"Krone"-Interview

BMW-OÖ-Chef Wölfel: “Leute hier können Gas geben!”

Oberösterreich
05.05.2011 14:57
Gerhard Wölfel ist der Chef von BMW-Oberösterreich. Im Interview mit "OÖ Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann (im Bild links) spricht er über seine Zukunft und den "oberösterreichischen" BMW.

Krone: Wie oberösterreichisch ist denn eigentlich ein BMW?
Gerhard Wölfel: Oberösterreichischer als man denkt! Natürlich zunächst bei den den Motoren. Aber auch sonst kommen jede Menge Teile aus Oberösterreich. Das Blechkleid etwa von der Voest oder Teile der Achsen und so weiter.

Krone: Dann müsste man BMW – also Bayerische Motoren Werke – in Oberösterreichische Motorenwerke – "OÖ-BMW oder gar „OÖMW" – umbennen.
Wölfel: Das wäre doch etwas übertrieben. Aber Sie haben schon recht: Wenn man sich das Vorjahr und heuer ansieht, dann kommen 70 bis 75 Prozent der BMW-Motoren aus Steyr, so gesehen trifft "OÖ-Motorenwerke" zu.

Krone: Weltkonzern BMW – welche Rolle spielt da Steyr?
Wölfel: Eine sehr große! Wir sind Haupt-Komponentenwerk, liefern auch für Motoren, die anderswo gebaut werden, kommen mittlerweile schon auf mehr als eine Million Motoren pro Jahr.

Krone: Also fährt eigentlich kein BMW mehr ohne Teile aus Steyr zum Kunden?
Wölfel: Lassen Sie mich überlegen (denkt nach). Defacto: Ja.

Krone: Aber Rolls Royce, das auch zum Konzern gehört, fährt noch Steyr-frei?
Wölfel: Für Rolls Royce liefern wir noch nicht. Aber wir müssen München schon auch noch was lassen.

Krone: Was macht Steyr zur Erfolgsgeschichte?
Wölfel: Schauen Sie: Vor 30 Jahren war das Werk für 150.000 Motoren pro Jahr geplant, für heuer sind 1,1 Millionen eine realistische Zahl. Das wäre absoluter Rekord – aber da muss man noch vorsichtig sein. Seit 1979 wurden am Standort Steyr 4,5 Milliarden Euro investiert. Wenn man umrechnet: Das sind mehr als zehn Millionen Euro pro Monat in diesen 30 Jahren.

Krone: In Oberösterreich wünschen wir uns natürlich, dass es auch so weitergeht!
Wölfel: Wollen wir auch. Hängt aber natürlich auch davon ab, wie sehr uns die Politik und die Sozialpartnerschaft entgegenkommen.

Krone: Ich denke, da kommen doch gute Signale.
Wölfel: Nicht schlecht. Aber es gibt auch Schwierigkeiten, etwa, Techniker-Nachwuchs zu rekrutieren.

Krone: Was kann man da tun?
Wölfel: Da liegen bei den Frauen die Potenziale. Und im ingenieurmäßigen Bereich, da sollte man mehr darauf achten, dass nicht nur Quantitäten, sondern Qualitäten herauskommen.

Krone: Aber die aktuelle Bilanz – die kann sich sehen lassen.
Wölfel: Mit bayrischem Understatement sage ich: Wir sind zufrieden, wir schauen sehr optimistisch in die Zukunft.

Krone: Schon bald, so hört man, laufen die ersten BMW-3-Zylinder-Motoren vom Band in Steyr. Was macht diese kleinen Motoren interessant, was können sie?
Wölfel: Eine ganze Menge! Mit kleinvolumigen Motoren erzielt man hohe Dynamik und leistet einen Beitrag zur Emissionsbegrenzung.

Krone: Aber viele schätzen doch die Laufruhe von sechs oder wenigstens vier Zylindern.
Wölfel: Wenn man's nicht weiß, wird man nicht merken, dass man in einem 3-Zylinder sitzt! Meine Techniker machen sich manchmal den Spaß, mich zu testen – und ich muss sagen, es fällt mir verdammt schwer, es herauszufinden.

Krone: Wir haben schon geklärt, wie oberösterreichisch BMW ist. Jetzt würde ich aber auch gerne wissen: Wie oberösterreichisch ist denn Gerhard Wölfel?
Wölfel: Ich bin schon 49-prozentig Oberösterreicher geworden – nach knapp zwei Jahren hier in Steyr. Damals hab' ich gesagt, ich darf da arbeiten, wo ich Urlaub mache. Heute sage ich: Ich muss zwar viel arbeiten, aber ich mag es hier!

Krone: Was gefällt Ihnen?
Wölfel: Was mich begeistert, sind vor allem die Menschen. Sie begegnen mir offen und wertschätzend. Ich habe mir zu meinem persönlichen Motto gemacht, "Freundlichkeit kann man nicht verschenken, man bekommt sie immer wieder zurück". Und das gilt hier wirklich. Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben. Auch bei der Politik, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.

Krone: Und Urlaub machen Sie immer noch in Österreich?
Wölfel: Ja! Jetzt geht's erstmals ein paar Tage in die Wachau und ins Burgenland. Früher war ich immer wieder in Tirol und Kärnten. Wels kannte ich schon als Partnerstadt meiner Heimatstadt Straubing.

Krone: Man spürt, dass Sie von Österreich begeistert sind.
Wölfel: Hier kann man einfach gut entschleunigen!

Krone: Aber auch Gas geben!
Wölfel: Ja! Diesen Wechsel, den kann man hier sehr gut lernen. Um es in der Motorradsprache zu sagen: Die Menschen hier können sehr gut vom 1. auf den 5. Gang schalten. Das macht es schön, hier zu arbeiten.

Krone: Man trifft Sie auch auf vielen Veranstaltungen in Oberösterreich – Sie sind ein Paradebeispiel für gelungene Integration.
Wölfel: Ja, ich führe gerne nette Gespräche. Man kann so viel voneinander lernen! Vor allem: Zum Großteil trägt man selber dazu bei, wie man sich fühlt.

Krone: Und – sagen wir in zehn jahren – was werden Sie da tun?
Wölfel: Mit meiner BMW Cruiser im bayrischen Wald unterwegs – bei uns gilt Altergrenze 62.

Krone: Okay, dann sagen sie uns noch, wo Sie sich in fünf Jahren sehen!
Wölfel: Naja, unsere Aufenthalte dauern in der Regel drei bis fünf Jahre. Ich werde mich also in den nächsten Jahren sicher verändern – außer Österreich gemeindet Bayern ein.

von Klaus Herrmann, "OÖ Krone"

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