch musste die Steirerin vor der Mama den Spagat schaffen, sich nichts anmerken zu lassen, souverän zu wirken, alles im Griff habend. Tausende Babys später muss die erfahrene Hebamme Gelassenheit keinem mehr vorspielen. „Geduld ist die wichtigste Charaktereigenschaft in unserem Beruf. Und Empathie, Mitgefühl.“

3553 sind es, die sie seit 1988 auf die Welt geholt hat. „Gehoben“, korrigiert sie, „wir sind Hebammen, keine Hol- oder Ziehfrauen.“ Sie kann gar nicht sagen, was ihre längste Begleitung war. „Der Beginn wird ja über die Öffnung des Muttermundes definiert, wenn dann aber länger keine Wehen kommen, kann sich eine Begleitung schon auch über Tage ziehen.“ Berührt hat sie jeder einzelne Einsatz. „Es ist jedes Mal ein neues Wunder, wenn Leben auf die Welt kommt. Die ganzen Strapazen sind vergessen, sobald das Kinderl da ist.“

Was sich verändert hat: „Heutzutage sind bei den meisten Geburten die Väter dabei oder Freundinnen, ein Netzwerk zur Unterstützung. Früher war das fast noch Tabuthema.“ Zwillingen half sie des Öfteren auf die Welt, „zu Überraschungen kommt es in Zeiten von Ultraschall eigentlich nie mehr“. Wofür sie „dem lieben Gott“ jeden Tag dankt: „Ich hab nie eine Mama oder ein Baby verloren.“

Einmal springt sie sicher noch ein. . .

Jetzt haben „ihre“ Kinder selbst schon Kinder; ihr erstes Baby damals, als sie so nervös war, ist schon dreifache Mama! Hildegard Eitzingers Berufsleben hat sich über Jahrzehnte nicht dramatisch geändert, vor allem die Erkenntnis bleibt: „Die Natur regelt vieles selbst. Manchmal muss man einfach vertrauen und abwarten. Keine Geburt läuft nach Plan oder Statistik. Das Leben übrigens auch nicht.“

Jetzt ist die Schladmingerin in Pension gegangen, springt nur noch in Ausnahmefällen ein. Eine Geburt steht aber noch bevor, und da wird sie so nervös sein wie bei ihrem ersten Mal: Ihre Tochter bekommt Ende Jänner das erste Baby. Und das hebt natürlich die Oma in die Welt.

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